Vorkosigan 11 Spiegeltanz
verneigte sich vor dem Baron und eskortierte sie formell hinauf durch die Reihe von Liftrohren zu Lilly Duronas Penthouse.
Das Wort für das Ganze, dachte Miles, als er an dem verchromten Geländer vorbeiging, war ›Tableau‹. Alles war so perfekt arrangiert wie ein Bühnenbild.
Mark war der Mittelpunkt. Er lehnte sich in Lilly Duronas Sessel zurück. Sein bandagierter rechter Fuß lag auf einem Seidenkissen auf dem niedrigen runden Teetisch. Und er war umgeben von Duronas. Lilly selbst, deren weißes Haar in Zöpfe geflochten wie eine Krone ihren Kopf bekränzte, stand auf Marks rechter Seite.
Sie lehnte sich nachdenklich auf den gepolsterten Sesselrücken und lächelte wohlwollend auf seinen Scheitel hinab. Hawk stellte sich auf Marks linker Seite auf. Dr. Chrys, Dr. Poppy und Dr. Rose umgaben sie bewundernd. Dr. Chrys hatte neben ihren Knien einen großen Feuerlöscher. Rowan war nicht da. Das Fenster war repariert worden.
In der Mitte des Tisches stand eine durchsichtige Kältebox. Darin lag eine abgetrennte Hand, die einen großen Silberring mit einem quadratischen schwarzen Onyx trug.
Marks physische Erscheinung verwirrte Miles. Er hatte sich darauf gefaßt gemacht, die Traumata namenloser Torturen zu erblicken, doch Mark war von Hals bis Fuß in verhüllende graue Stricksachen gekleidet wie er selbst. Nur die blauen Flecken in 653
seinem Gesicht und der Verband an seinem Fuß wiesen auf die Aktivitäten der letzten fünf Tage hin. Doch Marks Gesicht und Körper waren seltsam und ungesund aufgeschwemmt, sein Bauch ganz schockierend, mehr als bei der kräftigen Gestalt in Dendarii-Uniform, die er vor nur wenigen Tagen hier gesehen hatte.
Mark war weit entfernt von seinem Beinahe-Duplikat, das Miles vor vier Monaten aus dem Überfall auf das Klon-Internat zu retten versucht hatte. Bei einer anderen Person, Baron Fell zum Beispiel, hätte er der Fettleibigkeit keinen zweiten Blick gewidmet, aber Mark … konnte so Miles selbst aussehen, eines Tages, wenn er in einen ruhigeren Gang schaltete? Er hatte einen plötzlichen Impuls, allen Nachspeisen abzuschwören. Elli starrte Mark offen an, entsetzt und angewidert.
Mark lächelte. Eine kleine Steuerbox lag unter seiner rechten Hand. Sein Zeigefinger drückte ständig auf einen Knopf.
Baron Fell sah die Kältebox mit der Hand, schrie: »Ah!« und stürzte darauf zu.
»Halt!«, sagte Mark.
Der Baron blieb stehen und reckte Mark den Kopf entgegen.
»Ja?«, sagte er mißtrauisch.
»Das Objekt, an dem Sie interessiert sind, sitzt in dieser verschlossenen Box auf einer kleinen Thermalgranate. Gesteuert«, er hob seine Hand mit der Fernsteuerung darin, »von diesem Totmannsschalter. Es gibt einen zweiten Schalter mit positiver Kontrolle in den Händen einer anderen Person außerhalb dieses Raums.
Betäuben Sie mich oder gehen Sie auf mich los, und die Granate explodiert. Erschrecken Sie mich, und meine Hand rutscht vielleicht ab. Ermüden Sie mich, und mein Finger läßt vielleicht nach.
Verärgern Sie mich ausreichend, und ich lasse vielleicht einfach aus Spaß los.«
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»Die Tatsache, daß Sie ein solches Arrangement getroffen haben«, sagte Fell langsam, «sagt mir, daß Sie den Wert dessen, was Sie da haben, kennen. Sie würden das nicht tun. Sie bluffen nur.«
Er durchbohrte Lilly mit seinen Blicken.
»Stellen Sie mich nicht auf die Probe«, sagte Mark immer noch lächelnd. »Nach den fünf Tagen der Gastfreundschaft bei Ihrem Halbbruder bin ich jetzt in einer echt feindseligen Stimmung. Was sich in dieser Box befindet, ist für Sie wertvoll. Nicht für mich.
Jedoch«, er holte Luft, »Sie haben einige Dinge, die für mich wertvoll sind. Baron, machen wir einen Handel.«
Fell saugte an seiner Unterlippe und blickte Mark in die funkelnden Augen. »Ich höre«, sagte er schließlich.
Mark nickte. Zwei Duronas brachten eilends Stühle für Baron Fell und Miles. Die Leibwächter nahmen Stehplätze ein. Fells Leute sahen aus, als dächten sie angestrengt nach, während sie die Box und ihren Herrn beobachteten. Die Dendarii ihrerseits beobachteten die grüngekleideten Wächter. Fell ließ sich zu einer formellen Pose nieder, mit der Andeutung eines Lächelns und wachsamen Augen.
»Möchten Sie Tee?«, fragte Lilly.
»Ja, gerne«, sagte der Baron. Lilly nickte, und die beiden Durona-Kinder eilten hinaus. Das Ritual hatte begonnen. Miles saß vorsichtig da und biß die Zähne fest aufeinander. Was immer hier vor sich ging, er war davon nicht
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