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Vorkosigan 11 Spiegeltanz

Vorkosigan 11 Spiegeltanz

Titel: Vorkosigan 11 Spiegeltanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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tauchten in der zunehmenden Dämmerung die Szenerie in buntes Licht. Die Gräfin trug eine reichverzierte grüne Jacke und einen langen Rock, die Stadtkleidung einer Vor-Matrone. Bothari-Jesek trug ein ähnliches Kostüm in Blau, das offensichtlich aus dem Kleiderschrank der Gräfin stammte. Am Tisch war auch für ihn gedeckt, obwohl er die letzten vier Tage hintereinander nicht zum Essen erschienen war. Diese Tatsache rührte ihn an. Er ließ sich auf seinen Sitz gleiten.
    »Wie geht es dem Grafen heute?«, fragte er schüchtern.
    »Unverändert«, sagte die Gräfin mit einem Seufzer.
    In Gegenwart der Gräfin gab es die Sitte, vor Beginn des Essens eine Minute zu schweigen. Die Gräfin benutzte sie für ein stilles Gebet, das an diesem Tag wohl mehr umfaßte als nur die Bitte um Segen für das Brot. Bothari-Jesek und Mark warteten höflich. Bothari-Jesek meditierte über Gott weiß was, Mark wiederholte in Gedanken das Gespräch mit Illyan und stieß – leider zu spät – auf all die klügeren Dinge, die er hätte sagen sollen. Ein Diener brachte das Essen auf abgedeckten Tellern und verließ sie wieder, damit sie ungestört waren, was die Gräfin vorzog, wenn man nicht formell mit offiziellen Gästen dinierte. Nach Art einer Familie.
    Ha.
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    Tatsächlich hatte Bothari-Jesek seit dem Zusammenbruch des Grafen der Gräfin die Unterstützung einer Tochter erwiesen; sie hatte sie auf ihren häufigen Fahrten in das Militärkrankenhaus begleitet, private Besorgungen erledigt und ihr als Vertraute zur Seite gestanden. Mark vermutete, daß die Gräfin Elena mehr von ihren wirklichen Gedanken offenbart hatte als allen anderen, und er empfand unerklärlicherweise etwas Neid. Als einziges Kind ihres bevorzugten Gefolgsmanns, war Elena Bothari praktisch die Pflegetochter der Vorkosigans gewesen und im Palais Vorkosigan aufgewachsen. Wenn er also wirklich Miles' Bruder war, machte das dann auch Elena zu seiner Pflegeschwester? Er würde einmal ausprobieren müssen, was sie von der Idee hielt. Und darauf vorbereitet sein, in Deckung zu gehen. Ein andermal.
    »Kapitänin Bothari-Jesek«, begann Mark, als er die ersten paar Bissen hinuntergeschluckt hatte, »wie steht es mit den Dendarii auf Komarr? Oder hält dich Illyan da auch im Dunkeln?«
    »Das sollte er lieber nicht«, sagte Bothari-Jesek. Gewiß, Elena hatte Freunde, die im Rang noch höher standen als der Chef des Sicherheitsdienstes. »Wir haben etwas umgruppiert. Quinn hat die Augenzeugen deines … hm … Überfalls …« – wie freundlich von ihr, daß sie keine stärkeren Ausdrücke verwendete, wie z.B. Debakel – , »das Grüne Kommando und Teile der Kommandos Orange und Blau bei sich. Alle anderen hat sie mit der Peregrine unter meinem Stellvertreter weggeschickt; sie sollen sich wieder der Flotte anschließen. Die Leute wurden schon nervös, eingesperrt im Orbit, ohne Urlaub auf dem Planeten und ohne Dienst.«
    Sie blickte drein, als sei sie ausgesprochen unglücklich darüber, daß sie einige Zeit ihr Kommando in andere Hände gelegt hatte.
    »Ist dann die Ariel immer noch auf Komarr?«
    »Ja.«
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    »Quinn natürlich … Kapitän Thorne? Sergeantin Taura?«
    »Alle noch in Wartestellung.«
    »Die müssen inzwischen selbst ganz nervös sein.«
    »Ja«, sagte Bothari-Jesek und stach mit ihrer Gabel so heftig auf ein Stück gezüchtetes Protein ein, daß es über ihren Teller schlitterte. Nervös. Ganz genau.
    »Also, was hast du in dieser Woche erfahren, Mark?«, fragte ihn die Gräfin.
    »Nichts, was Sie nicht schon wissen, fürchte ich. Gibt Ihnen Illyan nicht die Berichte weiter?«
    »Ja, aber aufgrund des Drucks der Ereignisse hatte ich nur die Zeit, mir die Zusammenfassungen seiner Analytiker anzuschauen.
    Auf jeden Fall gibt es nur eine Neuigkeit, die ich wirklich hören will.«
    Richtig. Mark fühlte sich ermutigt und begann ihr von seiner Prüfung der Berichte zu erzählen, auch von seiner Daten-Triage und der Überzeugung, zu der er allmählich gelangte.
    »Du bist anscheinend sehr gründlich gewesen«, bemerkte sie.
    Er zuckte die Achseln. »Ich weiß jetzt nur grob, was der Sicherheitsdienst weiß, falls Illyan mir gegenüber ehrlich war. Aber da der Sicherheitsdienst, offen gesagt, nicht weiß, wo Miles sich befindet, ist alles vergeblich. Ich könnte schwören …«
    »Ja?«, sagte die Gräfin.
    »Ich könnte schwören, daß Miles noch auf Jackson's Whole ist.
    Aber ich kann Illyan nicht dazu bringen, sich darauf zu konzentrieren. Seine

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