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Vorkosigan 11 Spiegeltanz

Vorkosigan 11 Spiegeltanz

Titel: Vorkosigan 11 Spiegeltanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Korridor vor der Shuttleluke sah es aus wie kürzlich, als er ihn zum erstenmal gesehen hatte, nur lief jetzt alles andersherum: die massigen Dendarii-Kämpfer wimmelten nicht herein, sondern marschierten hinaus. Diesmal schienen sie ruhiger zu sein und weniger zu scherzen und herumzualbern. Sie waren sachlicher.
    Nun hatten sie auch Namen, die alle in seinem Kommandohelm gespeichert waren, der sie für ihn korrekt erinnern würde. Alle trugen irgendeine Variation von Halbrüstung und Helm, dazu eine Auswahl schwererer Ausrüstung, zusätzlich zu solchen Handfeuerwaffen, wie er sie trug.
    Ihm wurde bewußt, daß er die Monster-Sergeantin jetzt mit anderen Augen anschaute, da er ihre Geschichte kannte. Dem Logbuch hatte er entnommen, daß sie nur neunzehn Jahre alt war, obwohl sie älter aussah; sie war erst sechzehn gewesen, als Naismith sie dem Haus Ryoval gestohlen hatte. Er kniff die Augen zusammen und versuchte, sie als Mädchen zu sehen. Er war im Alter von vierzehn fortgenommen worden, vor acht Jahren. Ihre jeweiligen Aufenthalte als genetische Produkte und Gefangene des Hauses Bharaputra mußten sich zeitlich überschnitten haben, doch er war ihr nie begegnet. Die Forschungslabors für Gentechnik befanden sich in einer anderen Stadt. Das Haus Bharaputra war eine ausgedehnte Organisation, auf seine seltsame jacksonische Art fast eine kleine Regierung. Abgesehen davon, daß Jackson's Whole keine Regierungen hatte.
    Acht Jahre … Niemand, den du damals gekannt hast, ist noch am Leben. Das weißt du doch, nicht wahr?
    Wenn ich nicht tun kann, was ich will, dann will ich wenigstens tun, was ich kann.
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    Er trat zu ihr. »Sergeantin Taura …«, sie drehte sich um, und er zog verwundert die Augenbrauen hoch. »Was ist das um deinen Hals?« Tatsächlich konnte er sehen, was es war: eine große rosa Schleife. Vermutlich lautete seine wirklich Frage: Warum trug sie das Ding am Hals?
    Sie lächelte ihn an (er vermutete, daß diese abstoßende Grimasse ein Lächeln sein sollte) und zog die Schleife mit ihren riesigen Klauen ein bißchen zurecht. Ihre Nägel waren hellrosa lackiert.
    »Glaubst du, es funktioniert? Ich wollte etwas haben, um die Kinder nicht zu erschrecken.«
    Er musterte die riesige Gestalt mit Halbrüstung, Tarnkleidung, Stiefeln, Patronengürteln, Muskeln und Fangzähnen. Ich glaube nicht, daß das ganz ausreicht, Sergeantin. »Es … ist sicher einen Versuch wert«, preßte er hervor. Sie war sich also ihrer furchteinflößenden Erscheinung bewußt … Narr! Wie könnte sie sich dessen nicht bewußt sein? Bist du dir nicht auch deiner Erscheinung bewußt? Es tat ihm jetzt fast leid, daß er sich nicht früher auf dieser Reise aus seiner Kabine herausgewagt und ihre Bekanntschaft gemacht hatte. Das Mädchen aus meiner Heimatstadt.
    »Was empfindest du jetzt, wo du wieder nach Jackson's Whole unterwegs bist?«, fragte er plötzlich.
    »Ein seltsames Gefühl«, gestand sie und senkte ihre kräftigen Augenbrauen.
    »Kennst du den Landeplatz? Bist du dort früher schon einmal gewesen?«
    »Nicht in diesem medizinischen Komplex. Ich habe kaum je die Genetik-Labors verlassen, außer die paar Jahre, als ich bei Pflegeeltern lebte, und das war in derselben Stadt.« Sie drehte den Kopf, ihre Stimme fiel um eine Oktave, und sie bellte einem ihrer Männer einen Befehl zum Laden von Geräten zu. Der Mann
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    machte eine Geste, daß er verstanden habe, und beeilte sich zu gehorchen. Sie wandte sich wieder ihm zu, und ihre Stimme wurde wieder sanft und nahm eine bewußte, vorsichtige Leichtigkeit an.
    Sonst legte sie, da im Dienst, keinerlei unangemessene Intimität an den Tag; es schien, daß sie und Naismith ein diskretes Liebespaar waren, falls überhaupt. Die Diskretion erleichterte ihn. Sie fügte hinzu: »Ich bin nicht soviel nach draußen gekommen.«
    Er senkte die Stimme. »Haßt du sie?« So wie ich? Eine andere Art intimer Frage.
    Sie verzog nachdenklich ihre breiten Lippen. »Vermutlich …
    wurde ich schrecklich manipuliert, als ich dort aufwuchs, doch zu jener Zeit erschien es mir nicht als Mißbrauch. Es gab eine Menge unangenehmer Tests, aber das war alles Wissenschaft … es war damit keine Absicht verbunden, mich zu verletzen. Es tat nicht wirklich weh, bis man mich an Ryoval verkaufte, nachdem das Supersoldatenprojekt abgebrochen worden war. Was Ryoval mir antun wollte, war grotesk, aber das ist einfach die Natur von Ryoval. Bharaputra … Bharaputra kümmerte sich nicht darum.
    Das warf mich

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