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Vorkosigan 11 Spiegeltanz

Vorkosigan 11 Spiegeltanz

Titel: Vorkosigan 11 Spiegeltanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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erkannt, obwohl ihr schönes schwarzes Haar offen in einer dunklen Wolke um ihr Gesicht herabfiel. Rowan, mein Schatz! »Raven, was hat er gesagt?«
    Der junge Mann hob die dunklen Augenbrauen. »Ich könnte
    schwören, er sagte gerade ›Feuerschutz‹. Dummes Zeug, vermutlich.«
    Rowan lächelte wild. »Raven, alle gesicherten Türen gehen nach draußen ohne Code-Schlösser auf. Zur Flucht im Falle eines Feuers oder eines chemischen Unfalls oder – kapierst du, welchen Grad von Verständnis das offenbart?«
    »Nein«, sagte Raven kühl.
    Dieses Dummkopf mußte den Jungen getroffen haben, wenn man bedachte, von wem es kam … er grinste dunkel zu den Gesichtern über ihm und der über ihnen zitternden Decke der Lobby empor.
    Eine ältere Altstimme meldete sich von links, stellte die Ordnung wieder her und entließ die Menge. »Wenn ihr hier nichts zu tun habt, dann geht wieder ins Bett.« Eine Dr. Durona, deren kurzge469
    schnittenes Haar fast völlig weiß war, die Besitzerin der Altstimme, schlurfte in sein Blickfeld und schaute nachdenklich auf ihn herunter. »Liebling, Rowan, er ist fast entkommen, obwohl er so behindert ist!«
    »Kaum ein Entkommen«, sagte Bruder Raven. »Selbst wenn er irgendwie durch den Energieschirm gekommen wäre, so wäre er heute nacht dort draußen in zwanzig Minuten erfroren, so wie er gekleidet ist.«
    »Wie ist er hinausgekommen?«
    »Er muß an der Monitorstation vorbeigekommen sein, als ich auf der Toilette war«, gestand eine aufgeregte Dr. Durona. »Es tut mir leid!«
    »Angenommen, er wäre bei Tag so weit gekommen«, spekulierte die Altstimme. »Angenommen, man hätte ihn gesehen? Das hätte eine Katastrophe werden können.«
    »Nach diesem Vorfall werde ich die Tür zum Privatflügel per Handflächenschloß absperren«, versprach die aufgeregte Dr. Durona.
    »Ich bin mir nicht sicher, ob das ausreichen wird, wenn ich diese bemerkenswerte Leistung betrachte.
    Gestern konnte er noch nicht einmal gehen. Doch weckt es bei mir ebensoviel Hoffnung wie Besorgnis. Ich glaube, wir haben hier etwas Besonderes. Wir sollten lieber besser aufpassen.«
    »Wer ist frei?«, fragte Rowan.
    Einige Dr. Duronas in verschiedenen Morgenmänteln und
    Nachthemden blickten auf den jungen Mann.
    »O nein«, protestierte Raven.
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    »Rowan kann ihn bei Tag bewachen und ihre Arbeit fortsetzen.
    Du übernimmst die Nachtschicht«, instruierte ihn die weißhaarige Frau mit Nachdruck.
    »Jawohl, Madame«, seufzte der junge Mann.
    Die Weißhaarige machte eine gebieterische Geste. »Bring ihn jetzt wieder in sein Zimmer. – Rowan, du solltest ihn lieber nach Verletzungen untersuchen.«
    »Ich hole eine Schwebepalette«, sagte Rowan.
    »Für den brauchst du doch keine Schwebepalette«, spottete Raven. Er kniete nieder, nahm ihn auf die Arme und erhob sich mit einem Grunzen. Wollte er mit seiner Stärke angeben? Nun … nein.
    »Er wiegt etwa soviel wie ein nasser Mantel. Komm, Kurzschluß, wieder ins Bett mir dir.«
    Ungehalten, doch benommen, duldete er es, daß er fortgetragen wurde. Rowan blieb besorgt an seiner Seite, durch die Lobby hindurch, das Liftrohr hinab, durch den Lagerraum und wieder in das eigenartige Gebäude-unter-dem-Gebäude. Als Reaktion auf sein anhaltendes Zittern schaltete sie diesmal die Hitzeblasenzone seines Bettes auf eine höhere Temperatur.
    Rowan untersuchte ihn und widmete seinen schmerzenden
    Narben besondere Aufmerksamkeit. »Innerlich ist nichts gerissen.
    Aber er ist anscheinend physiologisch aus dem Gleichgewicht.
    Das kann von den Schmerzen kommen.«
    »Soll ich ihm noch mal zwei Milliliter von dem Sedativ geben?«, fragte Raven.
    »Nein. Du mußt bloß das Zimmer dunkel und still lassen. Er ist erschöpft. Sobald es ihm warm ist, wird er von selbst schlafen, glaube ich.« Sie berührte zärtlich seine Wange, dann seine Lippen.
    »Das war heute das zweitemal, daß er gesprochen hat, weißt du?«
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    Sie wollte, daß er zu ihr sprach. Aber er war jetzt zu müde. Und zu durcheinander. Unter all den Leuten, unter all den Dr. Duronas, hatte heute nacht eine Spannung geherrscht, bei der es um mehr ging als um die Angst von Ärzten um die Sicherheit eines Patienten. Sie waren wegen irgend etwas sehr beunruhigt. Etwas, das mit ihm zu tun hatte? Er mochte für sich selber ein unbeschriebenes Blatt sein, aber sie wußten mehr und sagten es ihm nicht.
    Schließlich zog Rowan ihren Morgenmantel enger um sich und ging hinaus. Raven schob zwei Stühle herbei, einen zum Sitzen,

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