Vorkosigan 11 Spiegeltanz
es zu sagen.« Sie fuhr sich mit den Fingern durch die Locken und grinste.
Wie, zum Teufel, sollte er das auffassen? »Vielleicht habe ich nicht Miles' Grips«, sagte er düster. »Vielleicht haben die jacksonischen Körpergestalter mich verdummt, als sie all das Übrige machten, um mich unter Kontrolle zu halten. Das würde eine Menge über mein Leben erklären.« Jetzt gab es einen neuen morbiden Gedanken, in dem er schwelgen konnte.
Kareen kicherte. »Das glaube ich nicht, Mark.«
Er reagierte mit einem schiefen Lächeln. »Keine Entschuldigungen. Kein Pardon.«
»Jetzt klingen Sie wie Miles.«
Eine junge Frau kam aus dem Ballsaal. Sie war in ein fahlblaues seidenes Zeug gekleidet, athletisch in Topform, hatte leuchtend blondes Haar und war fast so groß wie Ivan. »Kareen!« Sie winkte.
»Mama möchte, daß wir alle kommen.«
»Jetzt, Delia?« fragte Kareen. Es klang recht verstimmt.
»Ja.« Sie musterte Mark mit einem beunruhigend scharfen Interesse, doch von töchterlichem Pflichtgefühl gezogen kehrte sie nach drinnen zurück.
Kareen seufzte, stieß sich von dem Geländer ab, an das sie sich gelehnt hatte, strich vergeblich über eine Falte in ihrer himbeerrosa Gaze und lächelte zum Abschied. »Es war schön, Sie kennengelernt zu haben, Lord Mark.«
»Es war auch schön, mit Ihnen geredet zu haben. Und mit Ihnen getanzt zu haben.« Das stimmte. Er winkte, beiläufiger als ihm zumute war, während sie in das warme Licht der Residenz verschwand. Als er sicher war, daß sie ihn nicht mehr sehen konnte, kniete er nieder und sammelte verstohlen die letzten der winzigen 399
Blüten, die sie verloren hatte, und stopfte sie in seine Tasche zu den übrigen.
Sie hat mir zugelächelt. Nicht Miles. Nicht einem Admiral Naismith. Mir, mir selbst, Mark. So hätte es sein können, wenn er nicht auf dem Gelände der Bharaputras Bankrott gemacht hätte.
Jetzt, da er in der Dunkelheit allein war, entdeckte er, daß ihm nicht mehr viel daran lag. Er beschloß, sich auf die Suche nach Ivan zu machen, und schlug einen der hinabführenden Gartenwege ein. Bedauerlicherweise trennten sich die Wege mehr als einmal und führten wahrscheinlich zu mehr als einem Ziel. Er kam an Paaren vorbei, die sich trotz der Kälte auf den überdachten Bänken niedergelassen hatten, und an einigen anderen Männern und Frauen, die nur zu privaten Gesprächen oder zu einer Abkühlung hier herabgewandert waren. In welche Richtung war Ivan gegangen? Offensichtlich nicht hierher, denn der Weg endete an einem kleinen runden Balkon. Mark machte kehrt.
Jemand folgte ihm, ein großer Mann in rotblauer Uniform. Sein Gesicht verbarg die Dunkelheit. »Ivan?«, sagte Mark unsicher. Er glaubte nicht, daß es sich um Ivan handelte.
»Du bist also Vorkosigans Clown.« Das war nicht Ivans Stimme.
Die absichtlich falsche Aussprache machte sehr deutlich, daß die Beleidigung beabsichtigt war.
Mark blieb stehen. »Das haben Sie ganz richtig kapiert, okay«, knurrte er. »Und wer sind Sie in diesem Zirkus? Der Tanzbär?«
»Ein Vor.«
»Das erkenne ich an der niedrigen, fliehenden Stirn. Welcher Vor?« Ihm sträubten sich die Nackenhaare. Das letztemal hatte er eine solche Erheiterung, verbunden mit einem intensiven Übelsein im Magen, in der Gasse im Stadtviertel Karawanserei empfunden.
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Sein Herz begann zu pochen. Aber er hat noch keine Drohung ausgestoßen, und er ist allein. Warte noch!
»Fremdweltler. Du hast keinen Begriff von der Ehre der Vor«, knirschte der Mann.
»Überhaupt keinen«, stimmte Mark fröhlich zu. »Ich glaube, ihr seid alle wahnsinnig.«
»Du bist kein Soldat.«
»Wieder richtig getroffen. Du meine Güte, heute abend sind wir aber fix. Ich bin strikt zum Einzelattentäter ausgebildet worden.
Tod in der Dunkelheit ist eine meiner Spezialitäten.« Er begann in Gedanken die Sekunden zu zählen.
Der Mann, der gerade zu einer Vorwärtsbewegung angesetzt hatte, hielt inne. »So sieht es aus«, zischte er. »Du hast keine Zeit verplempert und dich zu einer Grafenwürde gebracht. Nicht sehr raffiniert für einen ausgebildeten Attentäter.«
»Ich bin kein raffinierter Mann.« Er zentrierte sein Gleichgewicht, bewegte sich jedoch nicht. Keine plötzlichen Bewegungen.
Einfach weiterbluffen.
»Eins kann ich dir sagen, kleiner Clown.« Er sprach das Wort im gleichen beleidigenden Ton aus wie zuvor.
»Falls Aral Vorkosigan stirbt, wirst nicht du an seine Stelle treten.«
»Nun, das stimmt ja genau«, schnurrte Mark. »Was
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