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Vorkosigan 11 Spiegeltanz

Vorkosigan 11 Spiegeltanz

Titel: Vorkosigan 11 Spiegeltanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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formellen Auftritt mit dem neuen Herzen auf seine vielen Beobachter schon einen bleibenden ersten Eindruck gemacht haben. Seine Gesichtsfarbe war ausgezeichnet, sein Blick so messerscharf wie immer. Aber sein Haar war jetzt ganz weiß. Abgesehen davon mochte man wirklich meinen, er könne ewig leben.
    Nur glaubte Miles das jetzt nicht mehr. Im nachhinein hatte ihm diese ganze Episode mit dem Herzanfall einen Mordsschrecken eingejagt. Nicht, daß sein Vater eines Tages sterben mußte, vielleicht vor ihm – das war die normale Ordnung der Dinge, und Miles konnte dem Grafen nicht wünschen, daß es andersherum wäre –, sondern daß Miles vielleicht nicht zugegen war, wenn es geschah. Wenn er gebraucht würde. Vielleicht wäre er dann weg und vergnügte sich mit den Dendarii-Söldnern und erfuhr wochenlang nichts. Zu spät.
    Da sie beide in Uniform waren, salutierte der Leutnant vor seinem Vater, dem Admiral, jetzt mit dem üblichen Unterton von Ironie, mit dem sie gewöhnlich solche militärischen Höflichkeiten austauschten. Miles hätte ihn lieber umarmt, aber das hätte seltsam ausgesehen.
    Zum Teufel mit dem Aussehen! Er ging zu seinem Vater und umarmte ihn.
    »He, mein Junge, he«, sagte der Graf überrascht und erfreut. »So schlimm ist es wirklich nicht.« Er erwiderte die Umarmung und trat dann zurück und betrachtete sie alle: seine elegante Frau, seine
    – jetzt zwei – Söhne. Er lächelte so selbstzufrieden, wie es jeder reiche Mann könnte, und öffnete die Arme, als wollte er sie alle umarmen, kurz und fast schüchtern. »Sind die Vorkosigans dann bereit, den Winterfest-Ball zu stürmen? Lieber Captain, ich pro697
    phezeie, sie werden sich dir in Scharen ergeben. Wie geht es deinem Fuß, Mark?«
    Mark streckte den rechten Fuß vor und zappelte mit den Zehen im Schuh. »Fit, daß eine Vor-Dame von maximal hundert Kilo darauf treten kann, Sir. Darunter sind Schuhkappen aus Stahl«, fügte er für Miles beiseite gesprochen hinzu. »Ich gehe kein Risiko ein.«
    Die Gräfin hängte sich am Arm ihres Gatten ein. «Führe uns, Schatz, Vorkosigans zum Sieg!«
    Vorkosigans zur Genesung! wäre der passendere Schlachtruf gewesen, überlegte Miles, während er ihnen folgte. Aber du solltest mal sehen, wie die anderen Burschen aussehen.
    Für Miles war es keine Überraschung, daß praktisch der erste, dem die Vorkosigans bei der Ankunft in der Kaiserlichen Residenz begegneten, Simon Illyan war. Illyan war gekleidet, wie es bei diesen Anlässen üblich war: in eine rotblaue Paradeuniform, die eine Vielzahl von Kommunikatoren verbarg.
    »Aha, heute abend ist er höchstpersönlich hier«, murmelte der Graf, als er seinen alten Sicherheitschef auf der anderen Seite des Vestibüls entdeckte. »Dann dürften wohl anderswo keine größeren Schlamassel im Gange sein. Gut.«
    Sie übergaben ihre schneefeuchten Umhänge an Angestellte des Kaiserlichen Haushalts. Miles zitterte. Er kam zu dem Schluß, daß durch dieses letzte Abenteuer sein Timing durcheinandergekommen war. Gewöhnlich gelang es ihm, einen Auftrag fern des Planeten zu bekommen, wenn in der Hauptstadt Winter herrschte.
    Illyan nickte und kam zu ihnen herüber.
    »Guten Abend, Simon«, sagte der Graf.
    »Guten Abend, Sir. Alles ruhig und still soweit heute abend.«
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    »Das ist schön.« Der Graf zog eine Augenbraue hoch und blickte ihn mit trockenem Amüsement an. »Ich bin sicher, Premierminister Racoczy wird sich freuen, das zu hören.«
    Illyan machte den Mund auf und klappte ihn wieder zu. »Äh, das ist die Gewohnheit«, sagte er verlegen. Er schaute Graf Vorkosigan mit einem fast frustrierten Gesichtsausdruck an. Als wäre die einzige Art, wie er sich gegenüber seinem jahrzehntelangen Befehlshaber verhalten könnte, Berichte zu erstatten; doch Admiral Graf Vorkosigan nahm sie nicht mehr entgegen. »Das ist ein sehr seltsames Gefühl«, gab Illyan zu.
    »Sie werden sich daran gewöhnen, Simon«, versicherte ihm Gräfin Vorkosigan. Und zog ihren Gatten entschlossen aus Illyans Dunstkreis. Der Graf salutierte andeutungsweise und pflichtete damit den Worten der Gräfin bei.
    Illyans Blick fiel statt dessen auf Miles und Mark. »Hm«, sagte er im Ton eines Mannes, der gerade bei einem Pferdehandel als zweitbester davongekommen war.
    Miles straffte sich. Die Ärzte des Sicherheitsdienstes hatten erklärt, daß er in zwei Monaten in den Dienst zurückkehren konnte, falls eine abschließende körperliche Untersuchung nichts Gegenteiliges ergab. Er hatte

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