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Vorkosigan 12 Viren des Vergessens

Vorkosigan 12 Viren des Vergessens

Titel: Vorkosigan 12 Viren des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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sagen möchte, daß sie meine erste Wahl als politisches Vorbild wären.« »Er scheint nicht gerade die strenge Persönlichkeit zu sein, als den eure offiziellen Nachrichtendienste ihn darstellen, oder?« »In Wirklichkeit eher schwermütig als streng – nur im Vid wirkt er so. Glücklicherweise vielleicht.« Ein magerer alter Mann, der auf einen Stock gestützt dahertatterte, versperrte ihnen kurz den Weg; seine ultraformelle rotblaue Paradeuniform, korrekt hin bis zu den zwei Schwertern, die an seinen knochigen Hüften baumelten, hing schlottrig an ihm; ihre Farbe war merkwürdig verblaßt. Miles nahm seine Gäste und trat schnell zurück, um den Alten vorbeizulassen.
    Laisa beobachtete den Mann interessiert. »Wer ist denn dieser alte General?« »Das ist eines der berühmtesten Relikte von Vorbarr Sultana«, antwortete Miles. »General Vorparadijs ist der letzte überlebende Kaiserliche Auditor, der noch persönlich von Kaiser Ezar ernannt wurde.« »Für einen Auditor oder Revisor sieht er aber ziemlich militärisch aus«, überlegte Laisa.
    »Er ist ein Kaiserlicher Auditor, mit großem K«, korrigierte Miles. »Tja … jede Gesellschaft sieht sich der Frage gegenüber: Wer bewacht die Wächter? Die barrayaranische Antwort darauf ist der Kaiserliche Auditor. Die Auditoren sind eine Art Kreuzung zwischen … ah … einem betanischen Sonderstaatsanwalt, einem Generalinspekteur und einer kleinen Gottheit.
    Das Amt hat nicht notwendigerweise etwas mit Buchprüfung zu tun, obwohl der Titel von dort kommt. Die ursprünglichen Grafen waren Voradar Taus Steuereintreiber. Da soviel Geld an meinen analphabetischen Vorfahren vorbeifloß, blieb gern an ihren Fingern etwas kleben. Die Auditoren überwachten im Auftrag des Kaisers die Grafen. Das unerwartete Erscheinen eines Kaiserlichen Auditors, für gewöhnlich zusammen mit einer größeren kaiserlichen Kavalleriestreitmacht, löste häufig blutige und ungewöhnliche Selbstmorde aus. Auch die Auditoren wurden in jenen Tagen häufiger ermordet, doch die frühen Kaiser waren wirklich konsequent in der Verfolgung der Täter mit spektakulären Massenhinrichtungen, und die Auditoren wurden dadurch bemerkenswert unverletzlich. Es heißt, sie hätten für gewöhnlich mit Säcken voller Gold an den Sätteln und fast ohne Wachen durch die Lande reiten können, und die Banditen seien heimlich vorausgeritten, um ihnen den Weg freizumachen, einfach um sicherzugehen, daß die Auditoren so schnell wie möglich ohne irritierende Verzögerungen aus ihren Distrikten fortkamen.
    Ich glaube allerdings, daß das eine Legende ist.« Laisa lachte. »Es ist aber eine großartige Geschichte.« »Es sollen immer neun sein«, warf Galeni ein. »Eine traditionelle Zahl mit einigen möglichen Ursprüngen auf der Alten Erde.
    Das ist ein bevorzugtes Thema für historische Seminararbeiten von Studenten. Allerdings glaube ich, daß es derzeit nur sieben lebende Auditoren gibt.« »Werden sie auf Lebenszeit ernannt?«, fragte Laisa.
    »Manchmal«, antwortete Miles. »Andere werden nur für einen bestimmten Fall ernannt. Als mein Vater Regent war, hat er nur amtierende Auditoren ernannt; allerdings hat Gregor einige dieser Ernennungen bestätigt, als er volljährig wurde. In allen Angelegenheiten, die sich auf ihre Untersuchungen beziehen, sprechen sie faktisch mit der Stimme des Kaisers. Das ist eine weitere sehr barrayaranische Einrichtung. Ich habe einmal mit der Stimme des Grafen, meines Vaters, gesprochen, bei einer kleinen Morduntersuchung in meinem eigenen Distrikt. Es war eine eigenartige Erfahrung.« »Das klingt wirklich interessant, von einem soziologischen Standpunkt aus gesehen«, sagte Laisa. »Meinen Sie, wir könnten General Vorparadijs in ein Gespräch verwickeln und ihn dazu bringen, von den alten Zeiten zu reden?« »Nein, nein!«, erwiderte Miles erschrocken. »Das Amt ist interessant, nicht die Person. Vorparadijs selbst ist der todlangweiligste, senilste alte Vor in ganz Vorbarr Sultana. Er hält nur Monologe darüber, wie seit Ezars Tagen die Maßstäbe zum Teufel gegangen sind«, und dabei schaut er normalerweise immer mich sehr betont an, »vermischt mit detaillierten Berichten über seine Verdauungsprobleme.« »Ja«, stimmte Delia Koudelka ihm zu. »Er unterbricht einen ständig, um einem zu sagen, daß die jungen Leute keine Manieren mehr haben. Junge Leute sind alle unter sechzig.« »Alle unter siebzig«, korrigierte Miles. »Er bezeichnet meinen Vater immer noch als

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