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Vorkosigan 12 Viren des Vergessens

Vorkosigan 12 Viren des Vergessens

Titel: Vorkosigan 12 Viren des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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zu gefährlich war, als daß man sie hätte verspotten dürfen.
    Laisa war nicht zu groß, sondern vielleicht zu intelligent und sich ihrer öffentlichen und sozialen Pflichten zu sehr bewußt. Sie würde nie direkt den ersten Schritt tun. Galeni machte sie lächeln, aber nicht lachen. Die Abwesenheit jeden Sinns für Spiel zwischen den beiden beunruhigte Miles. Man brauchte einen ausgeprägten Sinn für Humor, um Sex miteinander zu haben und vernünftig zu bleiben.
    Doch Miles fühlte sich nicht besonders qualifiziert, gerade jetzt Galeni Ratschläge zu geben, wie er sein Liebesleben einrichten sollte. Er dachte wieder an Tauras Bemerkung: Du versuchst wegzugeben, was du selbst haben willst. Verdammt noch mal!
    Galeni war schon ein großer Junge, sollte er doch seine eigene Verdammnis finden.
    Es war nicht schwer, Laisa in ein Gespräch über ihre Arbeit zu verwickeln; allerdings wurde dadurch die Sache etwas einseitig.
    Miles und Galeni konnten natürlich ihrerseits nicht viel über ihre höchst geheime Tätigkeit sagen. So kamen sie wieder ohne Umschweife zum offensichtlichen Thema des Abends, den Beziehungen zwischen Komarr und Barrayar samt der gemeinsamen Geschichte. Nach der Eroberung hatte die Familie Toscane zu den bedeutenden kooperierenden Kreisen gehört, daraus folgte ihre gegenwärtige herausgehobene Stellung.
    »Aber man kann sie eigentlich nicht Kollaborateure nennen«, behauptete Miles hartnäckig, als das Thema berührt wurde. »Ich meine, diese Bezeichnung sollte für jene reserviert werden, die vor der barrayaranischen Invasion kooperiert haben. Es tut dem Patriotismus der Toscanes keinen Abbruch, daß sie sich der Verbrannte-Erde- oder eher: Verbranntes-Komarr-Politik des späteren Widerstandes verweigerten, ganz im Gegenteil.« Die barrayaranische Invasion war eigentlich keine Gewinnsituation gewesen, doch die Kooperierenden hatten es zumindest verstanden, ihre Verluste abzuschreiben und weiterzumachen. Jetzt, eine Generation später, bewies der Erfolg der von den Toscanes angeführten Oligarchie die Richtigkeit ihrer Überlegungen.
    Und anders als bei Galeni, dessen Vater Ser Galen sein Leben damit verbracht hatte, eine vergebliche komarranische Rache anzuzetteln, hatte die Position der Toscanes Laisa keine peinli chen Beziehungen hinterlassen, die sie jetzt durch einen politisch tadellosen Lebenswandel vergessen machen mußte. Weder Miles noch Galeni brachten Ser Galen zur Sprache. Miles fragte sie, wieviel Galeni ihr von seinem verstorbenen verrückten Vater erzählt hatte.
    Es war lange nach Mitternacht, und sie hatten eine weitere Flasche des besten Weins geleert, als Miles sich endlich aufraffen konnte, seine gähnenden Gäste heimgehen zu lassen. Er beobachtete nachdenklich, wie Galenis Bodenwagen die Auffahrt verließ und in die nachtstillen Straßen einbog und wie der einsame nächtliche KBS-Wächter salutierte. Galeni hatte wie Miles in den letzten zehn Jahren eine allesverzehrende Karriere verfolgt; deren geheime Belastungen hatten ihn vielleicht in romantischen Dingen ein wenig zurückbleiben lassen. Miles hoffte, Galeni würde, wenn es an der Zeit war, seinen Heiratsantrag an Laisa nicht als eine Art Geschäftsangebot formulieren, doch er fürchtete sehr, daß dies die einzige Form sein würde, die Galeni sich gestatten konnte. Galeni hatte nicht genügend Schwung. Dieser Schreibtischjob paßte zu ihm.
    Diese Frau wird nicht verdammt lang auf Sie warten, Galeni.
    Jemand mit mehr Mut wird dazwischenkommen, sie schnappen und entführen, um sie gierig für sich zu behalten. Als potentieller Baba, traditioneller barrayaranischer Heiratsvermittler, war Miles der Meinung, der Abend habe für Galeni keinen sonderlichen Fortschritt gebracht. Stellvertretend für beide Freunde sexuell frustriert, ging Miles wieder ins Haus. Das Sicherheitsschloß der Tür schnappte automatisch ein.
    Miles zog sich langsam aus, setzte sich auf sein Bett und betrachtete seine Komkonsole mit derselben boshaften Intensität, mit der Pep, die Katze, einen Menschen beäugte, der Futter brachte. Die Konsole schwieg beharrlich. Summe endlich, verdammt noch mal! In der natürlichen Perversität der Dinge sollte dies die Stunde sein, da Illyan Miles zu sich bestellte, wenn er müde, halbbetrunken und unfähig war, einen Bericht abzugeben. Los, Illyan, ich möchte meine Mission haben! Jede Stunde, die verging, schien seine Spannung zu vergrößern. Jede Stunde war eine weitere vergeudete Stunde. Falls bis zur

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