Vorkosigan 11 Spiegeltanz
regen Sie sich dann auf, Sie langweiliger Vor?« Mist. Der hier weiß, daß Miles tot ist. Woher, zum Teufel, weiß er es? Ist er ein Insider vom Sicherheitsdienst? Doch von seinem Kragen starrte kein Horus-Auge; er trug irgendeine Art Raumschiffabzeichen, die Mark nicht ganz deuten konnte. Ein Typ aus dem aktiven Dienst. »Was bedeutet Ihnen ein weiterer kleiner überflüssiger Vor-Schmarotzer, der auf Kosten seiner Familie in Vorbarr Sultana lebt? Dort oben 401
habe ich heute abend eine Menge solcher Drohnen gesehen, die sich vollaufen ließen.«
»Du bist ziemlich anmaßend.«
»Bedenken Sie, wo wir uns befinden«, sagte Mark wütend. »Sie werden hier keine Morddrohungen ablassen. Das würde sonst dem Sicherheitsdienst Verlegenheiten bereiten. Und ich glaube nicht, daß Sie Simon Illyan verärgern wollen, wer auch immer, zum Teufel, Sie sind.« Er zählte weiter die Sekunden.
»Ich weiß nicht, was für einen Einfluß du deiner Meinung nach auf den Sicherheitsdienst hast«, begann der Mann wütend.
Doch er wurde unterbrochen. Ein lächelnder Diener in der Livree der Residenz kam mit einem Tablett voller Gläser den Pfad herab.
Ein junger Mann in körperlicher Topform.
»Getränke, meine Herren?«, schlug er vor.
Der unbekannte Vor blickte ihn finster an. »Nein, danke.« Er machte auf dem Absatz kehrt und ging davon. Hinter ihm
peitschten Büsche und verspritzten Tropfen von Tau.
»Danke, ich nehme eins«, sagte Mark lebhaft. Der Diener reichte ihm das Tablett mit einer leichten Verneigung. Seinem gereizten Magen zuliebe blieb Mark bei demselben leichten Wein, den er schon den ganzen Abend getrunken hatte. »Achtundfünfzig Sekunden. Euer Timing ist lausig. Er hätte mich schon dreimal umbringen können, aber Sie haben erst unterbrochen, als das Gespräch interessant wurde. Wie kriegt ihr Sicherheitsleute dieses Zeug in Echtzeit heraus? Es ist doch nicht möglich, daß ihr genügend Leute dort oben habt, um jedem Gespräch im Gebäude zu folgen. Laßt ihr automatisch nach Schlüsselwörtern suchen?«
»Wollen Sie ein Canape, Sir?« Höflich drehte der Diener das Tablett und bot die andere Seite dar.
»Nochmals danke. Wer war dieser stolze Vor?«
402
Der Diener blickte den jetzt leeren Weg hinab. »Kapitän Edwin Vorventa. Er ist auf Urlaub, während sein Schiff im Orbit auf Dock liegt.«
»Er ist nicht beim Sicherheitsdienst?«
»Nein, Mylord.«
»So? Nun, dann sagen Sie Ihrem Boss, ich würde ihn gerne sprechen, sobald es ihm paßt.«
»Das wäre Lord Voraronberg, der Verwalter des Kastellans für Speisen und Getränke.«
Mark grinste. »Ja, sicher. Gehen Sie, ich bin betrunken genug.«
»Sehr gut, Mylord.«
»Ich darf gar nicht an den Morgen denken. – Ach, noch etwas!
Sie wissen nicht zufällig, wo ich im Augenblick Ivan Vorpatril finden könnte, oder?«
Der junge Mann schaute einen Augenblick lang geistesabwesend über den Balkon hinweg, als würde er auf etwas hören, obwohl kein Kopfhörer zu sehen war. »Unten an der nächsten Biegung nach links gibt es neben einem Brunnen eine Art Aussichtspavillon, Mylord. Dort können Sie es einmal versuchen.«
»Danke.«
Mark folgte den Angaben des Dieners und ging durch den kühlen Nachtnebel. Ein verirrter Lichtstrahl ließ auf seinem Uniformärmel Nebeltropfen wie eine Wolke über den kleinen silbernen Flüssen der Stickerei schimmern. Bald hörte er das Geplätscher eines Brunnens. Daneben stand ein zierliches Steingebäude ohne Wände, nur aus tief verschatteten Bögen.
In diesem Winkel des Gartens war es so still, daß er jemanden im Pavillon atmen hörte. Nur eine Person. Das war gut, er war also nicht drauf und dran, seine sowieso schon geringe Popularität noch 403
weiter zu vermindern, indem er ein Schäferstündchen störte. Aber das Atmen klang seltsam heiser. »Ivan?«
Lange herrschte Schweigen. Mark versuchte zu entscheiden, ob er noch einmal rufen oder sich auf Zehenspitzen aus dem Staub machen sollte, als Ivans Stimme mit einem wenig einladenden Knurren antwortete: »Was?«
»Ich wollte bloß … wissen, was du machst.«
»Nichts.«
»Versteckst du dich vor deiner Mutter?«
»… Jaa.«
»Ich … äh … werde ihr nicht sagen, wo du bist.«
»Gut für dich«, lautete die saure Antwort.
»Nun … dann sehe ich dich später.« Er wandte sich zum Gehen.
»Warte!«
Mark wartete verwundert.
»Wie wäre es mit einem Drink?«, schlug Ivan nach einer langen Pause vor.
»Ah … natürlich.«
»Also, komm und hol ihn
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