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Vorkosigan 12 Viren des Vergessens

Vorkosigan 12 Viren des Vergessens

Titel: Vorkosigan 12 Viren des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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jenseits der Panik zu einer Art Lächeln ohne Überlastung gelangt, oder sie war so erfahren in der Ausrichtung von Gregors gesellschaftlichen Veranstaltungen, daß nichts mehr ihre Gleichmut erschüttern konnte, oder vielleicht war es auch eine seltsame Kombination aus beidem. Sie bewegte sich ohne Hast, aber doch unaufhörlich, grüßte und sortierte Gäste. Ihre Angespanntheit ließ etwas nach, als sie die Gräfin und Miles eintreffen sah, die vorletzten ihrer fehlenden Hauptpersonen für die bevorstehende Zeremonie. Einige Minuten später erhellte sich ihr Gesicht in offenkundiger Erleichterung, als ihnen durch die Tür zum östlichen Säulengang Vizekönig Graf Aral Vorkosigan selbst folgte und dabei Schnee und allzu eifrige Ge folgsleute abschüttelte. Nach der adretten und glitzernden Erscheinung seiner Männer zu urteilen, war es ihnen gelungen, nähere persönliche Bekanntschaft mit zugewehten Gräben zwischen dem Shuttlehafen und der Residenz zu vermeiden.
    Der Graf umarmte die Gräfin fest, als wären seit ihrer Trennung auf Sergyar Jahre statt ein paar Wochen vergangen, dabei riß er ihr fast die Blumen aus dem Haar. Ein leises ›Ah‹ entrang sich seiner Brust, wie bei einem Mann, dem eine Last abgenommen wurde. »Ich hoffe«, sagte er zu seiner Frau, als er sie auf Armeslänge hielt und mit den Augen verschlang, »man hat Gregors Wetterfrosch für eine Weile auf die Insel Kyril geschickt, damit er dort sein Handwerk üben kann, bis er es richtig beherrscht.« »Er hat vorhergesagt, daß es schneien wird.« Miles schaute zu und grinste. »Ihm ist nur entgangen, daß der Schnee seitwärts fällt. Vermutlich stand er unter dem Druck, für den heutigen Tag eine optimistische Vorhersage zu liefern.« »Hallo, mein Sohn!« Hier in der Öffentlichkeit schüttelten sie einander nur die Hand, aber der Graf machte eine beredte Geste daraus. »Du siehst gut aus. Wir müssen miteinander reden.« »Ich glaube, Lady Alys darf als erste auf dich Anspruch erheben, Sir …« Lady Alys kam gerade die Treppe herab; ihr schwerer blauer Nachmittagsrock umflutete ihre Beine im Rhythmus ihrer Schritte. »Oh, Aral, gut, daß du endlich da bist. Gregor wartet im Gläsernen Saal. Komm, komm …« So besorgt wie jeder andere Künstler in den Geburtswehen seiner Schöpfung nahm sie die drei Vorkosigans unter ihre Fittiche und trieb sie vor sich her zu ihrem Rendezvous mit der Tradition, und das mit nur einer Stunde Verspätung.
    Wegen der großen Menge der Zeugen – die Verlobung war das herausragende wie auch erste gesellschaftliche Ereignis des Winterfestes – fand die Zeremonie im größten Ballsaal statt. Die zukünftige Braut und ihre Leute wurden in einer Reihe gegenüber dem zukünftigen Bräutigam und seinem Gefolge aufgestellt, wie zwei kleine Armeen, die sich zu einer Kraftprobe gegenüberstanden. Laisa wirkte elegant in ihrer komarranischen Jacke und Hose; allerdings war ihre Kleidung in einer schönen Schattierung des barrayaranischen Winterfest-Rots gehalten, ein Kompromiß, den Lady Alys hübsch kalkuliert hatte.
    An der Spitze der beiden Gruppen standen Laisa, flankiert von ihren Eltern und einer komarranischen Freundin als ihrem Beistand, und Gregor mit seinen Pflegeeltern, Graf und Gräfin Vorkosigan, und Miles als seinem Beistand. Laisa hatte ihre Statur offensichtlich vom Vater geerbt, einem kleinen, rundlichen Mann, auf dessen Gesicht der Ausdruck vorsichtiger Höflichkeit haftete, die milchweiße Haut stammte jedoch von ihrer Mutter, einer Frau mit wachen Augen und einem besorgten Lächeln. Lady Alys agierte natürlich als Vermittlerin. Die Zeiten waren längst vorbei, als zu den Pflichten eines Beistandes rechtlich auch die Verpflichtung gehörte, den überlebenden Teil des Brautpaares zu heiraten, falls sich zwischen der Verlobung und der Hochzeit ein unglücklicher Todesfall ereignete. In Miles’ Tagen beschränkten sich die Beistände darauf, mit einer Sammlung zeremonieller Geschenke zwischen den beiden Seiten hin und her zu pendeln.
    Einige der Geschenke waren deutlich in ihrem Symbolismus – Geld in reichverzierten Hüllen von den Eltern der Braut, eine ziemliche Menge verschiedener Speisen von der Seite des Bräutigams, einschließlich eines Sacks mit gefärbter Hafergrütze, der mit Silberlamee zugebunden war, dazu Flaschen mit Ahornmet und Wein. Das versilberte Zaumzeug war ein bißchen rätselhaft, da kein Pferd dabei war. Miles war froh, als er sah, daß man das Geschenk eines kleinen

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