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Vorkosigan 12 Viren des Vergessens

Vorkosigan 12 Viren des Vergessens

Titel: Vorkosigan 12 Viren des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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die erniedrigende Fixierung. Ganz zu schweigen von der Belastung für die Sanitäter.« »Zu Beginn war ich mir noch nicht sicher, womit wir es zu tun hatten.« »Mm. Aber es war falsch, ihn in seinen Qualen allein zu lassen.« »Ich … gebe zu, ich bin nicht zu einer persönlichen Inspektion in die Klinik hinabgegangen. Der erste Tag war schlimm genug.« Verständlich, wenn auch feige. »Ivan und ich konnten eine Menge tun, indem wir einfach dort waren. Ich habe an eine andere Person gedacht, die noch mehr ausrichten könnte. Ich denke, Lady Alys Vorpatril sollte bei ihm sitzen, bis die Operation vorbereitet ist.« Haroche runzelte die Stirn. »Sie und Leutnant Vorpatril sind oder waren zumindest unter Fahneneid stehende Soldaten. Lady Alys ist eine Zivilistin und aufgrund ihres Geschlechts von den meisten Eiden ausgeschlossen.« »Aber sie ist trotz allem wohl kaum eine Nichtperson. Falls ich muß, dann werde ich mit meiner Autorität als Auditor befehlen, daß sie zu Illyan gelassen wird, doch ich wollte Ihnen eine Chance geben, Ihren Fehler zu korrigieren. Wenn sonst nichts zählt, so sollten Sie sich doch der Tatsache bewußt sein, daß sie als Gregors Baba und als engste ältere weibliche Angehörige alle gesellschaftlichen Arrangements für die Hochzeit des Kaisers treffen wird. Vielleicht sind Sie dann immer noch amtierender Chef des KBS. Wie das in Ihre Sicherheits… aufgaben paßt, sollte offensichtlich sein.
    Die Kaiserin Laisa kann neue Arrangements treffen, sobald sie inthronisiert ist, aber in der Zwischenzeit ist Lady Alys die alte Garde und sorgt für den Übergang. Das ist eine Vor-Sitte. In seinen bewundernswerten Bemühungen, mehr nach Verdienst als nach Abstammung zu befördern, verbringt das Militär viel Zeit damit, so zu tun, als seien die Vor nicht real. Die hohen Vor, deren Sicherheit und gutes Benehmen Ihrer besonderen Obhut anvertraut sind, solange Sie hinter diesem Pult sitzen, verwenden mindestens ebensoviel Energie darauf, so zu tun, als seien die Vor real.« Haroche zog die Augenbrauen hoch. »Wer hat also recht?« Miles zuckte die Achseln. »Meine Mutter würde es den Aufeinanderprall zweier miteinander konkurrierender Phantasien nennen. Doch wie auch immer Ihre persönliche Meinung über die Verdienste und Defizite des Vor-Systems sein mag – und ich habe ein paar eigene Gedanken darüber, die ich nicht unbedingt vor dem Plenum des Rates der Grafen verkünden würde –, es ist das System, das aufrechtzuerhalten wir beide geschworen haben. Die Vor sind wirklich die Muskeln des Kaiserreichs. Falls Ihnen das nicht gefällt, dann können Sie auswandern, aber wenn Sie bleiben, dann ist dies das einzige Spiel, das in der Stadt gespielt wird.« »Wie ist dann Illyan so gut mit euch allen zurechtgekommen?
    Er war auch nicht mehr Vor als ich.« »Ich glaube, daß er eigentlich das Spektakel ziemlich genossen hat. Ich weiß nicht, was er dachte, als er jünger war, aber zu der Zeit, als ich ihn richtig kennenlernte, in den letzten zehn Jahren oder so … da war er, glaube ich, zu der Überzeugung gekommen, das Kaiserreich sei eine Schöpfung, die es zu bewahren galt. Er schien ein ureigenes Interesse daran zu haben. Auf seltsame Art eine fast cetagandanische Einstellung: mehr die eines Künstlers zu seinem Medium als die eines Dieners zu seinem Herren. Illyan hat mit viel Getue Gregors Diener gespielt, aber ich glaube, ich bin noch keinem weniger servilen Menschen begegnet.« »Aha.« Haroches Augen waren hellwach, als er dies hörte. Seine Finger trommelten einmal auf dem schwarzen Glas, eine ausgesprochen illyaneske Geste. Bei Gott, der Mann hörte wirklich zu. Und lernte auch? Ein ermutigender Gedanke.
    Haroche preßte entschlossen die Lippen zusammen und tippte einen Code in seine Komkonsole ein. Lady Alys’ Sekretär erschien, und nach ein paar gemurmelten Worten der Begrüßung und Erklärung bildete sich Alys’ Gesicht über der Vid-Scheibe.
    Sie blickte Haroche finster an.
    »Mylady.« Er nickte ihr kurz zu. Die Geste seiner Hand konnte man entweder als den modifizierten Gruß eines Analytikers interpretieren, oder als die Bewegung eines Mannes, der an seiner Stirnlocke zupfte; die Nuance war hübsch vage. »Ich habe noch einmal Ihr Ersuchen auf Zugang zur KBS-Klinik überdacht. Chef Illyan wird vielleicht in Kürze operiert. Ich würde es als einen persönlichen Gefallen auffassen, wenn Sie bereit wären, hierherzukommen und vorher eine Weile bei ihm zu bleiben. Vertraute

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