Vorkosigan 11 Spiegeltanz
Sultana fast einen Mann mit einem Tritt in die Kehle umgebracht.«
»Was?«
»Er ist dafür ausgebildet, Miles. Er ist als Assassine ausgebildet worden, deinen Vater zu töten, der noch größer ist als Ryoval und jahrelange Kampferfahrung hat.«
»Ja, aber ich habe nie geglaubt – wann war Mark in Vorbarr Sultana?« Erstaunlich, wie man den Anschluß verliert, wenn man zwei oder drei Monate tot ist. Zum erstenmal wurde sein Impuls gebremst, sich direkt wieder in den Status des Befehlshabers im aktiven Dienst zu werfen. Ein Fanatiker mit nur drei Vierteln 644
Gedächtnis und der Neigung, in Konvulsionen zu fallen, ist genau das, was wir an der Spitze brauchen, gewiß. Ganz zu schweigen von der Kurzatmigkeit.
»Oh, und was deinen Vater angeht, da sollte ich erwähnen – nein, vielleicht sollte das lieber warten.« Elena musterte ihn besorgt.
»Was ist mit …« Der Kommunikator, den Iverson ihm freundlicherweise gegeben hatte, unterbrach ihn mit einem Summen. »Ja, Leutnant?«
»Admiral Naismith, Baron Fell ist hier am Eingang. Mit einem Doppelkommando. Er … äh … sagt, er sei hier, um als nächster Verwandter die Leiche seines verstorbenen Bruders zu holen.«
Miles pfiff lautlos und grinste. »Ist er jetzt da, ja? Nun gut. Ich sage Ihnen was. Lassen Sie ihn mit einem Leibwächter hereinkommen. Und wir werden miteinander reden. Er weiß vielleicht etwas. Lassen Sie jedoch noch nicht sein Kommando durch.«
»Glauben Sie, das ist klug?«
Wie, zum Teufel, soll ich das wissen? »Sicher.«
Wenige Minuten später kam Baron Fell selbst hereingeschnauft, eskortiert von einem von Iversons gemieteten Kämpfern und flankiert von einem großen, grüngekleideten Wächter. Baron Fells rundes Gesicht war von der Anstrengung noch etwas geröteter als gewöhnlich, ansonsten bot er die gleiche rundliche, großväterliche Gestalt wie immer und strahlte die übliche gefährlich täuschende gute Laune aus.
»Baron Fell«, Miles nickte. »Wie gut, Sie wiederzusehen.«
Fell nickte zurück. »Admiral. Ja, ich kann mir vorstellen, daß im Augenblick für Sie alles gut aussieht. Also waren es wirklich Sie, den der bharaputranische Heckenschütze erschoß. Ihr Klonzwilling hat danach eine exzellente Leistung hingelegt, indem er vor645
gab, Sie zu sein, das muß ich schon sagen, sehr zur Verwirrung einer schon sehr verwirrten Situation.«
Grrr! »Ja. Und … äh … was führt Sie hierher?«
»Geschäfte«, erklärte Fell, das jacksonische Kürzel für: Nach Ihnen.
Miles nickte. »Der verstorbene Baron Ryoval hat mich von zweien seiner seinerzeitigen Leibwächter in einem Leichtflieger hierher bringen lassen. Wir fanden die Dinge im großen und ganzen so vor, wie Sie sie sehen. Ich … hm … habe die beiden bei der ersten sich bietenden Gelegenheit neutralisiert. Wie es kam, daß ich in ihre Hände geriet, ist eine kompliziertere Geschichte.«
Was bedeutete: Das ist alles, was ich Ihnen erzähle, bis ich erst mal von Ihnen etwas höre.
»Es beginnen einige außerordentliche Gerüchte über meinen lieben Verstorbenen umzugehen – er ist doch verstorben, hoffe ich?«
»O ja. Sie können ihn gleich sehen.«
»Danke. Gerüchte über den Tod meines lieben verstorbenen Halbbruders. Eines habe ich aus erster Hand gehört.«
Ein früherer Ryoval-Angestellter ist von hier direkt zu ihm geflohen und hat den Informanten gespielt. In Ordnung. »Ich hoffe doch, daß seine Tugend belohnt wurde.«
»Sie wird belohnt werden, sobald ich festgestellt habe, daß er die Wahrheit gesagt hat.«
»Nun ja. Warum kommen Sie nicht und schauen es sich an?«
Miles mußte von dem Stuhl aufstehen. Er schaffte es mit gewissen Schwierigkeiten und führte den Baron in das Wohnzimmer. Der Fellsche Leibwächter und die Dendarii folgten.
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Der große Leibwächter warf Sergeantin Taura, die ihn überragte, einen besorgten Blick zu. Sie lächelte ihn an, und ihre Fangzähne schimmerten. »Hallo. Sie sind ein hübscher Kerl, wissen Sie das?«, sagte sie zu ihm. Er schreckte zurück und trat näher an seinen Herrn heran.
Fell eilte zu der Leiche, kniete auf deren rechter Seite nieder und hielt den Armstumpf hoch. Er zischte enttäuscht. »Wer hat das getan?«
»Wir wissen es noch nicht«, sagte Miles. »Wir haben ihn so gefunden.«
»Genau so?« Fell warf ihm einen scharfen Blick zu.
»Ja.«
Fell fuhr die schwarzen Löcher auf der Stirn der Leiche nach, dann sah er sich die halb geronnene Pfütze an. »Wer immer das getan hat, wußte, was er
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