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Vorkosigan 12 Viren des Vergessens

Vorkosigan 12 Viren des Vergessens

Titel: Vorkosigan 12 Viren des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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»meine Mutter hat meine Tochter umgebracht. Und wurde dafür vor dem ganzen Silvy-Tal verurteilt. Glauben Sie, ich weiß nicht, was öffentliche Schande ist? Oder Verschwendung?« »Was glauben Sie, warum ich Ihnen das alles erzähle?« Harra schwieg lang genug, daß Lern im bleichen Mondlicht und der Dunkelheit den Steinkrug ein letztes Mal herumreichen konnte. Dann sagte sie: »Sie gehen weiter. Sie gehen einfach weiter. Mehr ist nicht dran, und es gibt keinen Trick, der es leichter macht. Sie gehen einfach weiter.« »Was findet man auf der anderen Seite? Wenn man weitergeht?« Sie hob die Schultern. »Wieder Ihr Leben. Was sonst?« »Ist das ein Versprechen?« Sie hob einen Kieselstein auf, fingerte daran herum und warf ihn ins Wasser. Die Mondmuster erblühten und tanzten. »Es ist unvermeidlich. Kein Trick. Keine Wahl. Sie gehen einfach weiter.« Gegen Mittag am folgenden Tag startete Miles wieder mit Martin und dem Leichtflieger. Martins Augen waren rot und geschwollen, und sein Gesicht hatte einen blaß-grünlichen Anflug, der einen Schnellflug durch die Dendarii-Schlucht wert war. Er flog sehr sanft und vorsichtig, was Miles’ Verfassung genau entsprach. Martin war nicht sehr gesprächig, aber er brachte ein »Haben Sie gefunden, wonach Sie suchten, Mylord?« hervor.
    »Hier oben in diesen Bergen ist das Licht klarer als überall sonst auf Barrayar, aber … nein. Es war einmal hier, aber es ist nicht mehr hier.« Miles drehte sich in seinen Sitzgurten und schaute über die Schulter auf die zurückweichenden zerklüfteten Berge zurück. Diese Leute brauchen tausend Dinge. Aber sie brauchen keinen Helden. Zumindest keinen Helden wie Admiral Naismith. Helden wie Lern und Harra schon.
    Martin kniff die Augen zusammen. Vielleicht wußte er im Augenblick dieses Licht nicht zu schätzen.
    Nach einer Weile fragte Miles: »Wie alt ist mittleres Alter, Martin?« »Oh …« Martin zuckte die Achseln. »Vielleicht dreißig.« »Das habe ich auch immer gedacht.« Allerdings hatte er einmal gehört, wie die Gräfin es als »zehn Jahre älter als man jeweils ist« definierte, als bewegliches Fest sozusagen.
    »Ich hatte einen Professor an der Kaiserlichen Militärakademie«, fuhr Miles fort, während die Berge unter ihnen sanfter wurden, »der die Einführung in den Kurs Taktisches Pionierwesen gab. Er sagte, er mache sich nie die Mühe, seine Tests von Semester zu Semester zu verändern, um Mogeleien zu verhindern, denn während die Fragen immer die gleichen seien, änderten sich die Antworten ständig. Damals dachte ich, er mache einen Witz.« »Ah, und?«, fragte Martin pflichtgemäß.
    »Schon gut, Martin«, seufzte Miles. »Fliegen Sie einfach weiter.«

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Kapitel 12
    Nach ihrer Rückkehr in das Haus am See und einem kargen Mittagessen, von dem sich Martin entschuldigen ließ, schloß sich Miles in den Raum mit der Komkonsole ein und bereitete sich darauf vor, sich der erwarteten Flut von Grußbotschaften aus Vorbarr Sultana zu stellen. Die Geburtstagsglückwünsche entsprachen den Absendern: ernst und geradlinig die von Gregor, mit vorsichtigem Spott durchtränkt die von Ivan, und ein ganzes Spektrum dazwischen die von der Handvoll Bekannter, die wußten, daß er auf Barrayar war.
    Marks Dichtstrahl auf Zeichnung aus Kolonie Beta war … markisch. Sein Spott war eine unbeholfene Nachahmung von Ivans Art, nervöser und gehemmter.
    Die gestelzte Möchtegern-Schnoddrigkeit verriet Miles, daß es sich hierbei nicht um den ersten Entwurf der Botschaft handelte.
    Doch als er darüber nachdachte, erkannte Miles, daß Mark sehr wahrscheinlich zum ersten Mal in seinem Leben einen Geburtstagsgruß für irgend jemanden hatte abfassen müssen. Versuch’s weiter, Mark, du wirst es noch lernen, ein Mensch zu sein.
    Miles’ gescheite Selbstzufriedenheit verflog, als ihm klar wurde, daß er gezwungen war, eine Antwortbotschaft abzufassen. Es war offensichtlich, daß Mark die Nachricht von Miles’ Statuswechsel noch nicht erfahren hatte. Wie, zum Teufel, sollte er Mark davon berichten, ohne daß sein Klonbruder es nicht als Vorwurf auslegen konnte? Er schob das Problem einstweilen beiseite.
    Den Gruß seiner Eltern hob er sich für den Schluß auf. Er war mit Strahl gekommen, nicht mit der Post. Daher hatte er Sergyar mit dem Dichtstrahl für Regierungsdaten verlassen und war durch die Wurmlochbarrieren zwischen den Empfängern per Expreßsprung transportiert worden, wodurch er nur wenig mehr als einen Tag unterwegs gewesen

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