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Vorkosigan 11 Spiegeltanz

Vorkosigan 11 Spiegeltanz

Titel: Vorkosigan 11 Spiegeltanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Zeit wirst du das Gleichgewicht finden. Es ist einfach zu früh«, sagte sie ernst. »Du bist noch sehr neu hier.«
    »Ich muß zurückgehen. Ich muß versuchen, das zu korrigieren, was ich getan habe. Wenn ich kann.«
    »Und wenn du es nicht kannst, was tust du dann?«, fragte Bothari-Jesek kühl. »Abhauen, mit einem schönen Vorsprung?«
    Hatte diese Frau seine Gedanken gelesen? Marks Schultern senkten sich unter dem Gewicht ihrer Verachtung. Und seines Zweifels. »Ich«, flüsterte er, »weiß …« – es nicht. Er konnte den Satz nicht laut zu Ende sprechen.
    Die Gräfin schlang ihre langen Finger ineinander. »Ich zweifle nicht an deinem guten Herzen«, sagte sie und blickte ihn unverwandt an.
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    Verdammt, und sie konnte mit ihrem Vertrauen dieses Herz gründlicher brechen, als Illyan je mit seinen Zweifeln. Er krümmte sich auf seinem Stuhl zusammen.
    »Doch – du bist meine zweite Chance. Meine neue Hoffnung, ganz unerwartet. Ich harte nie gedacht, daß ich noch ein weiteres Kind haben könnte, hier auf Barrayar. Jetzt hat Jackson's Whole Miles verschlungen, und du möchtest hinter ihm her dorthin gehen?
    Auch du?«
    »Madame«, sagte er verzweifelt, »Mutter – ich kann nicht dein Trostpreis sein.«
    Sie verschränkte die Arme und stützte das Kinn in eine Hand, die sie über den Mund wölbte. Ihre Augen waren grau wie ein winterliches Meer.
    »Von allen Menschen mußt du am ehesten einsehen«, bat Mark,
    »wie wichtig eine zweite Chance sein kann.«
    Sie schob ihren Stuhl zurück und stand auf. »Ich werde… dar
    über nachdenken müssen.« Sie verließ das kleine Speisezimmer.
    Mit Bestürzung sah Mark, daß sie ihr Essen zur Hälfte auf dem Teller zurückgelassen hatte.
    Bothari-Jesek sah es ebenfalls. »Gute Arbeit«, knurrte sie.
    Tut mir leid, tut mir leid …
    Sie erhob sich und rannte hinter der Gräfin her.
    Mark saß verlassen und allein da. Ohne zu überlegen und nur halb bewußt fuhr er fort, sich krank zu fressen. Dann taumelte er im Liftrohr zu seinem Zimmer hoch und legte sich auf sein Bett. Er lag da und wünschte den Schlaf noch mehr als den Atem. Doch beide mieden ihn.
    Nach einiger Zeit – sein Kopfweh und der heiße Schmerz in seinem Unterleib begannen gerade abzunehmen – klopfte es an 438
    seiner Tür. Mit einem gedämpften Stöhnen rollte er sich auf die andere Seite. »Wer ist da?«
    »Elena.«
    Er schaltete das Licht ein und setzte sich im Bett auf, lehnte sich an das geschnitzte Kopfbrett und stopfte sich gegen einige mörderisch harte, reliefartig hervorstehende Akanthusblätter aus Walnußholz ein Kissen in den Rücken. Er wollte nicht mit Bothari-Jesek reden. Und auch mit keinem anderen Menschen. Er knöpfte sich sein Hemd so locker wie möglich zu. Dann murmelte er: »Herein.«
    Sie kam vorsichtig ins Zimmer. Ihr Gesicht war ernst und blaß.
    »Hallo. Geht es dir gut?«
    »Nein«, gab er zu.
    »Ich bin gekommen, um mich zu entschuldigen«, sagte sie.
    »Du? Bei mir entschuldigen? Weshalb?«
    »Die Gräfin hat mir einiges darüber erzählt… was du durchgemacht hast. Es tut mir leid. Ich hatte nichts verstanden.«
    Wieder hatte man ihn seziert, in absentia. Er wußte es, denn Bothari-Jesek schaute ihn so erschrocken an, als läge sein angeschwollener Bauch offen da, mit einem Schnitt von hier nach da zur Autopsie vorbereitet. »Au, verdammt. Was hat sie denn erzählt?« Er bemühte sich aufrechter zu sitzen.
    »Miles hatte etwas angedeutet. Aber ich hatte nicht begriffen, wie schlimm es wirklich war. Die Gräfin hat es mir genau erzählt.
    Was Galen dir angetan hat. Die Vergewaltigung mit dem
    Schockstab und die Eßstörungen. Und die andere Störung.« Sie hielt ihren Blick von seinem Körper fern, blickte ihm nur ins Gesicht, ein untrügliches Zeichen für das unwillkommene Ausmaß ihres neuen Wissens. Sie und die Gräfin mußten zwei Stunden 439
    miteinander gesprochen haben. »Und es war alles so absichtlich kalkuliert. Das war das Teuflische daran.«
    »Ich bin mir nicht so sicher, ob der Vorfall mit dem Schockstab kalkuliert war«, sagte Mark vorsichtig. »Mir kam Galen dabei eher durchgedreht vor. Ausgerastet. Niemand ist ein so guter Schauspieler. Oder vielleicht fing es kalkuliert an und geriet ihm dann aus den Händen.« Und dann brach er hilflos aus: »Verdammt!«
    Bothari-Jesek schrak zusammen. »Sie hat kein Recht, darüber mit dir zu reden! Oder mit jemand anderem! Was, zum Teufel, bin ich denn? Die interessanteste Kuriosität in der Stadt?«
    »Nein,

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