Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorkosigan 12 Viren des Vergessens

Vorkosigan 12 Viren des Vergessens

Titel: Vorkosigan 12 Viren des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
Vom Netzwerk:
schon unter einem Scanner, doch er hatte noch nicht begonnen, ihn auseinanderzunehmen. Miles fiel sofort ein neues Gesicht in dem Team auf, ein großer hagerer Mann, der sich etwas abseits von den anderen hielt.
    Dr. Vaughn Weddell, früher Dr. Hugh Canaba von Jackson’s Whole, hatte jetzt blassere Haut und dunkleres Haar, und seine Augen waren von einem hellen Haselnußbraun statt des ursprünglichen Dunkelbraun, das sie gehabt hatten, als Miles dem Mann zum ersten Mal begegnet war. Eine höhere Wölbung seiner Wangenknochen und seiner Nase verlieh ihm ein noch distinguierteres Aussehen. Seine Aura ernster intellektueller Überlegenheit war allerdings noch die gleiche.
    Als Weddell Miles erblickte, weiteten sich seine Augen. Miles lächelte grimmig. Er hatte nicht geglaubt, daß der gute Doktor ›Admiral Naismith‹ vergessen haben würde. Miles trat mit ihm beiseite und dämpfte seine Stimme.
    »Guten Tag, Dr. Weddell. Und wie genießen Sie dieser Tage Ihre neue Identität?« Weddell verarbeitete seine Überraschung geschmeidig. »Gut, danke. Und … äh … wie genießen Sie die Ihre?« »Das ist genaugenommen meine alte Identität.« »Wirklich?« Weddell zog die Augenbrauen hoch, während er Miles’ barrayaranische Hausuniform und deren Auszeichnungen sowie die prunkvolle Kette um den Hals musterte und deren Be deutung entzifferte. »Hm. Heißt das also, Sie sind der Kaiserliche Auditor, dem ich diese Unterbrechung meiner Arbeit am Institut für Naturwissenschaften zu verdanken habe?« »Korrekt. Wir Untertanen des Kaiserreichs haben manchmal überraschende Pflichten, das muß Ihnen ja inzwischen bewußt sein. Das ist der Preis, Barrayaraner zu sein. Einer der Preise.« »Zumindest ist Ihr Klima hier besser«, seufzte Weddell.
    Gegenüber Jackson’s Whole, in der Tat. Und Weddell bezog sich nicht nur auf das Wetter. »Ich bin sehr erfreut, daß sich die Dinge für Sie zufriedenstellend entwickelt haben«, bemerkte Miles. »Wenn ich gewußt hätte, daß ich Sie treffen würde, hätte ich Grüße von Sergeantin Taura mitgebracht.« »Du meine Güte, ist sie noch am Leben?« »O ja.« Und das ist nicht Ihnen zu danken. »Admiral Avakli hat Sie vermutlich schon über das sehr delikate Problem unterrichtet, dessen Lösung ich seinem Team übertragen habe. Für den Fall, daß sich irgendwelche interessanten galaktischen Verbindungen ergeben, hoffe ich, daß Ihr etwas eklektischer galaktischer Werdegang vielleicht helfen könnte, sie aufzudröseln. Haben Sie schon eine Idee?« »Einige.« »Tendieren sie zu natürlichen Ursachen oder zu Sabotage?« »Ich würde nach Anzeichen für Sabotage suchen. Falls ich keine finden kann, werden wir es am Ende vielleicht aufgrund des Fehlens anderer Möglichkeiten natürliche Ursachen nennen. Die Analyse wird einige Tage dauern, falls sie gründlich durchgeführt wird.« »Ich möchte, daß Sie gründlich sind. Molekül um Molekül, falls nötig.« »Oh, das wird nötig sein.« »Und … hm … denken Sie bitte daran: zwar befinden Sie sich in einem Labor des KBS und sind sicherlich Teil eines Teams, aber Sie gehören nicht zur Befehlskette des KBS. Sie erstatten direkt mir Bericht.« Weddell zog nachdenklich die Augenbrauen herab. »Das ist … sehr interessant.« »Dann machen Sie weiter.« Weddell neigte sein Kinn schief in leicht ironischer Bestätigung. »Ja, Mylord … äh … Vorkosigan, nicht wahr?« »Oder ›Mylord Auditor‹ wäre korrekt, in dieser Woche.« »Sie haben sich verbessert.« »Ich könnte hier kaum höhersteigen, ohne Nasenbluten zu riskieren.« »Soll das eine Warnung an mich sein?« »Eine Gefälligkeit. Nur zur Orientierung.« »Aha, danke.« Weddell nickte und kehrte wieder zu der Gruppe zurück, um über Avaklis Schulter das Geschehen zu verfolgen.
    Weddell/Canaba war im Grunde immer noch ein Dummkopf, überlegte Miles. Aber er beherrschte seine Molekularbiologie.
    Nach einem Gespräch mit Admiral Avakli rief Miles Gregor an und berichtete über die erfolgreiche Operation. Dann ging er erneut Illyan besuchen. Er fand den Chef des KBS im Bett sitzend und wieder angekleidet vor. Lady Alys saß neben ihm. Illyan lächelte tatsächlich ein wenig, als er ins Zimmer trat. Der erste ungequälte Ausdruck, den Miles seit Tagen auf seinem Gesicht gesehen hatte.
    »Hallo, Sir. Gut, daß Sie wieder bei uns sind.« »Miles.« Illyan nickte vorsichtig, dann berührte er mit der Hand den Kopf, als wollte er sich vergewissern, daß der noch dran war. »Wie lange

Weitere Kostenlose Bücher