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Vorkosigan 12 Viren des Vergessens

Vorkosigan 12 Viren des Vergessens

Titel: Vorkosigan 12 Viren des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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er zu sein pflegte, wie ich bemerkt habe. Vielleicht wird er allmählich abgeklärt. Gewiß, lad ihn doch ein«, sagte Ivan.
    »Ich rufe ihn an, und dann melde ich mich noch einmal bei dir.« Zufrieden über seinen Einfall brach Miles die Verbindung ab.

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KAPITEL 5
    Miles stieg aus Hauptmann Galenis Bodenwagen, der vor der östlichen Säulenhalle der kaiserlichen Residenz hielt, und wandte sich Delia Koudelka zu, um ihr zu helfen, die jedoch keine Hilfe brauchte. Sie schwang ihre langen, athletischen Beine heraus und sprang auf die Füße. Die fließenden Röcke ihres Kleides – in ihrem bevorzugten Blau – gestatteten einen Blick auf ihre dazu passenden Tanzschuhe, die bequem und flach waren. Von Kommodore Koudelkas vier Töchtern war sie die größte; Miles Scheitel befand sich gute zehn Zentimeter unterhalb ihrer Schulterhöhe. Er grinste zu ihr empor. Sie antwortete mit einem etwas schiefen Lächeln, das kameradschaftlich und zugleich belustigt wirkte.
    »Ich weiß nicht, warum ich mich von dir und Ivan dazu habe überreden lassen«, seufzte sie ihm ins Ohr.
    »Weil du gerne tanzt«, stellte Miles überzeugt fest. »Gib mir die ersten beiden Tänze, und ich verspreche dir, ich suche dir einen netten großen galaktischen Diplomaten für den Rest des Abends.« »Darum geht es nicht«, erwiderte sie und beäugte seine geringe Größe.
    »Was mir an Größe fehlt, das mache ich an Schnelligkeit wieder gut.« »Das ist das Problem.« Sie nickte lebhaft.
    Galeni übergab sein bescheidenes Fahrzeug dem wartenden kaiserlichen Diener, der es wegfuhr, und legte die Hand seiner Dame auf seinen Arm. Man mußte Galeni etwas kennen, um in seinen finsteren Gesichtszügen lesen zu können; Miles sah, daß er ein wenig stolz, ein wenig selbstzufrieden und ein wenig verlegen war, wie ein Mann, der schrecklich overdressed zu einer Party kommt. Da Galeni – wenn auch fast übertrieben gepflegt, gewaschen, rasiert und poliert – die gleiche grüne Ausgehuniform mit den glitzernden Abzeichen wie Miles trug, konnte die Wirkung nur von seiner Begleiterin ausgehen.
    Er darf auch selbstzufrieden sein, dachte Miles. Warte nur, bis Ivan sie sieht.
    Falls Dr. Laisa Toscane mehr Intelligenz als Schönheit besaß, dann mußte sie ein Genie sein. Doch was genau den beträchtlichen Eindruck bewirkte, der von ihrer körperlichen Erscheinung ausging, war schwer faßbar. Ihr Gesicht war weich modelliert und angenehm, aber nicht annähernd so eindrucksvoll wie etwa Elli Quinns teure Gesichtsskulptur. Ihre Augen waren ungewöhnlich, von einem lebhaften Blaugrün; allerdings war sich Miles nicht sicher, ob die Farbe kosmetischen oder genetischen Ursprungs war. Sie war selbst für eine Komarranerin klein, zwei Handbreiten kleiner als Galeni, der fast so groß war wie Delia.
    Doch am charakteristischsten war ihre Haut: sie war milchweiß und schien fast zu leuchten – üppig, so dachte Miles, war das Wort für dieses satte Fleisch. Mollig war irreführend und klang nicht annähernd begeisternd genug. Noch nie hatte er außerhalb des Energieschirms einer cetagandanischen Haud-Lady etwas so zum Anbeißen Weibliches gesehen.
    Reichtum verlieh seinem Besitzer nicht immer guten Geschmack, aber wenn doch, dann war das Ergebnis eindrucksvoll.
    Sie trug dunkelrote weite Hosen im komarranischen Stil und dazu ein passendes, tief ausgeschnittenes Oberteil, dazu eine raffinierte enge offene Jacke in Cremefarbe und Blaugrün. Maßvollen Schmuck. Ihr Haar war zu dunkel, um blond zu sein, zu silbrig, um es braun zu nennen; es lockte sich in kurzen Büscheln in einer ausgesprochen komarranischen Mode. Ihr Lächeln wirkte froh und aufgeregt, als sie zu ihrem Begleiter aufschaute, aber keineswegs überwältigt. Wenn sie bei Tante Alys durchkommt, dachte Miles, dann hat sie es geschafft. Er machte lange Schritte, um mit Delia mitzuhalten, und winkte mit einer Verbeugung seine kleine Gesellschaft hinein, als wäre Kaiser Gregors Staatsdiner sein persönliches Geschenk an sie.
    Sie wurden von den kaiserlichen Wachen gründlich überprüft; ein Haushofmeister überzeugte sich davon, daß sie keine Mäntel abzulegen hatten und in Miles’ Begleitung auch keine weitere Führung brauchten. Die nächste Person, auf die sie trafen, war tatsächlich Lady Alys Vorpatril, die am Fuß der Treppe stand.
    Für diesen Abend hatte sie ein Kleid aus dunkelblauem Samt gewählt, das golden besetzt war, vielleicht zu Ehren der Farben des Hauses Vorpatril ihres schon lange

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