Vorkosigan 12 Viren des Vergessens
Monat ihre Akkreditierung beantragt, und Gregor kam auf den Gedanken, sie alle auf einmal zusammenzuholen und die Sache hinter sich zu bringen.
Wie üblich spielt Mutter für ihn die Gastgeberin.« Lady Alys Vorpatril war in Vorbarr Sultana weithin als die bestimmende Schiedsrichterin in gesellschaftlichen Fragen anerkannt, nicht zuletzt wegen ihrer häufigen Pflichten in der kaiserlichen Residenz, wo sie als offizielle Gastgeberin für den unbeweibten, mutter-und schwesternlosen Kaiser Gregor fungierte.
»Danach soll getanzt werden. Mutter hat mich gefragt, ob ich nicht ein paar jüngere Leute mitbringen könnte, um den Ballsaal aufzuwärmen. Mit jünger meint sie unter vierzig. Passende Leute, du kennst es ja. Wenn ich gewußt hätte, daß du in der Stadt bist, dann hätte ich dich schon längst dafür geschnappt.« »Sie möchte, daß du eine Freundin mitbringst«, interpretierte Miles den Wunsch seiner Tante. »Vorzugsweise eine Verlobte.« Ivan grinste. »Ja, aber die meisten Burschen, die ich kenne, wollen mir – ich weiß nicht, warum – die ihre nicht ausleihen.« »Sollte ich dann auch noch eine Tanzpartnerin mitbringen? Ich kenne hier kaum noch irgendwelche Frauen.« »Dann bring doch eines des Koudelka-Mädchen mit. Wie ich.
Gewiß, das ist, als würde man seine Schwester mitbringen, aber sie sind teuflisch dekorativ, besonders, wenn sie en masse auftreten.« »Hast du Delia gebeten mitzukommen?«, fragte Miles nachdenklich.
»Ja. Aber ich überlasse sie dir, wenn du möchtest, und nehme Martya mit. Aber wenn du Delia begleitest, dann mußt du versprechen, daß du nicht von ihr verlangst, hohe Absätze zu tragen.
Sie haßt es, wenn man sie hohe Absätze tragen läßt.« »Aber sie ist darin so … eindrucksvoll.« »Ohne hohe Absätze ist sie ebenfalls eindrucksvoll.« »Stimmt. Nun … ja, okay.« Vor Miles’ innerem Auge blitzte eine kurze Vision seiner selbst auf, wie er direkt auf dem Parkett des kaiserlichen Ballsaals einen Anfall hatte, vor der halben gesellschaftlichen Creme der Hauptstadt. Doch was war die Alternative? Noch einen weiteren Abend allein zu Hause zu bleiben; nichts zu tun zu haben, als von seiner Flucht – nach der nächsten Mission – nach Escobar zu träumen, neunzehn weitere undurchführbare Methoden auszudenken, wie er seine Beobachter vom KBS auf deren heimischem Territorium austricksen könnte, oder ein Brainstorming über die Frage zu veranstalten, wie er die Katze des Torwächters stehlen könnte, um wenigstens ihre Gesellschaft zu haben. Und Ivan konnte doch sein Transportproblem lösen.
»Ich habe keinen Wagen«, sagte Miles.
»Was ist mit deinem Leichtflieger passiert?« »Er ist … in der Werkstatt. Muß neu eingestellt werden.« »Möchtest du, daß ich dich abhole?« Miles dachte kurz nach. Es hieße also, daß Ivan fuhr, zum Schrecken aller vernünftigen Mitfahrer, es sei denn, Miles konnte Delia Koudelka dazu bringen, daß sie das Steuer übernahm. Miles richtete sich auf; ihm war eine eigene brillante Idee gekommen. »Will deine Mutter wirklich noch zusätzliche Leute haben?« »Sie sagt es.« »Hauptmann Duv Galeni ist in der Stadt. Ich habe ihn kürzlich im KBS-Hauptquartier gesehen. Er hockt im Analyse-Bereich, allerdings scheint er das als etwas Besonderes zu betrachten.« »O ja, ich weiß! Mir wäre es schon noch eingefallen, dir das zu erzählen. Er ist vor ein paar Wochen im Schlepptau von General Allegre in unseren Teil der Stadt gekommen, zu irgendeiner Beratung der hohen Tiere. Ich hatte vor, etwas zu machen, um ihn in Vorbarr Sultana willkommen zu heißen, aber bis jetzt bin ich noch nicht dazu gekommen. Ihr KBS-Leute hockt ja immerzu dort drüben in eurer Paranoia-Zentrale zusammen.« »Und übrigens versucht er, ein komarranisches Mädchen zu beeindrucken«, schmiedete Miles das heiße Eisen weiter. »Kein Mädchen, vermutlich eine Frau, so ein energiegeladenes Rädchen in einer Handelsdelegation. Sie scheint eher ein intelligenter Kopf als eine Schönheit zu sein, vermute ich, was mich nicht überraschen würde, so wie ich Galeni kenne. Und sie hat interessante komarranische Beziehungen. Wie viele Punkte würde er deiner Meinung nach bekommen, wenn er sie zu einem kaiserlichen Staatsdiner mitbringt?« »Viele«, sagte Ivan mit Nachdruck. »Besonders wenn es sich um eine der exklusiven kleinen Soirees meiner Mutter handelt.« »Und wir sind ihm beide etwas schuldig.« »Mehr als nur etwas. Und er ist auch keineswegs mehr so sarkastisch, wie
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