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Vorkosigan 11 Spiegeltanz

Vorkosigan 11 Spiegeltanz

Titel: Vorkosigan 11 Spiegeltanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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dicken Teppiche hinein. Die Vorhänge waren offen und boten ein weites Panorama von Vorbarr Sultana, bis hinunter zu den alten Gebäuden und dem Fluß, der das Herz der Hauptstadt in zwei Teile schnitt. Es war ein wolkenverhangener, kühler, regnerischer Nachmittag; graue und weiße Nebelfetzen wirbelten um die Spitzen der höchsten modernen Türme. Das Gesicht des Grafen war dem silbernen Licht zugewandt. Er sah zerstreut, gelangweilt und krank aus, sein Gesicht war aufgedunsen und grünlich, und diese Farbe war nur teilweise eine Reflektion des Lichtes und des grünen Uniformpyjamas, der alle eindringlich an seinen Patientenstatus erinnerte. Er war von oben bis unten mit Überwachungssensoren gespickt und hatte an den Nasenlöchern einen Sauerstoffschlauch.
    »Ah.« Er wandte ihnen den Kopf zu, als sie eintraten, und lächelte. Dann schaltete er eine Lampe neben dem Bett ein, die einen warmen Lichtkegel warf, der jedoch seine Gesichtsfarbe nicht verbesserte. »Lieber Captain. Mark.« Die Gräfin beugte sich zum Bett hinab und sie tauschten einen Kuß aus, der länger dauerte als ein bloßer Gruß. Die Gräfin setzte sich am Fußende auf das Bett, schlug ein Bein übers andere und strich ihren langen Rock gerade.
    Beiläufig begann sie seine bloßen Füße zu massieren, und der Graf seufzte zufrieden.
    Mark trat bis auf einen Abstand von etwa einem Meter an das Bett heran. »Guten Tag, Sir. Wie fühlen Sie sich?«
    »Miserabel, wenn man seine eigene Frau nicht küssen kann, ohne daß einem die Luft wegbleibt«, beschwerte er sich. Er legte sich zurück und keuchte heftig.
    »Man hat mich ins Labor gelassen und mir dein neues Herz gezeigt«, bemerkte die Gräfin. »Es ist schon so groß wie ein Hühnerherz und schlägt fröhlich in seinem kleinen Brutkasten.«
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    Der Graf lachte schwach. »Wie grotesk!«
    »Mir kam es niedlich vor.«
    »Ja, dir.«
    »Wenn du dir wirklich etwas Groteskes vorstellen möchtest, dann überleg mal, was du mit dem alten anfangen willst, danach«, schlug die Gräfin mit einem schelmischen Grinsen vor. »Die Möglichkeiten für geschmacklose Witze sind fast unwiderstehlich.«
    »Mir dreht sich der Kopf«, murmelte der Graf. Immer noch lächelnd blickte er Mark an.
    Mark holte Luft. »Lady Cordelia hat Ihnen erklärt, was ich vorhabe, nicht wahr, Sir?«
    »Mm.« Das Lächeln des Grafen erlosch. »Ja. Paß auf dich auf.
    Ein gefährlicher Ort, dieses Jackson's Whole.«
    »Ja. Ich … weiß.«
    »Natürlich.« Der Graf drehte den Kopf zur Seite und schaute durch das graue Fenster nach draußen. »Ich wünschte, ich könnte Bothari mit dir mitschicken.«
    Die Gräfin blickte überrascht drein. Mark konnte ihr ihren Gedanken vom Gesicht ablesen. Hat er vergessen, daß Bothari tot ist?
    Aber sie fürchtete sich zu fragen. Statt dessen zwang sie ein fröhlicheres Lächeln auf ihre Lippen.
    »Ich nehme Bothari-Jesek mit, Sir.«
    »Die Geschichte wiederholt sich.« Er setzte sich mühsam hoch, auf einen Ellbogen gestützt, und fügte streng hinzu: »Sie sollte sich lieber nicht wiederholen, mein Junge, hörst du?« Er entspannte sich wieder und ließ sich in seine Kissen zurücksinken, bevor die Gräfin reagieren und ihn wieder zurücklegen konnte. Die Spannung wich aus ihrem Gesicht. Er war offensichtlich ein biß482
    chen durcheinander, aber er war nicht so verwirrt, daß er den gewaltsamen Tod seines Gefolgsmanns vergessen hatte. »Elena ist klüger als ihr Vater war, das gebe ich zu«, seufzte er. Die Gräfin hörte auf, seine Füße zu massieren.
    Der Graf legte sich zurück und zog die Augenbrauen herab.
    Anscheinend bemühte er sich, einen nützlicheren Rat zu finden.
    »Ich habe einmal gedacht – ich habe es erst herausgefunden, als ich alt wurde, weißt du –, daß es kein schlimmeres Schicksal gibt, als ein Mentor zu werden. Sagen zu können, wie es geht, aber es nicht selbst tun zu können. Seinen Protege hinausschicken, hell und strahlend, damit er sich im Feuer behauptet … Ich glaube, ich habe ein schlimmeres Schicksal gefunden. Seinen Studenten hinausschicken und verdammt gut wissen, daß man nicht die Chance hatte, ihm genügend beizubringen … Sei schlau, Junge. Duck dich schnell. Verkauf dich nicht dem Feind im voraus, in deinen Gedanken. Nur hier kannst du besiegt werden.« Er tippte mit den Händen an die Schläfen.
    »Ich weiß noch nicht einmal, wo der Feind ist«, sagte Mark trübselig.
    »Der wird dich schon finden, nehme ich mal an«, seufzte der Graf. »Die Leute

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