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Vorkosigan 11 Spiegeltanz

Vorkosigan 11 Spiegeltanz

Titel: Vorkosigan 11 Spiegeltanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Man kopiert einfach alles, was der Partner macht.«
    Er blickte durch den Türbogen und dachte an die hohen Türen zur Promenade. »Vielleicht – vielleicht draußen?«
    »Wieso draußen? Sie würden mich nicht sehen.«
    »Und es würde auch mich niemand sehen.« Ein Verdacht kam ihm hoch. »Hat meine Mutter Sie gebeten, das zu tun?«
    »Nein …«
    »Lady Vorpatril?«
    »Nein!« Sie lachte. »Warum sollten sie? Kommen Sie, oder die Musik ist vorbei!« Sie nahm ihn an der Hand und zog ihn entschlossen durch den Türbogen. Hinter ihr fielen noch ein paar Blumen herab. Er fing einige Blüten mit der freien Hand auf und 393
    schob sie verstohlen in die Hosentasche. Hilfe, ich bin von einer Enthusiastin entführt worden! Aber es gab schlimmere Schicksale.
    Er verzog den Mund zu einem schiefen Lächeln. »Es macht Ihnen nichts aus, mit einer Kröte zu tanzen?«
    »Was?«
    »Ach, das ist etwas, das Ivan gesagt hat.«
    »Ach, Ivan.« Sie zuckte herablassend die weißen Achseln.
    »Ignorieren Sie Ivan. Wir alle ignorieren ihn.«
    Lady Cassia, Sie sind gerächt. Marks Stimmung hellte sich weiter auf. Sie war jetzt mitteldüster.
    Der Spiegeltanz ging wie beschrieben. Die Partner standen einander gegenüber und verneigten und wiegten und bewegten sich im Takt der Musik. Das Tempo war lebhafter und weniger gravitätisch als bei den großen Gruppentänzen und hatte mehr jüngere Paare auf die Tanzfläche gelockt.
    Mark mischte sich mit Kareen unter die Tanzenden und kam sich dabei schrecklich auffällig vor. Er begann ihre Bewegungen zu kopieren, wobei er etwa einen halben Takt hinter ihr lag. Genau wie sie versprochen hatte, dauerte es ungefähr fünfzehn Sekunden, bis er den Dreh heraushatte. Er begann auch ein wenig zu lächeln.
    Die älteren Paare waren sehr würdig und elegant, aber einige der jüngeren waren sehr kreativ. Ein junger Vor nutzte eine Handbewegung und foppte seine Dame, indem er einen Finger kurz in die Nase steckte und mit den übrigen ihr zuwinkte. Sie brach die Regel und folgte seinem Beispiel nicht, aber er spiegelte ihren empörten Gesichtsausdruck perfekt. Mark lachte.
    »Sie schauen ganz anders aus, wenn Sie lachen«, sagte Kareen.
    Es klang überrascht. Sie reckte verwundert den Kopf.
    Er hob seinerseits den Kopf. »Anders als was?«
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    »Ich weiß nicht. Nicht so … begräbnismäßig. Dort hinten in Ihrem Versteck in der Ecke haben Sie dreingeschaut, als hätten Sie Ihren besten Freund verloren.«
    Wenn Sie nur wüßten. Sie drehte eine Pirouette, er ebenfalls. Er vollführte eine übertriebene Verbeugung vor ihr; überrascht, aber belustigt erwiderte sie die Geste. Der Anblick war bezaubernd.
    »Ich werde Sie gleich wieder zum Lachen bringen«, entschied sie mit Nachdruck. Also ging sie dazu über, ihm mit völlig ausdruckslosem Gesicht schnell hintereinander drei schmutzige Witze zu erzählen. Am Ende lachte er über deren absurden Kontrast zu ihrem mädchenhaften Aussehen fast mehr als über die Witze selbst.
    »Wo haben Sie denn die her?«
    »Von meinen großen Schwestern«, sagte sie mit einem Achselzucken.
    Es tat ihm wirklich leid, als die Musik aufhörte. Diesmal übernahm er die Führung und drängte sie zurück in den benachbarten Raum, um Getränke zu nehmen und dann auf die Promenade hinauszugehen. Nachdem die Konzentration des Tanzes vorüber war, wurde ihm auf unbehagliche Weise bewußt, wie viele Leute ihn anschauten, und diesmal war es kein paranoider Wahn. Sie hatten ein auffälliges Paar abgegeben, die schöne Kareen und ihre Vorkosigan-Kröte.
    Draußen war es nicht so dunkel, wie er gehofft hatte. Zusätzlich zu dem Licht, das aus den Fenstern der Residenz drang, gab es farbige Punktscheinwerfer in der Gartenlandschaft, die im Nebel zu einer sanften allgemeinen Beleuchtung verschwammen. Der Hang unterhalb der Steinbalustrade glich mit seinen alten Büschen und Bäumen fast einem Wald. Mit Steinen gepflasterte Gehwege führten im Zickzack hinab. Bänke aus Granit luden zum Verweilen 395
    ein. Doch die Nacht war so kühl, daß die meisten Leute drinnen blieben, was recht hilfreich war.
    Es war eine höchst romantische Szenerie, die da auf ihn verschwendet wurde. Warum tue ich das? Was brachte es, einen Hunger zu wecken, den man nicht stillen konnte? Es tat schon weh, wenn er sie nur anschaute. Er schob sich trotzdem näher an sie heran, und ihm schwindelte mehr von ihrem Duft als von dem Wein und dem Tanz. Von der Bewegung strahlte ihre Haut Wärme aus. Durch das Zielfernrohr

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