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Vorkosigan 11 Spiegeltanz

Vorkosigan 11 Spiegeltanz

Titel: Vorkosigan 11 Spiegeltanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Was?«
    Sie seufzte, packte die Waffen ein, lehnte sich zurück und musterte ihn. »Es stimmt, daß wir nicht wußten, wer Sie sind. Jetzt stimmt es noch mehr, daß wir nicht wissen, welcher Sie sind.«
    »Ich hab'ne Wahl? Ersähl'n Sie!«
    510
    »Sie sind in einer … heiklen Phase Ihrer Genesung. Patienten mit einer Amnesie nach Kryo-Wiederbelebung gewinnen selten alle ihre Erinnerungen auf einmal zurück. Sie kommen in kleinen Kaskaden. Eine typische Glockenkurve. Zuerst ein wenig, dann eine wachsende Masse, dann läßt es nach. Ein paar letzte Löcher können für Jahre bleiben. Da Sie keine anderen schlimmen Schädelverletzungen hatten, ist meine Prognose, daß Sie schließlich Ihre ganze Persönlichkeit zurückgewinnen werden. Aber.«
    Ein höchst unheilvolles Aber. Er starrte sie mit flehendem Blick an.
    »In dieser Phase, am Beginn der Kaskaden, kann ein
    Kryo-Amnestiker so hungrig nach einer Identität sein, daß er sich eine irrtümliche zulegt und anfängt, Beweise zu ihrer Unterstützung zusammenzufügen. Es kann Wochen oder Monate dauern, um wieder alles richtigzustellen. In Ihrem Fall glaube ich, daß aus besonderen Gründen dies nicht nur mehr als gewöhnlich möglich ist, es könnte auch schwieriger als gewöhnlich sein, es wieder zu entwirren. Ich muß sehr, sehr vorsichtig sein, daß ich Ihnen nicht etwas suggeriere, dessen ich mir nicht absolut sicher bin. Und es ist schwer, denn ich stelle in meinem Kopf wahrscheinlich ebenso hartnäckig Theorien auf wie Sie. Ich muß sicher sein, daß alles, was Sie mir geben, wirklich von Ihnen kommt und nicht eine Reflektion einer Suggestion meinerseits ist.«
    »Oh.« Er sackte im Bett zusammen, schrecklich enttäuscht. »Es gibt eine mögliche Abkürzung«, fügte sie hinzu.
    Er richtete sich wieder auf. »Wie? Ge'm'se sie mir!«
    »Es gibt eine Droge namens Schnell-Penta. Eines ihrer Derivate ist ein psychiatrisches Sedativ, aber es wird gewöhnlich als Wahrheitsdroge bei Verhören verwendet. Eigentlich ist der Name 511
    Wahrheitsdroge falsch, aber die Laien beharren darauf, sie so zu nennen.«
    »Ich … kenne S'nell-Penta.« Er zog die Augenbrauen herab. Er wußte etwas Wichtiges über Schnell-Penta. Was war es nur?
    »Es hat extrem entspannende Effekte, und manchmal, bei Patienten mit Kryo-Wiederbelebung, kann es Erinnerungskaskaden auslösen.«
    »Ah!«
    »Es kann allerdings auch peinlich sein. Unter seinem Einfluß erzählen Menschen fröhlich, was ihnen in den Sinn kommt, selbst ihre intimsten und privatesten Gedanken. Die medizinische Ethik verlangt von mir, daß ich Sie davor warne. Auch sind manche Leute gegen die Droge allergisch.«
    »Wo … haben Sie … medisinische Ethik gele'nt?«, fragte er neugierig.
    Seltsamerweise zuckte sie zusammen. »Auf Escobar«, sagte sie und musterte ihn.
    »Wo sin' wir jest?«
    »Ich möchte es Ihnen lieber noch nicht sagen.«
    »Wie könnte das mei'm Gedäch'nis schaden?« fragte er ungehalten.
    »Ich kann es Ihnen bald sagen, denke ich«, besänftigte sie ihn.
    »Bald.«
    »Mm«, knurrte er.
    Sie holte ein kleines weißes Päckchen aus ihrer Manteltasche, öffnete es und nahm ein kleines rundes Pflaster mit Plastikrücken heraus. »Strecken Sie den Arm aus!« Er gehorchte, und sie drückte das Pflaster gegen die Innenseite seines Unterarms. »Ein Epikutantest«, erklärte sie. »Denn nach meiner Theorie über Ihre Art von 512
    Arbeit glaube ich, daß Sie eine höhere Anfälligkeit für Allergien haben als normal. Für künstlich induzierte Allergien.«
    Sie schälte das Pflaster wieder ab – es kitzelte – und untersuchte eingehend seinen Arm. Ein rosafarbener Fleck erschien. Sie schaute ihn mit gerunzelter Stirn an. »Juckt das?«, fragte sie argwöhnisch.
    »Nein«, log er und ballte die rechte Hand zur Faust, damit er nicht an dem Fleck herumkratzte. Eine Droge, die ihm seinen Geist zurückgab – die mußte er haben. Werde wieder weiß, verdammt noch mal, sagte er in Gedanken zu dem rosa Fleck.
    »Sie scheinen ein bißchen empfindlich zu sein«, sagte sie nachdenklich. »Geringfügig.«
    »Bittte …«
    Sie verzog zweifelnd die Lippen. »Nun … was haben wir zu verlieren? Ich bin gleich zurück.«
    Sie ging hinaus und kam kurz darauf mit zwei Hypnosprays wieder, die sie auf die Tischplatte legte.
    »Das ist das Schnell-Penta«, erklärte sie, »und das ist der Schnell-Penta-Antagonist. Lassen Sie es mich sofort wissen, wenn Sie anfangen, sich seltsam zu fühlen, wenn es juckt oder kribbelt, wenn Sie

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