Vorkosigan 11 Spiegeltanz
Das Haus Ryoval verfügt über viel mehr Grundbesitz.
Der Wert geistigen Eigentums ist schwieriger zu kalkulieren.
Beide Institutionen spezialisieren sich auf ziemlich verschiedene biologische Aufgaben.«
»Wenn man einmal den Grundbesitz beiseite läßt, dann ist das Haus Ryoval offensichtlich bedeutend wertvoller. Einrichtungen, Techniker, Sklaven. Die Liste der Kunden. Die Chirurgen. Die Genetiker.«
»Dem würde ich zustimmen.«
»In Ordnung. Machen wir einen Tausch. Ich gebe Ihnen das Haus Ryoval im Austausch gegen die Durona-Gruppe, plus einer
Summe, die zehn Prozent der Aktiva des Hauses Ryoval entspricht, und zwar in einer auf den Inhaber lautenden Kreditanweisung.«
»Zehn Prozent. Eine Maklergebühr«, sagte Fell und schaute Lilly an. Lilly lächelte und sagte nichts.
»Bloß eine Maklergebühr«, stimmte Mark zu. »Doppelt billig für diesen Preis, der nicht zufällig das beträgt, was Sie ohne die Vorteile von Ry Ryovals Code-Schlüssel mindestens verlieren würden.«
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»Und was würden Sie mit all diesen Damen tun, wenn Sie sie hätten … äh … Mark?«
»Was ich wünsche.«
»Denken Sie daran, sich hier selber im Geschäft zu etablieren?
Als Baron Mark?«
Miles erstarrte vor Schreck über diese neue Vision.
»Nein«, seufzte Mark. »Ich wünsche nach Hause zu reisen, Baron. Das wünsche ich mir wirklich sehr. Ich werde die Durona-Gruppe den Duronas geben. Und Sie werden sie gehen lassen, frei und unbehelligt und ohne Verfolgung, wohin auch immer sie zu gehen wünscht. Es war doch Escobar, oder, Lilly?« Er blickte zu Lilly empor, die auf ihn hinunterschaute, lächelte und leicht nickte.
»Wie bizarr«, murmelte der Baron. »Ich glaube, Sie sind verrückt.«
»O Baron. Sie haben keine Ahnung.« Ein seltsames Kichern entfuhr Mark. Falls er schauspielerte, so war dies die beste Schauspielerei, die Miles je gesehen hatte, eingeschlossen seine eigenen wildesten Höhenflüge der Gaunerei.
Der Baron lehnte sich zurück und verschränkte die Arme. Sein Gesicht erstarrte, während er nachdachte. Würde er sich dafür entscheiden, über sie herzufallen? Verzweifelt versuchte Miles die militärischen Optionen eines plötzlichen Feuergefechts zu kalkulieren: die Dendarii auf ihrem Posten, der Kaiserliche Sicherheitsdienst im Orbit, er selbst und Mark in Gefahr, das plötzliche helle Mündungsfeuer einer Projektilwaffe – o Gott, was für ein Durcheinander …
»Zehn Prozent«, sagte schließlich der Baron, »minus den Wert der Durona-Gruppe.«
»Wer berechnet den Wert dieses geistigen Eigentums, Baron?«
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»Ich. Und die Duronas räumen das Haus auf der Stelle. Alles Eigentum, alle Notizen, Unterlagen und in Gang befindlichen Experimente werden intakt zurückgelassen.«
Mark blickte zu Lilly empor: sie beugte sich herunter und flüsterte etwas in sein Ohr. »Die Durona-Gruppe soll das Recht haben, fachliche Dateien zu duplizieren. Und das Recht, persönliche Habseligkeiten wie Kleidung und Bücher mitzunehmen.«
Der Baron blickte nachdenklich zur Decke empor.
»Sie können mitnehmen, was jeder von ihnen tragen kann. Nicht mehr. Sie dürfen keine fachlichen Dateien duplizieren. Und ihr Kreditkonto bleibt mein, wie es immer gewesen ist.«
Lilly senkte die Augenbrauen und besprach sich erneut hinter vorgehaltener Hand flüsternd mit Mark. Mit einer Handbewegung tat er einen Widerspruch ab und zeigte hinauf zum Orbit.
Schließlich nickte sie..
»Baron Fell«, Mark holte tief Luft, »abgemacht!«
»Abgemacht«, bestätigte Fell und beobachtete Mark mit einem leichten Lächeln.
»Meine Hand darauf!«, intonierte Mark. Er kicherte, drehte seine Kontrollbox um und drehte an einem Knopf an der Unterseite.
Dann setzte er sie wieder auf seiner Sessellehne ab und schüttelte die zitternden Finger aus.
Fell dehnte sich auf seinem Stuhl und schüttelte die Spannung ab.
Die Leibwachen entspannten sich. Miles kannte sich fast nicht mehr aus. Mensch, was haben wir denn da gemacht? Auf Lillys Anweisung hin zerstreuten sich verschiedene Duronas in aller Eile.
»Es war sehr unterhaltsam, mit Ihnen Geschäfte zu machen, Mark.« Fell erhob sich. »Ich weiß nicht, wo Ihr Zuhause ist, aber falls Sie je zu dem Schluß kommen, daß Sie einen Job wollen, dann kommen Sie zu mir. In meinen galaktischen Angelegenheiten 660
könnte ich einen Agenten wie Sie gebrauchen. Ihr Sinn für Timing ist … tückisch elegant.«
»Danke, Baron.« Mark nickte. »Ich werde es mir merken, für den Fall, daß einige
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