Vorkosigan 11 Spiegeltanz
Flüsterton, wenn man dieses gequetschte sotto voce so nennen konnte, »wie kommt es, daß sie dir glauben und mir nicht? Das ist nicht fair!«
Quinns Stimme, die sich in seinem Helm meldete, beendete das Familientreffen. »Falls ihr mit der Begrüßung fertig seid, du und Don Quichotte Junior, dann möchte ich melden, daß Sanitäter 148
Norwood Phillipi vorbereitet und in die Kryokammer geladen hat, und daß die Verwundeten zum Transport bereit sind.«
»Formiert euch, und dann bringen wir den ersten Schub zur Tür hinaus«, antwortete Miles. Er rief den Sergeanten des Blauen Kommandos auf. »Framingham, nehmen Sie den ersten Konvoi.
Seid ihr bereit?«
»Bereit. Sergeantin Taura hat sie für mich antreten lassen.«
»Geht. Und schaut nicht zurück.«
Ein halbes Dutzend Dendarii, etwa dreimal so viele verwirrte und erschöpfte Klons und die beiden verwundeten Kämpfer auf
Schwebepaletten versammelten sich in der Vorhalle und gingen hintereinander durch die zerstörte Tür. Framingham sah nicht sonderlich glücklich darüber aus, daß er ein paar junge Mädchen als Schild gegen Projektilwaffen benutzen mußte; sein schokoladendunkles Gesicht blickte grimmig drein. Doch alle bharaputranischen Heckenschützen würden sehr, sehr sorgfältig zielen müssen. Die Dendarii zwangen die Kinder, sich vorwärts zu bewegen, wenn schon nicht im Laufschritt, so doch zumindest in einem beständigen Trott. Eine zweite Gruppe folgte binnen einer Minute der ersten. Miles ließ die Daten aus den Helmen beider Unteroffiziere an beiden Rändern seines Gesichtsfeldes ablaufen, während er angestrengt nach dem tödlichen Winseln des Feuers kleiner Waffen lauschte.
Würden sie es schaffen? Sergeantin Taura trieb die letzte schnatternde Schar von Klons in die Vorhalle. Sie grüßte ihn, indem sie andeutungsweise salutierte, und hielt nicht einmal an, um sich über ihn und Mark den Kopf zu zerbrechen.
»Froh, dich zu sehen, Sir«, brummte sie.
»Danke, gleichfalls, Sergeantin«, erwiderte er, und es kam von Herzen. Wenn Taura durch Marks Machenschaften getötet worden 149
wäre, dann hätte Miles nicht gewußt, wie sie je ihre Beziehung wieder hätten einrenken können. In einem passenderen Augenblick wollte er unbedingt herausfinden, wie es Mark gelungen war, sie zu täuschen, und wie weit dies gegangen war. Später.
Taura kam näher heran und dämpfte ihre Stimme. »Wir haben vier Kinder verloren, die sind zurück zu den Bharaputranern geflohen. Das macht mich irgendwie krank. Gibt es eine Chance …?«
Bedauernd schüttelte er den Kopf. »Auf keinen Fall. Diesmal keine Wunder. Wir müssen nehmen, was wir bekommen können, und abhauen, sonst verlieren wir alles.«
Sie nickte, denn sie verstand die taktische Situation vollkommen.
Leider vertrieb das Verständnis nicht das übelkeiterregende Gefühl der Reue. Er schenkte ihr ein kurzes Lächeln, das besagte: Es tut mir leid, und sie verzog gequält einen Mundwinkel.
Der Sanitäter des Blauen Kommandos brachte die große
Schwebepalette mit der Kryokammer herbei.
Über den durchsichtigen Teil des schimmernden Zylinders hatte er eine Decke geworfen, um den nackten und abkühlenden Körper seiner Kameradin und Patientin vor verständnislosen oder erschrockenen Augen Außenstehender abzuschirmen. Taura drängte ihre Klons aufzustehen.
Bel Thorne blickte um sich. »Ich hasse diesen Ort«, sagte er ruhig.
»Vielleicht können wir ihn diesmal bombardieren, auf dem Rückweg«, erwiderte Miles ebenso ruhig. »Endgültig.«
Bel nickte.
Sie schoben sich zur Vordertür hinaus. Die ungefähr fünfzehn letzten Klons, die Schwebepalette, die Nachhut der Dendarii, Taura und Quinn, Mark und Bei. Miles schaute in die Höhe und 150
hatte das Gefühl, als wäre ein Bullauge auf die Oberseite seines Helms gemalt, aber die Gestalt, die sich da bewegte und das Dach des gegenüberliegenden Gebäudes überquerte, trug die graue Dendarii-Uniform. Gut. Das Holovid auf der rechten Seite seines Gesichtsfeldes informierte ihn, daß Framingham und seine Gruppe ohne Zwischenfälle das Shuttle erreicht hatten. Noch besser. Er schaltete die Übertragung aus Framinghams Helm ab, dämpfte die aus dem Helm des zweiten Kommandoführers zu einem bloßen Gemurmel und konzentrierte sich auf den gegenwärtigen Augenblick.
Seine Konzentration wurde durch Kimuras Stimme unterbrochen.
Zum erstenmal hörte er etwas vom Gelben Kommando aus dessen eigener Landezone am anderen Ende der Stadt. »Sir, der Widerstand
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