Vorkosigan 13 Komarr
war.
Glauben Sie mir, Sie haben nicht viel verpasst.« Tien machte eine freundliche, wegwerfende Geste. »Aber heutzutage muss nicht jeder Vor ein Soldat sein, was, Professor Vorthys? Sie sind ja der lebende Beweis dafür.«
»Ich glaube, Hauptmann Vorkosigan hat, hm, dreizehn Jahre gedient, nicht war, Miles? Im Kaiserlichen Sicherheitsdienst. Abteilung galaktische Operationen. Haben Sie es als langweilig empfunden?«
Einen Moment lang schenkte Vorkosigan dem Professor ein echtes Lächeln. »Nicht annähernd langweilig genug.«
Er hob mit einem Ruck sein Kinn – offenbar ein gewohnheitsmäßiger nervöser Tic. Zum ersten Mal bemerkte Ekaterin die feinen weißen Narben an beiden Seiten des kurzen Halses.
Sie floh in die Küche, um den Nachtisch zu servieren und der verqueren Konversation Zeit zu lassen, dass sie 26
sich wieder zurechtfand. Als sie zurückkam, hatten sich die Dinge entspannt, oder Nikolai hatte zumindest aufgehört, so übernatürlich brav, d. h. ruhig zu sein; er hatte begonnen, mit seinem Großonkel zu verhandeln, damit der ihm nach dem Essen Aufmerksamkeit schenkte, indem er mit ihm eine Runde seines derzeitigen Lieblingsspiels spielte.
Das hielt die Männer beschäftigt, bis die Leute von der Vermietungsfirma mit dem Grav-Bett an der Wohnungstür erschienen und der große Ingenieur mit der ganzen
Männerschar ging, um die Installation des Bettes zu überwachen. Ekaterin wandte sich dankbar der beruhigenden Routinearbeit des Aufräumens zu.
Tien kehrte zurück, um zu melden, das Bett sei erfolgreich aufgebaut und der Vor-Lord passend untergebracht.
»Tien, hast du diesen Burschen genau beobachtet?«,
fragte Ekaterin. »Ein Mutie, ein Mutie-Kor, doch er hat sich verhalten, als wäre überhaupt nichts Ungewöhnliches an ihm. Wenn er das kann …«, sie brach hoffnungsvoll ab und überließ es Tien, das »dann kannst du das sicher auch« hinzuzufügen.
Tien runzelte die Stirn. »Fang nicht wieder damit an. Es ist offensichtlich, dass er nicht glaubt, die Regeln gälten auch für ihn. Er ist Aral Vorkosigans Sohn, um Himmels willen. Praktisch der Pflegebruder des Kaisers. Kein Wunder, dass er diesen gemütlichen kaiserlichen Auftrag bekommen hat.«
»Das glaube ich nicht, Tien. Hast du ihm überhaupt
zugehört?« All diese Untertöne… »Ich glaube … ich glaube, er ist derjenige, der für den Kaiser unangenehme Aufträge erledigt. Vielleicht wurde er geschickt, um das 27
ganze Terraforming-Projekt zu beurteilen. Mächtig …
vielleicht gefährlich.«
Vorsoisson schüttelte den Kopf. »Sein Vater war
mächtig und gefährlich. Der hier ist lediglich privilegiert.
Ein verdammter Trottel von einem hohen Vor. Mach dir keine Sorgen wegen ihm. Dein Onkel wird ihn bald genug mitnehmen.«
»Ich mache mir keine Sorgen wegen ihm.«
Tiens Gesicht verdunkelte sich. »Ich habe das jetzt so über! Du widersprichst allem, was ich sage, du beleidigst praktisch meine Intelligenz vor deinem so noblen Verwandten…«
»Das habe ich nicht getan!« Oder doch? Sie begann verwirrt in Gedanken ihre Bemerkungen während des
Abends durchzugehen. Was in aller Welt hatte sie gesagt, dass er so gereizt war…
»Dass du die Nichte des großen Auditors bist, das allein macht dich noch nicht zu jemandem, mein Mädel! Du bist illoyal, das ist es.«
»Nein … nein, es tut mir Leid…«
Doch er stolzierte schon hinaus. Heute Abend würde ein kaltes Schweigen zwischen ihnen herrschen. Fast wäre sie hinter ihm her gerannt, um ihn um Verzeihung zu bitten. Er stand in der Arbeit unter einem ziemlichen Druck, sie hatte einen sehr schlechten Zeitpunkt gewählt, um ihn ausgerechnet jetzt zu einem Entschluss hinsichtlich seines medizinischen Dilemmas zu drängen. Sie schaltete die fröhlich-bunten Pflanzenlichter aus und setzte sich einfach in den trüben Widerschein der Beleuchtung der komarra28
nischen Kuppelstadt. Die verkrüppelte Sternenflocke des Sonnenspiegels hatte schon fast den westlichen Horizont erreicht und folgte mit der Drehung des Planeten der echten Sonne in die Nacht.
Eine weiße Gestalt kam stumm in die Küche und
schreckte sie auf. Doch es war nur der Mutie-Lord, der seine elegante graue Jacke und anscheinend auch seine Stiefel ausgezogen hatte. Er steckte seinen Kopf durch die offene Tür. »Hallo?«
»Hallo, Lord Vorkosigan. Ich beobachte hier draußen einfach den Spiegel. Hätten Sie gern, hm, noch etwas Wein …? Warten Sie, ich hole Ihnen ein Glas…«
»Nein, bleiben Sie ruhig sitzen,
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