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Vorkosigan 13 Komarr

Vorkosigan 13 Komarr

Titel: Vorkosigan 13 Komarr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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    gab es genug Wahnsinn aus anderen Gründen, sodass
    dieser späte Ausbruch oft sowieso als etwas anderes identifiziert wurde. Durch und durch unangenehm.
    Aber jetzt kann man es doch behandeln, nicht wahr?
    Ja, auch wenn das teuer kam, denn wegen der Seltenheit der Krankheit gab es keine Kostensenkung aufgrund von Massenanwendung. Miles überflog schnell die Artikel. Die Symptome waren beeinflussbar mit einer Vielfalt teurer biochemischer Mischpräparate, welche die fehlentwickelten Moleküle ausschwemmen und ersetzen sollten; echte retrogenetische Behandlungen waren zu einem
    höheren Preis zu haben. Nun, fast echte Behandlungen: Jeder Nachkomme würde noch daraufhin untersucht werden müssen, vorzugsweise zum Zeitpunkt der Befruchtung und bevor der Embryo zur weiteren Entwicklung in den Uterusreplikator gesetzt wurde.
    War der kleine Nikolai nicht in einem Uterusreplikator herangereift? Du lieber Himmel, Vorsoisson hatte doch sicher nicht darauf bestanden, dass seine Frau – und sein Kind – die Gefahren der altmodischen körperlichen
    Schwangerschaft hatten durchstehen müssen, oder? Nur einige wenige der konservativsten Familien der Alten Vor hielten noch an den alten Methoden fest, eine Sitte, über die Miles’ eigene Mutter die heftigste und schärfste Kritik 53
    geäußert hatte, die er je aus ihrem Mund zu hören
    bekommen hatte. Und sie musste es ja wissen.
    Was zum Teufel ist dann hier eigentlich los? Er lehnte sich zurück und presste die Lippen zusammen. Falls – wie die Dateien andeuteten – man von Nikolai wusste oder vermutete, er habe Vorzohns Dystrophie, dann musste auch ein Elternteil von ihm – oder beide – sie haben. Wie lange wussten sie es schon?
    Plötzlich ging ihm auf, was er schon zuvor hätte bemerken sollen, in der anfänglichen Illusion selbstgefälligen ehelichen Glücks, die Vorsoisson erfolgreich projizierte.
    Das war immer der schwierigste Teil, die fehlenden Fragmente zu sehen. Ungefähr drei weitere Kinder fehlten, das war es. Ein paar kleine Schwestern für Nikolai, bitte, Leute? Doch nein. Also wissen sie es mindestens seit kurz nach der Geburt ihres Sohnes. Was für ein privater Albtraum. Aber ist Vorsoisson der Träger der Dystrophie, oder ist es sie? Er hoffte, dass es nicht Madame Vorsoisson war; ein schrecklicher Gedanke, dass die heitere Schönheit unter dem Angriff einer solchen inneren Zerstörung nur allzu bald zerbrechen könnte…
    Ich möchte das alles gar nicht wissen.
    Seine müßige Neugier war gerecht bestraft worden.
    Dieses idiotische Schnüffeln war sicherlich nicht das angemessene Verhalten für einen Kaiserlichen Auditor, wie sehr es auch einem Agenten der Abteilung Verdeckte
    Operationen des KBS in Fleisch und Blut übergegangen sein mochte. Einem ehemaligen Agenten. Wo war denn
    jetzt diese ganze strahlende Rechtschaffenheit des neuen Auditors hingekommen? Er hätte genauso gut in der
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    Schublade mit ihrer Unterwäsche herumschnüffeln können.
    Ich kann dich nicht eine einzige verdammte Minute allein lassen, oder, alter Junge?
    Jahrelang hatte er sich über militärische Vorschriften geärgert, bis er zu einem Job gekommen war, bei dem es überhaupt keine schriftlichen Regeln gab. Sein Gefühl, er sei gestorben und in den Himmel gekommen, hatte nur ungefähr fünf Minuten gedauert. Ein Kaiserlicher Auditor war die Stimme des Kaisers, seine Augen und Ohren und manchmal auch seine Hände, eine hübsche Job-Beschreibung, bis man innehielt und sich fragte, was zum Teufel diese poetische Metapher denn bedeuten sollte.
    Also war es eine nützliche Probe, sich zu fragen: Kann ich mir vorstellen, dass Kaiser Gregor dies oder das tut?
    Gregors an den Tag gelegte kaiserliche Strenge verbarg eine fast schmerzliche persönliche Schüchternheit. Es wurde einem schwindlig, wenn man daran dachte. Also gut, sollte die Frage stattdessen lauten: Könnte ich mir vorstellen, dass Gregor in seinem Büro als Kaiser dies tun würde? Genau welche Taten, die für eine Privatperson falsch waren, waren doch gesetzlich für einen Kaiserlichen Auditor, der seinen Dienst tat? Eine Menge, wenn man den Präzedenzfällen folgte, von denen er gelesen hatte. Also lautete die wirkliche Regel: »Tu, was dir beliebt, bis du einen Fehler begehst, und dann werden wir dich vernichten«? Miles war sich nicht sicher, ob ihm dies gefiel.
    Und selbst in seinen Tagen beim KBS war die Durchforstung privater Dateien ein Vorgehen gewesen, das für Feinde reserviert war, oder zumindest für

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