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Vorkosigan 11 Spiegeltanz

Vorkosigan 11 Spiegeltanz

Titel: Vorkosigan 11 Spiegeltanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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seine Speiseröhre hochzuklettern. Plötzlich erkannte er einen verborgenen Vorteil der vollen Raumrüstung.
    Wenn man sich beim Hinabflug vor Schreck in die Hosen machte, dann kümmerte sich die Sanitärinstallation des Raumanzugs darum, und niemand bemerkte etwas.
    Als sie in die Ionosphäre eintraten, begann die Luft an der Au
    ßenhülle des Shuttles aufzuheulen. Seine Sitzgurte versuchten ihn in Scheiben zu schneiden wie ein Ei. »Macht Spaß, was?«, schrie Thorne und grinste wie ein Trottel. Die Verlangsamung verzerrte das Gesicht des Hermaphroditen und ließ seine Lippen flattern. Sie flogen geradewegs nach unten, zumindest zeigte die Nase des Shuttles dorthin. Allerdings versuchte sein Sitz ihn mit halsbrecherischer und schädelzertrümmernder Gewalt gegen die Decke zu schleudern.
    »Ich hoffe doch, daß uns nichts im Weg ist«, schrie der Pilot fröhlich. »Diese Landung ist von keiner Luftkontrolle freigegeben worden.«
    Er stellte sich eine Kollision mitten in der Luft mit einem großen kommerziellen Passagiershuttle vor … an Bord fünfhundert Frauen und Kinder … riesige gelbe und schwarze Explosionen und durch die Luft fliegende Körper …
    Sie überquerten den Terminator. Dann kam Dunkelheit, peitschende Wolken … größere Wolken … das Shuttle vibrierte und dröhnte wie eine verrückte Tuba … immer noch direkt nach unten 112
    gerichtet, da war er sich sicher, obwohl er nicht wußte, wie der Pilot es in dem kreischenden Nebel erkennen konnte.
    Dann lagen sie plötzlich horizontal wie ein Luftshuttle, die Wolken über ihnen, unter ihnen die Lichter einer Stadt wie Juwelen, die über einen Teppich verstreut waren. Ein Luftshuttle, das wie ein Stein abwärts fiel. Sein Rückgrat preßte sich zusammen, härter und immer härter. Weiteres gräßliches Geklirr, als die Füße des Shuttles ausfuhren. Unter ihnen ragte eine Reihe halb beleuchteter Gebäude auf. Ein dunkler Spielplatz – Mist, das ist's, das ist's! Die Gebäude ragten neben ihnen, ragten über ihnen auf.
    Bums – knirschknirsch. Eine solide Landung auf sechs Füßen. Die Stille betäubte ihn.
    »In Ordnung, los!« Thorne schwang sich aus seinem Sitz. Das Gesicht des Hermaphroditen war gerötet, seine Augen leuchteten, ob vor Blutgier oder Angst oder beidem, konnte er nicht sagen.
    Er trampelte hinter einem Dutzend Dendarii die Rampe hinunter.
    Seine Augen waren erst halb an die Dunkelheit angepaßt. In dem Komplex schienen genug Lichter, diffus in der kalten und nebligen Winterluft, so daß er keine Schwierigkeiten beim Sehen hatte, wenn auch alles ziemlich farblos wirkte. Die Schatten waren schwarz und unheimlich. Sergeantin Taura teilte mit stummen Handzeichen ihr Kommando auf. Keiner machte ein Geräusch.
    Schweigende Gesichter wurden vom Staccato kurzer Lichtblitze beleuchtet, als die Vids ihrer Helme ihnen diese oder jene Daten anzeigten und an den Rand ihrer Gesichtsfelder projizierten. Eine Dendarii-Kämpferin mit zusätzlichen Beobachtungsinstrumenten auf ihrem Helm rollte ein Schwebe-Bike heraus, bestieg es und kletterte lautlos in die Dunkelheit empor – Sicherung aus der Luft.
    Der Pilot blieb an Bord. Taura zählte vier weitere Dendarii ab.
    Zwei verschwanden in der Dunkelheit im Umkreis, zwei blieben 113
    als Nachhut beim Shuttle. Er und Thorne hatten sich darüber gestritten. Thorne hatte mehr Rundumsicherung gewollt. Sein eigenes Gefühl war, daß sie so viele Kämpfer wie möglich beim Klon-Internat brauchen würden. Die zivilen Krankenhauswachen waren eine geringe Bedrohung, und es würde Zeit brauchen, bis deren besser bewaffnete Verstärkung eintraf. Zu dem Zeitpunkt wären die Dendarii schon fort, falls sie die Klons schnell genug wegbringen konnten. Er verfluchte sich jetzt im Nachhinein, daß er damals in Escobar nicht zwei Kampfkommandos abkommandiert hatte. Das hätte er genauso leicht tun können, aber da war er in Berechnungen über die Passagierkapazität der Ariel verwickelt gewesen und hatte sich eingebildet, er müsse Lifesupport für die Flucht am Ende aufheben. Es gab so viele Faktoren, die gegeneinander abgewogen werden mußten.
    Sein Helm umrahmte sein Gesichtsfeld mit einem bunten
    Durcheinander von Codes, Ziffern und Graphen. Er hätte sie alle studiert, aber sie huschten zu schnell vorbei. Sobald er eine Zeile wahrgenommen und für sich interpretiert hatte, war sie schon wieder verschwunden und durch eine andere ersetzt. Er hielt sich an Thornes Rat und reduzierte mit einem geflüsterten Wort die

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