Vorkosigan 11 Spiegeltanz
dort drüben sitzen und widersteht der Versuchung zu reden.
Überlaßt Simon mir.« Sie aktivierte den Audio-Kanal wieder. »Ja, Simon, was kann ich für Sie tun?«
»Mylady«, sagte Illyan mit einem knappen Nicken, »mit einem Wort, Sie können davon ablassen. Der Plan, den Sie vorantreiben, ist nicht akzeptabel.«
»Für wen, Simon? Für mich nicht. Wer hat sonst noch etwas dabei zu sagen?«
»Die Sicherheit«, knurrte Illyan.
»Die Sicherheit sind Sie. Ich danke Ihnen dafür, daß Sie die Verantwortung für Ihre eigenen emotionalen Reaktionen übernehmen und nicht versuchen, sie auf eine unbestimmte Abstraktion schieben. Oder gehen Sie aus der Leitung und lassen Sie mich mit Oberst Sicherheit reden.«
»Schon gut. Der Plan ist nicht akzeptabel für mich.«
»Mit einem Wort – er ist unangenehm.«
»Ich ersuche Sie, davon abzulassen.«
»Ich weigere mich. Wenn Sie mich aufhalten wollen, dann
müssen Sie sich in letzter Konsequenz um einen Haftbefehl für mich und Mark bemühen.«
»Ich werde mit dem Grafen sprechen«, sagte Illyan steif, mit der Haltung eines Mannes, der zum letzten Mittel greifen muß.
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»Er ist viel zu krank. Und außerdem habe ich schon mit ihm gesprochen.«
Illyan schluckte seinen Bluff hinunter, ohne viel daran zu würgen.
»Ich weiß nicht, was Sie sich von diesem nicht autorisierten Abenteuer erwarten, außer daß es die Wasser trübt, vielleicht Leben riskiert und Sie ein kleines Vermögen kostet.«
»Nun, das ist gerade der springende Punkt, Simon. Ich weiß nicht, was Mark wird tun können. Und Sie wissen es auch nicht. Das Problem mit dem Sicherheitsdienst ist, daß Sie in letzter Zeit keine Konkurrenz hatten. Sie halten Ihr Monopol für selbstverständlich.
Ein bißchen Wirbel wird Ihnen guttun.«
Illyan saß einige Zeit mit zusammengebissenen Zähnen da. »Sie setzen das Haus Vorkosigan damit einem dreifachen Risiko aus«, sagte er schließlich. »Sie gefährden den letzten möglichen Stammhalter.«
»Dessen bin ich mir bewußt. Und ich wähle das Risiko.«
»Haben Sie das Recht dazu?«
»Ich habe mehr Recht als Sie.«
»Hinter verschlossenen Türen befindet sich die Regierung im größten Aufruhr, den ich seit Jahren erlebt habe«, sagte Illyan.
»Die Zentristische Koalition bemüht sich verzweifelt, einen Mann zu finden, der Aral ersetzen kann. Und das gleiche tun drei andere Parteien.«
»Ausgezeichnet. Ich hoffe, daß eine von ihnen Erfolg hat, bevor Aral wieder auf die Beine kommt, sonst bringe ich ihn nie dazu, zurückzutreten.«
»Sehen Sie so die Lage?«, wollte Illyan wissen. »Als Chance, die Karriere Ihres Mannes zu beenden? Ist das loyal, Mylady?«
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»Ich sehe darin eine Chance, ihn lebendig aus Vorbarr Sultana herauszubringen«, sagte sie eisig, »ein Ziel, an dem ich im Laufe der Jahre oft verzweifelt bin. Sie wählen Ihre Loyalitäten, ich wähle die meinen.«
»Wer ist fähig, ihm nachzufolgen?« fragte Illyan vorwurfsvoll.
»Eine Reihe von Männern. Racozy, Vorhalas oder Sendorf, um nur drei zu nennen. Wenn nicht, dann hat an Arals Führerschaft auf schreckliche Weise etwas nicht gestimmt. Ein Zeichen, an dem man einen großen Mann erkennen kann, ist das Vermächtnis an Männern, die er zurückläßt und denen er seine Fähigkeiten weitergegeben hat. Wenn Sie Aral für so klein halten, daß er alle möglichen anderen Kandidaten neben sich erstickt und die Kleinheit wie eine Seuche ausgebreitet hat, dann kommt Barrayar vielleicht ohne ihn besser aus.«
»Sie wissen, daß ich nicht so denke.«
»Gut. Dann hebt sich Ihr Argument selbst auf.«
»Sie machen mich ganz konfus.« Illyan rieb sich den Nacken.
»Mylady«, sagte er schließlich, »mir wäre lieber, ich müßte das folgende nicht sagen. Aber haben Sie einmal überlegt, welche möglichen Gefahren darin bestehen, daß Sie Lord Mark vor allen anderen auf Lord Miles stoßen lassen?«
Sie lehnte sich zurück, lächelte und trommelte leicht mit den Fingern. »Nein, Simon. An welche Gefahren denken Sie denn?«
»An die Versuchung, sich selber in einen höheren Rang zu befördern«, stieß Illyan hervor.
»Soll heißen: Miles zu ermorden. Sagen Sie doch, was Sie, verdammt noch mal, meinen.« Ihre Augen funkelten gefährlich.
»Dann müssen Sie doch nur sicherstellen, daß Ihre Leute als erste auf Miles stoßen, nicht wahr? Ich habe nichts dagegen.«
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»Verdammt, Cordelia«, rief er gequält, »Sie wissen doch, wenn sie in Schwierigkeiten geraten, dann ist das Erste, was sie
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