Vorkosigan 12 Viren des Vergessens
Entschlossenheit oder den Eifer des Bräutigams bewies, oder die verständliche Angst, Laisa könnte jeden Augenblick aus ihrem zärtlichen Nebel erwachen, die ihr drohenden Gefahren einschätzen und so weit und so schnell davonlaufen, wie sie nur konnte. Vielleicht von allem etwas.
Am Tag vor der Zeremonie wurden Vorbarr Sultana und die drei umliegenden Distrikte vom schlimmsten Winterfest— Schneesturm seit vierzig Jahren heimgesucht, der alle kommerziellen Shuttlehäfen lahmlegte und die Aktivitäten auf dem militärischen empfindlich reduzierte, wodurch der einfliegende Vizekönig von Sergyar im Orbit strandete. Vom Wind gepeitschter Schnee schwirrte fast waagrecht an den Fenstern von Palais Vorkosigan vorbei, und in einigen Vierteln in der Hauptstadt häuften sich rasch Schneewächten bis zu den Fenstern des ersten Stocks auf. Vernünftigerweise wurde beschlossen, daß Vizekönig Graf Vorkosigan erst am folgenden Morgen landen und danach direkt zur kaiserlichen Residenz fahren sollte.
Miles’ Absicht, sich mit dem eigenen Leichtflieger zur Residenz zu begeben, wurde fallen gelassen; statt dessen begleitete er die Gräfin und ihr Gefolge in ihren Bodenwagen. Sein Generalplan, sie alle früh aus dem Haus zu bekommen, wurde zum ersten Mal an diesem Tag durchkreuzt, als er seinen Kleiderschrank öffnete und entdeckte, daß Pep die Katze, die mit Hilfe von Miles’ kollaborierender Köchin die Sicherheitsschranken von Palais Vorkosigan durchdrungen hatte, sich auf dem Boden zwischen seinen Stiefeln und herabgefallenen Kleidern ein Nest gemacht und Kätzchen zur Welt gebracht hatte. Sechs an der Zahl.
Pep ignorierte seine Drohungen bezüglich der gräßlichen Folgen, die ein Angriff auf einen Kaiserlichen Auditor haben würde, und schnurrte und knurrte aus dem Dunkel in ihrer üblichen schizophrenen Art. Miles nahm seine Nerven zusammen und rettete unter Verlust von etwas hohem Vor-Blut seine besten Stiefel und seine Vorkosigan-Uniform. Er schickte sie nach unten zu einer schnellen Reinigung durch den überarbeiteten Gefolgsmann Pym.
Die Gräfin, die sich wie immer freute, wenn ihr biologisches Reich Zuwachs bekam, eilte herbei und brachte ein Gourmet-Tablett für Katzen, das Mama Kosti vorbereitet hatte und das Miles ohne Zögern als Frühstück verspeist hätte. Im allgemeinen Chaos dieses Morgens mußte er jedoch in die Küche hinuntergehen und seine Morgenmahlzeit schnorren. Die Gräfin saß auf dem Boden und gurrte eine halbe Stunde lang in seinen Kleiderschrank; dabei entging sie nicht nur jeder Verletzung, sondern es gelang ihr auch den ganzen Haufen kleiner zappelnder Pelzbällchen hochzunehmen, das Geschlecht eines jeden zu bestimmen und ihnen Namen zu geben, bevor sie sich losriß, um fortzueilen und sich anzukleiden.
Endlich startete der Konvoi aus drei Bodenwagen des Palais Vorkosigan in den wogenden Schneewolken, die ihr Hubgebläse hochschleuderten. Nach Überwindung einiger Hindernisse durch blockierte Straßen rumpelten sie über die letzten Schneeverwe hungen und schlängelten sich durch die schmiedeeisernen Tore der Residenz, wo eine Schwadron Soldaten und Residenzbedienstete wie verrückt schufteten, um die Wege freizuhalten. Obwohl der Wind immer noch unangenehm war, hatte er die gefährliche Geschwindigkeit der vergangenen Nacht verloren, und der Himmel, stellte sich Miles hoffnungsvoll vor, war heller.
Sie waren nicht die einzigen, die spät eintrafen. Minister und ihre Frauen, hochrangige Offiziere und ihre Frauen, Grafen und Gräfinnen trudelten fortwährend ein. Die glücklicheren wurden von feschen Gefolgsleuten in ihren bunten Livrees begleitet; wer weniger Glück gehabt hatte, von Gefolgsleuten, die mitgenommen, durchnäßt und halberfroren aussahen, nachdem sie ihre Bodenwagen von Eisverstopfungen in den Einlaßventilen oder aus Schneewächten befreit hatten, die jedoch triumphierten, wenn sie erfuhren, daß sie noch nicht die letzten waren. Da einige der Gefolgsleute so alt wie die Grafen (oder noch älter) waren, denen sie dienten, empfand Miles Gewissensbisse, als er sie aus der Nähe beobachtete, denn er fürchtete drohende Kreislaufzusammenbrüche, doch nur einer mußte mit Brustschmerzen ins Krankenrevier der Residenz geschickt werden. Glücklicherweise waren die meisten der wichtigen Komarraner, Laisas Eltern eingeschlossen, schon Tage zuvor sicher auf Barrayar angekommen und in den ausgedehnten Gastquartieren der Residenz untergebracht worden.
Lady Alys war entweder
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