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Vorkosigan 12 Viren des Vergessens

Vorkosigan 12 Viren des Vergessens

Titel: Vorkosigan 12 Viren des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Fremden zu gehören … Du wirst noch durchdrehen, ganz allein in diesem leeren Haus.
    Eine Mission. Er brauchte eine Mission. Dann wäre alles wieder in Ordnung. Nicht, daß er irgend jemandem Böses wünschte, aber er sehnte sich nach einer Entführung, einer Blockade, einem kleinen Kolonialkrieg … noch besser: nach einer Befreiungsaktion. Hol die Gefangenen raus, ja!
    Das alles hast du schon getan. Wenn es das ist, was du willst, warum bist du nicht glücklich?
    Seine Vorliebe für Adrenalin war anscheinend ein Appetit, der mit dem Essen zunahm. Naismith war eine Sucht, ein heftiges Verlangen, das für den gleichen Grad von Befriedigung eine immer stärkere und toxischere Dosierung brauchte.
    Er hatte mit ein paar gefährlichen Sportarten experimentiert und versucht, diesen Hunger damit zu stillen. Er war nicht besonders gut in ihnen, da ihm unter anderem die Zeit fehlte, wirkliches Können zu erwerben. Und außerdem… es fehlte dieser zusätzliche Kick. Es war nicht sehr interessant, nur sich selbst zu riskieren. Und eine Trophäe war ein wertloser Plunder, ein Firlefanz, wenn er in einer einzigen Runde um zehntausend Menschenleben gespielt und gewonnen hatte.
    Ich möchte meine verdammte Mission haben. Rufen Sie mich an, Illyan!
    Als der Anruf endlich kam, erwischte er ihn buchstäblich im Schlaf. Das Summen weckte ihn abrupt aus einem erschöpften Nachmittagsdusel, nachdem er die Nacht fast überhaupt nicht geschlafen hatte, gemartert von sich ständig im Kreis drehenden Sorgen und nutzlosen Spekulationen. In seinen Gedanken hatte er, so schätzte Miles, etwa dreihundert Versionen seines bevor stehenden Gesprächs mit Illyan durchgespielt. Die einzige Gewißheit, über die er verfügte, war, daß die dreihundertste Variante total anders sein würde.
    Über der Vid-Scheibe erschien das Gesicht von Illyans Sekretär.
    »Jetzt?«, fragte Miles, bevor der Mann sein erstes Wort sprechen konnte. Er fuhr sich mit der Hand durch das schlafzerzauste Haar und über das etwas fühllose Gesicht.
    Der Sekretär blinzelte, räusperte sich und begann mit seinen eigenen eingespielten Sätzen. »Guten Tag, Leutnant Vorkosigan.
    Chef Illyan fordert Sie auf, sich in einer Stunde in seinem Büro zu melden.« »Ich könnte schon eher kommen.« »In einer Stunde«, wiederholte der Sekretär. »Das Hauptquartier schickt Ihnen einen Wagen.« »Oh, danke.« Es war nutzlos, über Komkonsole nach mehr Informationen zu fragen; Miles’ Gerät war stärker abgesichert als ein kommerzielles Modell, aber doch nicht soviel mehr.
    Der Sekretär schaltete ab. Nun gut, damit hatte Miles noch Zeit für eine weitere kalte Dusche, und er konnte sich in Ruhe korrekt anziehen.
    Nach dem zweiten Bad des Tages holte er eine frischgebügelte grüne Interimsuniform aus seinem Kleiderschrank und machte sich daran, das silberne Horusauge des KBS am neuen Kragen zu befestigen, vor dem … ähem! … abgenutzten roten Leutnantsabzeichen, das er jetzt schon acht verdammte Jahre trug. Die Rangabzeichen waren Duplikate, doch die Nadeln mit dem Horusauge, die in molekularen Schichten von nicht anlaufendem Silber in einem geheimen Muster aufgebaut waren, wurden immer nur in einem Paar (nach rechts und nach links blickend) an einen Soldaten ausgegeben. Auf der Rückseite waren Name und Seriennummer eingraviert, und wehe dem Mann, der eine Nadel verlor. Horusaugen des Kaiserlichen Sicherheitsdienstes waren so schwer zu fälschen wie Geld und genauso mächtig. Als Miles fertig war, sah er so adrett aus, als ginge er zu einer Audienz beim Kaiser.
    Noch adretter. Gregor hatte weniger direkten Einfluß auf sein Schicksal als Illyan.
    Es war alles sympathetische Magie. Wenn man nicht etwas wirklich Nützliches tun konnte, dann neigte man dazu, die angestaute Energie in etwas Nutzloses, aber Verfügbares zu stecken, wie etwa sich schneidig anzuziehen. Und doch wartete er schon zehn Minuten im Untergeschoß, als der Bodenwagen des Sicherheitsdienstes am vorderen Säulengang vorfuhr.
    Als Miles diesmal vor Illyans Büro eintraf, stand die Tür zum inneren Raum offen. Der Sekretär winkte ihn durch.
    Illyan blickte von seinem übergroßen, überladenen Komkonsolenpult auf und nickte Miles zu, der etwas schneidiger als ein Analytiker salutiert hatte. Illyan betätigte einen Knopf, die Tür zum Vorzimmer glitt zu und das Sicherheitsschloß rastete ein.
    Die Tür zuzusperren war eine ungewöhnliche Geste, und Miles unterdrückte die aufsteigende Hoffnung, daß sie bedeute,

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