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Vorkosigan 11 Spiegeltanz

Vorkosigan 11 Spiegeltanz

Titel: Vorkosigan 11 Spiegeltanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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eindringlich. Sie rutschte zur Seite und schwenkte die Tischplatte seines Bettisches zwischen sie beide.
    »Setzen Sie sich auf, mein autoritärer kleiner Freund. Ich habe Ihnen einige Spielsachen mitgebracht.«
    »Sweif Kin'heit«, murmelte er niedergeschlagen und schob sich wieder hoch. Nur seine Brust tat noch weh. Wenigstens schien er die mehr abstoßenden Aspekte seiner zweiten Kindheit hinter sich zu haben. Sollte da noch eine zweite Jugend kommen? Gott bewahre! Vielleicht konnte er diesen Teil überspringen. Warum fürchte ich mich vor einer Jugend, an die ich mich nicht erinnern kann?
    Er lachte kurz, als sie den Sack umstülpte und etwa zwei Dutzend Teile einiger zerlegter Waffen über den Tisch zerstreute. »Test, ja?« Er hob sie auf und steckte sie zusammen. Betäuber, Nervendisruptor, Plasmabogen und ein Projektilgewehr … schieben, drehen, klicken, einrasten … eins, zwei, drei, vier, er legte sie nebeneinander hin. »Ene'giesell'n fehl'n. Mich nich' bewaff'n, was?
    Das da – su viel.« Er schob ein halbes Dutzend Ersatzteile oder nicht passender Teile an der Seite zu einem Haufen zusammen.
    »Ha. Trick.« Er grinste sie selbstgefällig an.
    »Sie haben sie nicht auf mich oder sich gerichtet, während Sie an ihnen herumgemacht haben«, bemerkte sie neugierig.
    »Hm? Hab'ch nich' bemer't.« Sie hatte recht, erkannte er und fingerte unsicher an dem Plasmabogen herum.
    »Ist Ihnen irgend etwas eingefallen, während Sie das gemacht haben?«, fragte sie.
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    Er schüttelte den Kopf in erneuter Frustration, dann hellte sich sein Gesicht auf. »Heut' mor'n ha'mich an was erinne't. Inna Dusch'.« Wenn er schnell sprach, dann wurden seine Wort zu einem undeutlichen Nuscheln, als wären seine Lippen blockiert wie Baumstämme in einem Fluß.
    »In der Dusche«, übersetzte sie aufmunternd. »Erzählen Sie es mir. Sprechen Sie so langsam wie nötig.«
    »Langsamkeit – ist – Tod«, brachte er deutlich hervor.
    Sie blinzelte. »Erzählen Sie es mir trotzdem.«
    »Na gut. Glaub', ich wa'n Junge. Reite auf'n Ferd. 'n alter Mann auf'n annern Ferd. 'n Hüg'l hoch, 's is' kalt. Ferde … keuch'n wie'ch.« Seine tiefen Atemzüge waren nicht tief genug. »Bäume.
    Berg, swei, drei Berge, bedeckt mit Bäum', alle susamm'gebun' mit neuen 'lastikschläuch'n. Laufen runter zu 'ner Hütte unten. Opa is'
    glücklich, denn die Schlauch' sin' effizient.« Er hatte versucht, das letzte Wort korrekt herauszubringen, und es war ihm auch gelungen. »Männer sind auch glücklich.«
    »Was tun sie in dieser Szene?«, fragte sie. Es klang verblüfft.
    »Diese Männer.«
    Er sah es wieder in seinem Kopf, die Erinnerung einer Erinnerung. »Verbrennen Holz. Machen Zucker.«
    »Das ergibt keinen Sinn. Zucker kommt aus biologischen Produktionskesseln, nicht von brennenden Bäumen«, sagte Rowan.
    »Bäume«, beharrte er. »Braune Zuckerbäume.« Eine weitere Erinnerung schwebte herauf: der alte Mann brach ein Stück von etwas ab, das aussah wie gelbbrauner Sandstein, und ließ es ihn kosten, indem er es ihm in den Mund steckte. Er erinnerte sich daran, wie kühl sich die knorrigen gefleckten alten Finger an seiner Wange anfühlten. Eine Süßigkeit mit einem Beigeschmack von Leder und Pferden. Bei dieser überwältigenden sensorischen 509
    Erinnerung erzitterte er. Das war wirklich. Doch er konnte sich immer noch an keine Namen erinnern. Opa.
    »Berge gehören mir«, fügte er hinzu. Der Gedanke machte ihn traurig, und er wußte nicht, warum.
    »Was?«
    »Mein Eigentum.« Er runzelte niedergeschlagen die Stirn.
    »Sonst noch etwas?«
    »Nein, 's war alles.« Er ballte die Fäuste. Dann streckte er die Hände aus und spreizte die Finger vorsichtig auf der Tischplatte.
    »Sind Sie sicher, daß das kein Traum von letzter Nacht war?«
    »Nein. Inna Dusch'«, beharrte er.
    »Das ist sehr seltsam. Das hier habe ich erwartet«, sie deutete mit einem Nicken auf die zusammengesetzten Waffen und begann sie wieder in den Sack zu legen. »Das da«, ein Ruck ihres Kopfes wies auf seine kleine Geschichte hin, »paßt nicht. Bäume aus Zucker –
    das klingt für mich ziemlich nach einem Traum.«
    Paßt nicht wozu? Eine verzweifelte Erregung wallte in ihm auf.
    Er packte sie um die schlanke Taille und griff nach ihrer Hand, die noch einen Betäuber hielt. »Paß' nich' wosu? Was wiss'n Sie?«
    »Nichts!«
    »Nix gib's nich'!«
    »Das tut weh«, sagte sie gelassen.
    Er ließ sie auf der Stelle los. »Nix gib's nich'«, sagte er hartnäckig.
    »Etwas.

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