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Vorkosigan 12 Viren des Vergessens

Vorkosigan 12 Viren des Vergessens

Titel: Vorkosigan 12 Viren des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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eingingen.
    »Unglücklicherweise«, fuhr er fort, »war bei der Konstruktion des Chips nicht vorgesehen, daß sein Speicherinhalt heruntergeladen werden könnte. Es gibt kein einziges Äquivalent einer Datenschnittstelle, an die man sich anschließen könnte; nur diese Tausende und Abertausende neuronaler Leitungen, die überall an der Oberfläche des Dings herauskommen oder hineingehen.« Angesichts der Geschichte dieses Chips als Kaiser Ezars ultrasicherer Datenspeicher erschien dies sinnvoll. Es hätte Miles nicht überrascht zu erfahren, daß das Ding auf besonderen Wunsch des Bestellers als nichtherunterladbar konzipiert worden sei.
    »Nun … hatte ich den Eindruck, daß das Ding parallel zu Illyans ursprünglichem zerebralem Gedächtnis arbeitete. Es ersetzt es eigentlich nicht, oder?« »Das ist korrekt, Mylord. Der neurologische Input wird von den sensorischen Nerven nur abgespalten, nicht völlig umgeleitet.
    Die Probanden haben offenbar ein doppeltes Gedächtnis aller Wahrnehmungen. Das scheint der entscheidende Faktor dafür gewesen zu sein, daß später bei ihnen so viele Fälle von iatrogener Schizophrenie auftraten. Ein inhärenter Konstruktionsfehler, nicht so sehr des Chips als des menschlichen Gehirns.« Ruibal räusperte sich, ein höflicher Ausdruck theoretischen oder vielleicht theologischen Widerspruchs.
    Illyan mußte ein geborener Spion gewesen sein. Mehr als eine Realität im Kopf im Gleichgewicht zu halten, bis Beweise eintrafen, ohne dabei von der Spannung verrückt zu werden, war sicher das Kennzeichen eines großen Ermittlers.
    Avakli ging dann zu einer höchst fachlichen Erörterung dreier projektierter Ideen über, wie man etwa die im Chip gespeicherten Daten herunterladen könnte. Sie klangen alle nach Notbehelf, bei allen war das Ergebnis ungewiß. Während er sie beschrieb, wirkte Avakli selbst nicht sonderlich glücklich oder begeistert. In der Mehrzahl schienen sie mit stundenlangen und delikaten mikroneurochirurgischen Eingriffen verbunden zu sein. Ruibal zuckte mehrfach zusammen.
    »Also«, unterbrach Miles diese Ausführungen schließlich, »was passiert, wenn man den Chip herausnimmt?« »Um laienhafte Begriffe zu verwenden«, erwiderte Avakli, »der Chip erfährt einen Schock und stirbt. Offensichtlich soll das so sein, anscheinend um … hm … Diebstahl zu verhindern.« Ganz recht. Miles stellte sich Illyan vor, wie er von Chip-Spionen überfallen wurde, wie sein Kopf aufgehackt wurde, wie er tot zurückgelassen wurde … jemand anderer hatte diese Vision schon vorweggenommen. Ezars Generation war eine paranoide Bande gewesen.
    »Er war so konstruiert, daß er nie intakt aus seiner organischen elektrischen Versorgungsmatrix entnommen werden durfte«, fuhr Avakli fort. »Die Chance, verständliche Daten wiederzugewinnen ist jedenfalls äußerst reduziert.« »Und wenn er nicht herausgenommen wird?« »Die Matrizen der Proteinketten zeigen kein Anzeichen von Verlangsamung ihrer Dissoziation.« »Oder wissenschaftlich ausgedrückt, der Chip verwandelt sich in Illyans Kopf zu Rotz. Einer von euch schlauen Burschen hat übrigens genau diese Formulierung anscheinend in Illyans Hörweite benutzt.« Einer von Avaklis Assistenten war so anständig, schuldbewußt dreinzuschauen.
    »Admiral Avakli, was sind Ihre Top-Theorien bezüglich der Ursache des Zusammenbruchs des Chips?« Avakli zog die Augenbrauen zusammen. »In der Reihenfolge der Wahrscheinlichkeit: Seneszenz, das heißt Alterung, die eine Selbstzerstörung auslöst, oder eine Art chemischer oder biologischer Attacke. Um die zweite Hypothese zu beweisen, müßte ich den Chip auseinandernehmen.« »Also … es ist nicht die Rede davon, den Chip zu entfernen, zu reparieren und wieder zu installieren.« »Ich glaube kaum.« »Und Sie können ihn nicht in situ reparieren, ohne den Grund zu kennen, den Sie nicht bestimmen können, ohne den Chip zu entfernen, um sein Inneres zu untersuchen. Wodurch er zerstört würde.« Avakli preßte die Lippen zusammen und bestätigte damit den Teufelskreis des Problems. »Ich fürchte, eine Reparatur steht au ßer Frage. Ich habe mich auf den Versuch konzentriert, ein praktisches Vorgehen zum Herunterladen des Chips zu entwickeln.« »Offenbar haben Sie meine Ausgangsfrage mißverstanden«, fuhr Miles fort. »Was passiert Illyan, wenn der Chip entfernt wird?« Avakli wies mit einer schnellen Geste auf Ruibal – das heiße Eisen wurde weitergereicht.
    »Wir können es nicht mit Sicherheit

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