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Vorkosigan 12 Viren des Vergessens

Vorkosigan 12 Viren des Vergessens

Titel: Vorkosigan 12 Viren des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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skalpellartigen Messers mit einer abgestumpften Schneide von Seiten der Brautmutter als Versicherung der genetischen Reinheit ihrer Tochter stillschweigend fallengelassen hatte.
    Als nächstes kam die traditionelle Verlesung der Ermahnungen an die Braut, eine Aufgabe, die Miles als Gregors Beistand zufiel.
    Es gab allerdings keine wechselseitigen Ermahnungen an den Bräutigam, eine Unterlassung, auf die Elli Quinn schnell aufmerksam gemacht hätte. Miles erhob sich und trat vor, entrollte das Pergament und las es mit deutlicher Stimme und unbewegtem Gesicht, als gäbe er seinen Dendarii Instruktionen vor dem Einsatz.
    Die Ermahnungen waren – obwohl der Form und dem Inhalt nach traditionell – ebenfalls geschickt überarbeitet worden, wie Miles bemerkte. Die Bemerkungen über die Pflicht, einen Erben zu gebären, waren so umformuliert worden, daß sie keine besondere Verpflichtung mehr enthielten, dies mit dem eigenen Leib unter Verwendung der eigenen echten Gebärmutter zu tun, mit all den darin wurzelnden Gefahren, die die Folge waren. Keine Frage, wessen Hand hier am Werk gewesen war. Was den Rest anging … Miles stellte sich vor, wie Quinn vorschlagen würde, man solle das Pergament zusammenrollen und kräftig in einen gewissen Teil der Anatomie des Ermahnenden zum künftigen Verbleib daselbst schieben. Dr. Toscane, die sich eines weniger kraftvollen Vokabulars bediente, warf Gräfin Vorkosigan nur ein paar flehende Blicke zu, woraufhin sie mit ein paar verstohlenen Gesten – Handfläche nach unten, mit der Bedeutung: »Nehmen Sie das nicht allzu ernst, meine Liebe« – beruhigt wurde. Die übrige Zeit war sie glücklicherweise so sehr damit beschäftigt, Gregor anzulächeln, der sie anlächelte, daß die Ermahnungen ohne Einwand vorüberplätscherten.
    Miles trat zurück, und die Verlobten ließen sich mit der letzten Geste die Hände zusammenfügen, oder anders gesagt, jeder durfte eine von Ladys Alys’ Händen ergreifen und auf diese schickliche Entfernung ihre Versprechen austauschen. Und wenn Sie meinen, Laisa, das sei ein Zirkus, dann warten Sie bloß auf die Hochzeit an Mittsommer. Dann war die Zeremonie vorbei, und die Party begann. Da sich alle mehr oder weniger eingeschneit vorkamen, ging die Party immer weiter und weiter … Gregor hatte als erster Anrecht auf ein Gespräch mit Miles’ Vater, deshalb begab sich Miles an eines der Büffets. Dort stieß er auf Ivan, der, groß und großartig in seiner rotblauen Paradeuniform, sich gerade einen Teller füllte.
    »Hallo, Cousin Lord Auditor«, sagte Ivan. »Wo ist deine goldene Leine?« »Nächste Woche bekomme ich sie wieder. Ich lege meinen Eid bei der letzten gemeinsamen Sitzung der Grafen und Minister ab, bevor sie in den Winterfest-Urlaub gehen.« »Man redet schon davon, weißt du. Alle möglichen Leute haben mich schon über deine Ernennung ausgefragt.« »Wenn es zu schlimm wird, dann schicke Sie zu Vorhovis oder Vorkalloner. Allerdings am besten nicht zu Vorparadijs. Hast du dir eine Tanzpartnerin mitgebracht, die ich mir ausleihen könnte?« Ivan zog eine Grimasse, schaute sich um und senkte seine Stimme. »Ich habe etwas Besseres versucht. Ich habe Delia Koudelka gebeten, mich zu heiraten.« Miles dachte, er wüßte schon, wie die Dinge lagen, aber hier handelte es sich schließlich um Ivan. »Ich dachte mir schon, daß das ansteckend sein würde. Meinen Glückwunsch!«, sagte er mit synthetischer Herzlichkeit. »Deine Mutter wird ganz aus dem Häuschen sein.« »Nein.« »Nein? Aber sie mag doch die Koudelka-Mädchen.« »Das ist es nicht. Delia hat mir einen Korb gegeben.
    Das erste Mal, daß ich einem Mädchen einen Antrag gemacht habe, und – pflatsch!« Ivan blickte sehr ungehalten drein.
    »Sie hat dich nicht genommen, Ivan! Was für eine Überraschung.« Ivan bemerkte den Unterton in Miles’ Stimme, und er beäugte ihn mißtrauisch. »Und alles, was meine Mutter sagte, war: Das ist schade, mein Lieber. Aber ich habe dir ja gesagt, du solltest nicht so lange warten. Und dann ist sie abgezogen, um Illyan zu besuchen. Ich habe sie vor ein paar Minuten noch gesehen, versteckt in einer Nische. Illyan streichelte ihr den Hals. Die Frau ist ganz vernarrt in ihn.« »Tja, sie hat es dir ja gesagt. Hunderte Male. Sie kennt die demographischen Verhältnisse.« »Ich dachte, an der Spitze würde immer Platz sein. Delia sagte, sie heiratet Duv Galeni! Die verdammte komarranische … hm …« »Konkurrenz?«, schlug Miles vor, als Ivan nach

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