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Vorkosigan 12 Viren des Vergessens

Vorkosigan 12 Viren des Vergessens

Titel: Vorkosigan 12 Viren des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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diesmal sei etwas verdammt Großes im Rohr, eine wirkliche Herausforderung.
    Ein leerer Stuhl wartete auf ihn. Das war gut. Man wußte von Illyan, daß er, wenn er besonders wütend war, einen stehen ließ, bis er einen zur Schnecke gemacht hatte. Nicht, daß Illyan jemals laut geworden wäre; er neigte zu verheerend wohlgewählten Worten, um seine Emotionen auszudrücken, ein Stil, den Miles bewunderte und nachzuahmen hoffte. Aber heute stand der Chef des KBS unter einer besonderen Spannung. Er war grimmig, und das weit mehr als normal. Miles setzte sich und nickte Illyan kurz zu, um zu signalisieren, daß sein Vorgesetzter seine ganze Aufmerksamkeit habe: Ich bin bereit. Fangen wir an.
    Illyan beugte sich nicht vor, sondern lehnte sich zurück und musterte Miles über die weite schwarze Fläche des Pultes hinweg. »Du hast meinem Sekretär erzählt, daß du noch etwas hast, das du deinem letzten Bericht hinzufügen möchtest?« Mist. Jetzt oder nie. Aber das Eingeständnis seines kleinen medizinischen Problems würde sicherlich jeden Auftrag für eine neue Mission total torpedieren. Also, dann eben nie. Ich werde es selber später in Ordnung bringen. Sobald wie möglich. »Nichts, was im Augenblick von Bedeutung wäre. Was gibt’s?« Illyan seufzte und trommelte einmal nachdenklich mit den Fingern auf das schwarze Glas vor sich. »Ich habe einen beunruhigenden Bericht von Jackson’s Whole bekommen.« Miles hielt den Atem an. Dort bin ich einmal gestorben. »Admiral Naismith ist dort bemerkenswert unwillkommen, doch ich bin zu einer Revanche bereit. Was haben die Scheißkerle diesmal angerichtet?« »Hier handelt es sich nicht um eine neue Mission oder um einen neuen Bericht. Es steht in Bezug zu deiner letzten … Ich kann es kaum eine Mission nennen, da ich nie den Befehl dazu gegeben habe. Es geht um dein letztes Abenteuer dort.« Illyan schaute ihn an.
    »So?«, sagte Miles vorsichtig.
    »Endlich sind komplette Kopien der medizinischen Aufzeichnungen deiner Chirurgin von der Kryo-Wiederbelebung aufgetaucht. Es hat einige Zeit gebraucht; schuld daran war das Durcheinander beim hastigen Rückzug der Durona-Gruppe von Jackson’s Whole, wobei ihre Unterlagen zwischen Escobar und dem Haus Fell zerstreut wurden. Das Haus Fell war – unnötig, es zu erwähnen – nicht sehr mitteilsam bezüglich zusätzlicher Informationen. Es dauerte sogar noch länger, bis die Unterlagen bei meiner Analyse-Abteilung eintrafen und dort bearbeitet wurden, bis sie schließlich im Detail von jemandem gelesen wurden, der ihre Bedeutung und ihre Implikationen erkannte. Einige Monate, genaugenommen.« In Miles’ Unterleib wurde es jäh sehr kalt, als erinnerte er sich an seinen Tod in der Kryokammer. Plötzlich verstand er, in welchem Geisteszustand sich einer, der vom Dach eines sehr hohen Gebäudes fiel/ sprang/gestoßen wurde, in jener subjektiv sich dehnenden Ewigkeit befand, die es dauerte, bis er unten auf dem Pflaster ankam. Gerade haben wir einen großen Fehler gemacht.
    O ja.
    »Was mich natürlich am meisten beunruhigt«, fuhr Illyan fort, »sind nicht deine Anfälle an sich, sondern die Tatsache, daß du sie vor den KBS-Ärzten verheimlicht hast, die versucht haben, dich wieder dienstfähig zu machen. Du hast sie angelogen, und durch sie auch mich.« Miles schluckte und suchte in seinem gelähmten Bewußtsein nach einer Rechtfertigung für das nicht zu Rechtfertigende. Was nicht gerechtfertigt werden konnte, konnte nur geleugnet werden.
    Er stellte sich vor, wie er fröhlich zwitscherte: Welche Anfälle, Sir? Nein. »Dr. Durona … hat gesagt, sie würden von selbst vergehen.« Sie hatte es gesagt, verdammt noch mal, sie hatte gesagt.
    »Oder … sie könnten«, korrigierte er sich. »Damals dachte ich, sie seien vergangen.« Illyan verzog das Gesicht. Er hob eine Code-Karte von seinem Pult auf und hielt sie mit Daumen und Zeigefinger hoch. »Das«, erklärte er, »ist mein letzter unabhängiger Bericht von den Dendarii. Einschließlich der medizinischen Berichte deiner Flotten ärztin. Und zwar die Aufzeichnungen, die sie in ihrer Kabine aufbewahrt hat, nicht in ihrem Büro auf der Krankenstation. Es war nicht leicht, an sie heranzukommen. Ich habe auf sie gewartet.
    Gestern abend sind sie eingetroffen.« Er hatte noch einen dritten Beobachter. Ich hätte es wissen sollen. Ich hätte es mir denken können.
    »Möchtest du versuchen, noch weitere kleine Ratespiele damit zu spielen?«, fügte Illyan trocken hinzu.
    »Nein,

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