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Vorkosigan 12 Viren des Vergessens

Vorkosigan 12 Viren des Vergessens

Titel: Vorkosigan 12 Viren des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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verstorbenen Gemahls. Während Miles’ Kindheit hatte sie immer das Taubengrau einer Witwe getragen, wie er sich zu erinnern meinte, aber schließlich hatte sie es aufgegeben, möglicherweise zur selben Zeit, als sie Lord Vorpatril endlich vergeben hatte, daß er während des Bürgerkriegs gegen den Usurpator Vordarian auf jene besonders empörende Weise ums Leben gekommen war.
    »Hallo, Miles, mein Lieber, hallo, Delia«, begrüßte sie sie. Miles verneigte sich über ihrer Hand und stellte etwas förmlicher Hauptmann Galeni und Dr. Toscane vor. Lady Alys nickte zustimmend – Miles war erleichtert, daß Ivan daran gedacht und wie versprochen sie der Gästeliste hinzugefügt hatte, anstatt es bis zu einem peinlichen letzten Augenblick oder noch später zu vergessen. »Gregor begrüßt alle im Gläsernen Saal, wie üblich«, fuhr Lady Alys fort. »Ihr werdet zum Diner an seinem Tisch sitzen, neben der Botschafterin von Escobar und ihrem Gatten – ich dachte, wir sollten diesmal ein paar Einheimische zwischen die Galaktiker plazieren.« »Danke, Tante Alys.« Miles blickte an ihrer Schulter vorbei auf die schmächtige, vertraute Gestalt in der grünen Offiziersuniform, die im Schatten der Tür links von der Treppe stand und leise mit einer Sicherheitswache sprach. »Ach, Delia, würdest du bitte Duv und Laisa zum Gläsernen Saal geleiten? Ich komme gleich nach.« »Gewiß, Miles.« Delia lächelte Laisa zu, raffte mit der Leichtigkeit langer Praxis ihre langen Röcke und führte die Komarraner die breite Treppe hoch.
    »Was für eine schöne junge Frau«, stellte Lady Alys fest und blickte ihnen nach.
    »Ach, du meinst Dr. Toscane?«, vermutete Miles. »Ich schließe daraus, daß es recht war, sie mitzubringen.« »O ja. Sie ist die Haupterbin der Toscanes, du weißt schon.
    Ganz passend«, Alys schwächte dieses Lob jedoch etwas ab, indem sie hinzufügte: »für eine Komarranerin.« Wir haben alle unsere kleinen Handicaps. Lady Alys war vom Kaiser engagiert, um dafür zu sorgen, daß die richtigen Leute zugelassen wurden; doch Miles hatte das andere Mitglied des Teams entdeckt, den Mann, den Gregor engagiert hatte, um dafür zu sorgen, daß die sicheren Leute zugelassen wurden. Der Chef des Kaiserlich Barrayaranischen Sicherheitsdienstes, Simon Illyan, blickte endlich von seinem Gespräch mit dem KBS-Mann auf.
    Der Soldat salutierte vor ihm und verschwand durch die Tür. Illyan winkte oder lächelte Miles nicht zu, doch Miles stahl sich an Lady Alys vorbei und ging trotzdem auf ihn zu, um ihn noch zu stellen, bevor er dem Wächter folgte.
    »Sir.« Miles salutierte vor ihm nach Art der Analytiker; Illyan erwiderte den Gruß mit einer noch weiter abgewandelten Form: mit einem leicht frustrierten Winken, das mehr abweisend als erwidernd wirkte. Der Sicherheitschef war ein Mann in den frühen Sechzigern mit braunem, ergrauendem Haar, einem täuschend sanften Gesicht, und der ständigen Gewohnheit, sich ruhig im Hintergrund zu halten. Illyan war an diesem Abend offensichtlich im Dienst und überwachte die persönliche Sicherheit des Kaisers; Beweise dafür waren der Stöpsel des Kommunikators im rechten Ohr und die geladenen tödlichen Waffen an beiden Hüften. Das bedeutete entweder, daß hier heute abend mehr los war, als man Miles vorher gesagt hatte, oder daß anderswo nicht soviel los war, um Illyan im Hauptquartier festzuhalten, und daß er die Routine seinem kühlen und zuverlässigen Stellvertreter Haroche überlassen hatte. »Hat Ihr Sekretär Ihnen meine Nachricht übergeben, Sir?« »Ja, Leutnant.« »Er hat mir gesagt, Sie befänden sich außerhalb der Stadt.« »Das war ich auch. Ich bin zurückgekommen.« »Haben Sie … meinen letzten Bericht gesehen?« »Ja.« Verdammt. Die Worte: Ich habe etwas Wichtiges ausgelassen schienen in Miles’ Hals steckenzubleiben. »Ich muß mit Ihnen reden.« Illyan, der immer verschlossen war, wirkte noch ausdrucksloser als gewöhnlich. »Hier ist jedoch weder Ort noch Zeit dafür.« »Ganz recht, Sir. Wann dann?« »Ich warte auf weitere Informationen.« In Ordnung. Wenn nicht ›mach schnell und warte‹ galt, dann eben ›warte und mach schnell‹. Aber irgend etwas mußte sich bald tun, sonst würde Illyan Miles nicht in Vorbarr Sultana festhalten mit der Maßgabe, binnen einer Stunde auf Befehl verfügbar zu sein. Falls es sich um eine neue Mission handelt, wünsche ich mir verteufelt, er würde mich einweihen. Dann könnte ich wenigstens schon ein wenig mit der

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