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Vorkosigan 11 Spiegeltanz

Vorkosigan 11 Spiegeltanz

Titel: Vorkosigan 11 Spiegeltanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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das wie eine Unterströmung bei allem mitlief und sie alle in ihre Zukunft mitzog. Er ließ sich von ihren Worten überfluten und stellte sich träumerisch alles vor, wovon sie erzählte. Sie war so friedfertig und wirklich. Kein Schatten von Folter, nichts Verdorbenes oder Deformiertes. Es kam ihm vor, als äße er – nicht für seinen Bauch, sondern für den Kopf. Sein Gehirn erschien ihm warm und ausgedehnt und glücklich, eine Empfindung, die fast erotisch war, jedoch weniger bedrohlich. Leider wurde ihr nach einer Weile das Mißverhältnis in dem Gespräch bewußt.
    »Du lieber Himmel, ich plappere ja ein Zeug. Tut mir leid.«
    »Nein! Ich höre Ihnen gerne zu.«
    »Das sagt man mir zum erstenmal. In meiner Familie habe ich schon Glück, wenn ich überhaupt einmal zu Wort komme. Ich habe erst mit drei Jahren zu sprechen begonnen. Man hatte mich testen lassen, und es stellte sich heraus, daß es daran lag, daß meine Schwestern immer für mich antworteten!«
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    Mark lachte.
    »Jetzt sagen sie, ich möchte die verlorene Zeit aufholen.«
    »Ich kenne mich aus mit verlorener Zeit«, sagte Mark wehmütig.
    »Ja, ich habe … ein bißchen was darüber gehört. Vermutlich war Ihr Leben ein ziemliches Abenteuer.«
    »Kein Abenteuer«, korrigierte er. »Eher eine Katastrophe.« Er überlegte, wie sein Leben in ihren Augen aussehen mochte …
    »Vielleicht kann ich Ihnen ein bißchen davon erzählen, wenn ich zurückkomme.« Falls er zurückkäme. Falls er es schaffte.
    Ich bin kein netter Mensch. Das sollten Sie schon im voraus erfahren. Vor was? Je ausgedehnter ihre Bekanntschaft wurde, desto schwerer würde es für ihn sein, ihr seine abscheulichen Geheimnisse mitzuteilen.
    »Sehen Sie, ich … Sie müssen verstehen.« Gott, er klang genau wie Bothari-Jesek, als sie sich zu ihrem Bekenntnis durchgerungen hatte. »Ich bin irgendwie gräßlich, und dabei meine ich nicht bloß meine Außenseite.« Teufel, Teufel, und was hatte diese hübsche Jungfrau mit den verborgenen Tücken psychoprogrammierender Foltern und ihren erratischen Ergebnissen zu tun? Welches Recht hatte er, ihr Schrecken in den Kopf zu setzen? »Ich weiß nicht einmal, was ich Ihnen sagen soll.«
    Jetzt war es zu früh, das fühlte er deutlich. Aber später mochte es zu spät sein, und sie würde sich hintergangen und betrogen vorkommen. Und wenn er dieses Gespräch noch eine einzige Minute weiterführte, dann würde er in diese Stimmung geraten, wo er niedergeschlagen irgendwelches Zeug redete und das einzige helle, unvergiftete Wesen, das er gefunden hatte, verlieren würde.
    Kareen neigte verdutzt den Kopf zur Seite. »Vielleicht sollten Sie die Gräfin fragen?«
    »Kennen Sie sie gut? Von Gesprächen?«
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    »O ja. Sie und meine Mutter sind sehr gute Freundinnen. Meine Mutter war einmal ihre persönliche Leibwächterin, bevor sie den Dienst quittierte, um uns zu bekommen.«
    Mark spürte wieder die schattenhafte Liga der Großmütter.
    Mächtige alte Frauen mit genetischen Vorhaben … Er fühlte undeutlich, daß es einige Dinge gab, die ein Mann für sich selbst tun sollte. Aber auf Barrayar benutzte man Vermittler. Er hatte in seinem Lager eine außerordentliche Botschafterin für das gesamte weibliche Geschlecht. Die Gräfin würde zu seinem Besten handeln.
    Ja, wie eine Frau, die ein schreiendes Kind hielt, damit es eine schmerzhafte Impfung bekam, die es vor einer tödlichen Krankheit retten würde.
    Wie sehr vertraute er der Gräfin? Traute er sich, ihr auch in dieser Sache zu vertrauen?
    »Kareen … bevor ich zurückkomme, tun Sie mir bitte einen Gefallen. Wenn Sie eine Chance bekommen, mit der Gräfin unter vier Augen zu sprechen, dann fragen Sie sie, was Sie ihrer Meinung nach über mich wissen sollten, bevor wir uns besser kennenlernen. Sagen Sie ihr, ich hätte sie darum gebeten.«
    »In Ordnung. Ich spreche gern mit Lady Cordelia. Sie ist quasi meine Mentorin gewesen. Sie gibt mir immer wieder das Gefühl, daß ich alles kann.« Kareen zögerte. »Wenn Sie bis zum Winterfest zurück sind, werden Sie dann wieder mit mir beim Ball in der Kaiserlichen Residenz tanzen? Und sich dann nicht wieder in der Ecke verstecken«, fügte sie streng hinzu.
    »Wenn ich bis zum Winterfest zurück bin, werde ich mich nicht in der Ecke verstecken müssen. Ja.«
    »Gut. Ich werde Sie an Ihr Versprechen erinnern.«
    »Bei meinem Wort als Vorkosigan«, sagte er leichthin.
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    Ihre blauen Augen weiteten sich. »Du meine Güte!« Ihre weichen Lippen

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