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Vorkosigan 12 Viren des Vergessens

Vorkosigan 12 Viren des Vergessens

Titel: Vorkosigan 12 Viren des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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tröpfle, dann sieht man es wenigstens nicht. Ich weiß nicht, wie Delia das schafft. Sie verschüttet nie etwas. Manchmal kommt es mir so vor, als würde sie üben, um Lady Alys zu sein.« Galeni hatte nicht erwähnt, daß er – mit Delia – hier sein würde, als sie sich im KBS-Hauptquartier gesprochen hatten – wann war das gewesen … erst gestern? »Wie lang geht das schon?« fragte Miles und wies mit einem Ruck seines Kopfes in Galenis Richtung.
    Martya grinste. »Delia hat unserem Papa vor einem Monat gesagt, daß Duv derjenige sein wird, welcher. Ihr gefällt Duvs Stil, sagt sie. Ich glaube, für einen so alten Knacker ist er durchaus in Ordnung.« »Ich habe auch Stil«, betonte Miles.
    »Deinen ganz eigenen«, stimmte Martya höflich zu.
    Miles beschloß klugerweise, auf dieses Stichwort nicht einzugehen. »Hm … und wann hat der alte Duv das herausgefunden?« »Delia arbeitet noch daran. Es gibt Kerle, denen muß man mit einem Ziegelstein auf den Kopf hauen, damit sie einen bemerken.
    Bei einigen muß man sogar mit einem großen Ziegelstein zuhauen.« Als Miles versuchte herauszufinden, in welche Kategorie er ihrer Meinung nach fiel, kehrte Ivan mit Getränken zurück. Wenige Minuten später ertönten die ersten Takte Musik aus dem Nachbarraum; Ivan rettete Martyas Kleid von der Begegnung mit Würzwein und entführte sie zum Tanz. Falls es sich bei den fremden Gesichtern von Zivilisten hier um Kollegen von Laisa aus dem Speditionskonsortium handelte, dann waren doch aller hand andere Komarraner unter der Menge. Nichts Politisches bei dieser Party, ha! Galenis Gegenwart, so vermutete Miles, mußte eine Folge von Laisas Einfluß auf die Gästeliste sein. Natürlich, ihr bester alter Freund.
    Miles machte sich eine Weile über die Hors d’oevres her, die wie immer großartig waren, dann wanderte er in den Nachbarsalon hinüber, um der Musik zu lauschen und die Tänzer zu beobachten. Ihm wurde nachhaltig bewußt, daß sein Versagen, eine eigene Partnerin mitzubringen, ihn überzählig machte, und dabei war er nicht der einzige; das Verhältnis von Männern zu Frauen war unter den Anwesenden leicht zehn zu neun, wenn nicht zehn zu acht. Er erbettelte sich ein paar Tänze bei Frauen, die ihn gut genug kannten, um sich nichts aus seiner geringen Körpergröße zu machen, wie zum Beispiel Henri Vorvolks Gräfin, aber sie waren alle deprimierend verheiratet oder in festen Händen. Den Rest der Zeit praktizierte er seine beste finster illyaneske Stütz-die-Wand-Pose.
    Illyan selbst tanzte mit Alys Vorpatril vorüber. Ivan, der neben Miles anhielt, um sich mit einem Becher heißen Würzweins zu stärken, starrte erstaunt auf das Paar.
    »Ich wußte gar nicht, daß der alte Illyan tanzen kann«, bemerkte er.
    »Ich wußte auf jeden Fall nicht, daß er so gut tanzen kann«, stimmte ihm Miles zu. Ivan war nicht der einzige, der es kaum glauben konnte. Henri Vorvolks Frau, die Alys und ihren Partner vorbeischweben sah, flüsterte einen Kommentar ins Ohr ihres Gatten; er blickte mit einem verblüfften Lächeln auf. »Ich habe Illyan noch nie so etwas tun sehen. Vermutlich war er immer im Dienst.« Immer. Dr. Ruibal hatte erwähnt, die Entfernung des Chips könne Persönlichkeitsveränderungen wie auch kognitive Veränderungen als Nebenwirkungen haben … Teufel, Teufel!
    Schon die Entfernung dieser dreißig Jahre währenden Last erdrückender Verantwortung konnte die Sache erklären.
    Eine Haarsträhne löste sich aus Lady Alys’ kunstvoll mit Blumen geschmückter Frisur, und sie strich sie sich aus der Stirn zurück. Das Bild, wie sie en deshabille beim Frühstück gesessen war, drängte sich in Miles’ Erinnerung, und er hatte plötzlich die Empfindung, als hätte man ihn mit einem großen Ziegelstein auf den Kopf gehauen. Er verschluckte sich fast an seinem Wein.
    Du lieber Himmel! Illyan schläft mit meiner Tante.
    Und umgekehrt. Er war sich nicht sicher, ob er indigniert oder erfreut sein sollte. Der einzige klare Gedanke, der ihm kam, war eine plötzlich erneuerte Bewunderung für Illyans kühle Nerven.
    »Geht es dir gut?«, fragte ihn Ivan.
    »O ja.« Ich glaube, das werde ich Ivan allein herausfinden lassen. Er verbarg ein unbeherrschtes Grinsen, indem er einen weiteren Schluck Wein hinunterkippte.
    Er entwischte Ivan und zog sich in den Empfangssalon zurück.
    Am dortigen Büfett lief er Hauptmann Galeni in die Hände, der gerade einige Happen für Delia auswählte, die sittsam in der Nähe wartete. Sie

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