Vorkosigan 11 Spiegeltanz
der Naßzelle.
Wohin sollte er fliehen, auf einem kleinen Schiff mitten im All. Er hatte die Arme um den Leib geschlungen. Er zwang sich, sie auszustrecken, legte die Hände auf die Konsole und befahl den Muskeln, sich zu entspannen. Wahrscheinlich werden sie mich nicht umbringen. Sie würden ihn zur Flotte zurückbringen und es Naismith überlassen, ihn zu töten.
Aber kein Sicherheitskommando stürmte durch die Tür. Thorne kehrte bald genug zurück. Piekfein in seiner Uniform, endlich. Der Hermaphrodit holte den Datenkubus aus der Komkonsole und hielt ihn in der geschlossenen Hand. »Ich werde mich mit Sergeantin Taura und diesem Ding hinsetzen und mich an eine ernsthafte Planung machen.«
»Ach ja. Es ist höchste Zeit dafür.« Er gab ungern den kostbaren Kubus aus der Hand. Doch es schien, als ob er in Thornes Augen immer noch Naismith war.
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Thorne schürzte die Lippen. »Wo es jetzt Zeit ist, die Mannschaft zu unterrichten, sollten wir da nicht die Ariel einer Nachrichtensperre unterwerfen?«
Eine großartige Idee, doch er hätte sie nicht vorgeschlagen, aus Angst, sie wäre zu verdächtig und seltsam. Vielleicht war es bei diesen verdeckten Operationen nicht so ungewöhnlich. Er hatte keine klare Vorstellung gehabt, wann der echte Naismith zur Dendarii-Flotte zurückkehren sollte, aber danach zu schließen, wie leicht die Söldner ihn akzeptiert hatten, war der Admiral bald zurückerwartet worden. In den letzten drei Tagen hatte er immerzu befürchtet, es kämen per Dichtstrahl und Sprungkurier hektische Befehle vom echten Admiral, die besagten, die Ariel solle umkehren. Gebt mir noch ein paar Tage. Bloß ein paar Tage, und ich werde alles wiedergutmachen. »Ja. Tu das.«
»Sehr gut, Sir.« Thorne zögerte. »Wie fühlst du dich jetzt? Jedermann weiß, daß diese deine schwarzen Stimmungen Wochen andauern können. Aber wenn du dich nur richtig ausruhst, dann bist du bestimmt wieder so energisch wie immer, wenn es an die Landemission geht. Soll ich den anderen sagen, daß man dich in Ruhe lassen soll?«
»Ich … würde das zu schätzen wissen, Bei.« Welches Glück!
»Aber halte mich auf dem laufenden, ja?«
»O ja. Du kannst auf mich zählen. Es ist ein direkter Überfall, außer der Betreuung dieser Schar Kinder, die ich deiner überlegenen Erfahrung überlasse.«
»In Ordnung.« Mit einem Lächeln und einem frohen Gruß floh er über den Korridor in die sichere Isolation seiner eigenen Kabine.
Die pulsierende Kombination aus Hochstimmung, Anspannung und Kopfschmerzen erzeugte ein Gefühl, als würde er schweben.
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Als die Tür sich hinter ihm schloß, fiel er auf sein Bett und packte die Bettdecke, um sich festzuhalten. Es wird wirklich geschehen!
Später schaute er auf der Komkonsole seiner Kabine gewissenhaft die Logbücher durch und fand endlich die vier Jahre alten Einträge über den letzten Besuch der Ariel auf Jackson's Whole. So wie sie waren. Es ging los mit völlig langweiligen Einzelheiten über ein Waffengeschäft, Inventareinträge über eine Fracht an Waffen, die auf der Orbit-Transferstation des Hauses Fell aufgenommen werden sollte. Völlig überraschend machte Thornes atemlose Stimme einen kryptischen Eintrag: »Murka hat den Admiral verloren. Er wird von Baron Ryoval gefangengehalten. Ich werde jetzt einen teuflischen Handel mit Fell machen.«
Dann kamen Aufzeichnungen über einen Noteinsatzflug eines Kampflandeshuttles hinab auf den Planeten, gefolgt vom abrupten Start der Ariel von Station Fell, obwohl die Fracht erst zur Hälfte geladen war.
Diesen Ereignissen folgten zwei faszinierende, unkommentierte Gespräche zwischen Admiral Naismith und Baron Ryoval bzw.
Baron Fell. Ryoval wütete und stieß exotische Todesdrohungen aus. Mit Unbehagen studierte er das verzerrte, an sich gutaussehende Gesicht des Barons. Selbst in einer Gesellschaft, die Skrupellosigkeit schätzte, war Ryoval ein Mann, um den andere jacksonische Drahtzieher einen weiten Bogen machten. Admiral Naismith schien schwer in ein Fettnäpfchen getreten zu sein.
Fell war beherrschter, voll kalter Wut. Wie gewöhnlich waren alle wirklich wesentlichen Informationen, inklusive der Gründe, warum sie überhaupt auf den Planeten gekommen waren, in
Naismiths mündlichen Befehlen enthalten gewesen. Aber es gelang ihm, die überraschende Tatsache auszugraben, daß die 2,40 m 80
große Kämpferin, Sergeantin Taura, ein Produkt der genetischen Labors des Hauses Bharaputra war, der genetisch erzeugte Prototyp
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