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Vorkosigan 12 Viren des Vergessens

Vorkosigan 12 Viren des Vergessens

Titel: Vorkosigan 12 Viren des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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wetteiferten glitzernd im Licht der Herbstsonne. Da und dort gab es auf den steilen Bergflanken ein dunkelgrünes Ornament durch gentechnisch veränderte, winterfeste Ebenholzbäume, eine neue Art – neu zumindest auf Barrayar –, die vor gerade erst drei Jahrzehnten eingeführt worden war. Miles fragte sich, wo sie alle ihre endgültige Bestimmung finden würden: in Möbeln, Häusern und anderen Gebrauchsgegenständen? Er hoffte, daß einige von ihnen wenigstens schön genützt würden. Etwa für Musikinstrumente oder Skulpturen oder Intarsien.
    Miles runzelte die Stirn, als er einige Bergkämme weiter eine Rauchwolke aufsteigen sah. »Fliegen Sie dort hinüber«, wies er Martin an und zeigte in die Richtung. Doch als sie dorthin kamen, stellte er fest, daß alles seine Richtigkeit hatte; es handelte sich einfach um seine Mannschaft zur Terraformung, die an einer weiteren Bergflanke die giftigen einheimischen Sträucher abbrannten, bevor sie den Boden mit organischem Dünger mit irdischer DNS behandelten und die winzigen Schößlinge pflanzten.
    Martin kreiste über dem Trupp, und das Halbdutzend Männer mit Atemschutzmasken schaute zu ihnen empor und winkte freundlich, ohne zu wissen, wer sie da beobachtete. »Wackeln Sie zur Antwort mit den Tragflächen«, wies Miles Martin an, und der gehorchte. Miles fragte sich, wie es wohl sei, wenn man tagtäglich den ganzen Tag hindurch diese Arbeit machte und Barrayar auf die alte Art und Weise Meter um Meter mit einfachen Techniken terraformte. Aber wenigstens wäre es dann leicht, zurückzuschauen und die Leistung des eigenen Lebens abzuschätzen.
    Sie verließen die Waldpflanzung und flogen westwärts weiter über die gezackten rotbraunen Hügel; sie waren alle da und dort gefleckt und bestickt mit Farben, die von der Erde stammten und menschliche Wohnstätten oder wildes Wachstum markierten. Auf der linken Seite wuchsen die grauen, mit Schnee überstäubten Berge immer höher empor. Miles lehnte sich zurück und schloß eine Weile die Augen, grundlos müde, obwohl er so gut aß und schlief wie immer. Schließlich öffnete er sie wieder auf ein fragendes Murmeln von Martin hin und entdeckte das ferne Geglitzer des langen Sees von Vorkosigan Surleau, der sich etwa vierzig Kilometer westwärts durch die unregelmäßigen Hügel wand.
    Sie überflogen das Dorf am Ende des Sees und die zerstörte und ausgebrannte Burg, die darüber auf der Landspitze hockte und der ursprüngliche Grund für die Existenz des Dorfes gewesen war. Miles ließ Martin bis zum anderen Ende des Sees und wieder zurückfliegen, bevor sie über dem Anwesen der Vorkosigans kreisten und dort landeten. Weiter oben säumten hinter der Biegung der wenigen Uferkilometer, die im Besitz seiner Familie waren, an die hundert neue Landhäuser das Seeufer, die jetzt Leuten aus Hassadar oder Vorkosigan Surleau gehörten. Sie waren die Ursache der Bevölkerungsexplosion von … na ja, wenigstens einem Dutzend Booten, die die blaue Wasserfläche verunstalteten oder verzierten, je nachdem, von welchem Standpunkt aus man es betrachtete. Das Dorf wuchs ebenfalls, es diente den Urlaubern und Pensionären ebenso wie den wenigen Gütern alter Vor-Familien, die in der Nähe lagen.
    Beim Sommersitz der Vorkosigans handelte es sich um eine lange, zweigeschossige Wachbaracke aus Stein, die einst der Burg gedient hatte und jetzt in einen anmutigen Landsitz mit einem schönen Blick über den See verwandelt war. Miles ließ Martin mit dem Leichtflieger auf der Landestelle neben der Garage hinter dem Hügelrücken niedergehen.
    »Ins Haus, Mylord?«, fragte Martin, als er ihr Gepäck auslud.
    In diesem Haus wohnte ständig ein Hausverwalterehepaar, das es in Schuß hielt und das ausgedehnte Anwesen pflegte; hier würde nicht die dunkle, grabartige Atmosphäre herrschen wie im Palais in der Hauptstadt.
    »Nein … lassen Sie das einstweilen. Ich möchte zuerst die Stallungen besuchen.« Miles ging voraus auf dem Weg zu der Gruppe von Nebengebäuden und den erdgrünen Wiesen in dem ersten kleinen Tal hinter dem See. Ein junges Mädchen aus dem Dorf, das sich um die Handvoll noch verbliebener Pferde kümmerte, kam heraus und begrüßte sie. Martin, der sich offensichtlich pflichtgetreu darauf eingestellt hatte, in der Gesellschaft seines Arbeitgebers einige Tage tödlicher Langeweile ertragen zu müssen, bekam direkt leuchtende Augen. Miles ließ die beiden allein, damit sie sich miteinander bekannt machen konnten, und ging zum

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