Vorkosigan 14 16 17 Der Botschafter
Zwischenzeit musste sie einen Wasserlauf anpassen.
Lady Alys Vorpatrils Büro in der Kaiserlichen Residenz, das alle Angelegenheiten des gesellschaftlichen Protokolls für den Kaiser erledigte, hatte sich in letzter Zeit von den ursprünglichen drei Räumen auf einen halben Flügel im zweiten Stock des Palastes ausgedehnt. Dort fand Ivan sich der Schar von Sekretärinnen und Assistentinnen zur Verfügung gestellt, die Lady Alys organisiert hatte, damit sie ihr bei der Vorbereitung der Hochzeit halfen. Es hatte sich wie ein Vergnügen angehört, in einem Büro mit Dutzenden Frauen zu arbeiten, bis er herausgefunden hatte, dass es sich bei ihnen meist um stahläugige VorLadys mittleren Alters handelte, die von seiner Seite sogar noch weniger Unsinn duldeten als seine Mutter. Glücklicher - 320 -
weise hatte er nur mit den Töchtern von zweien bisher ein Rendezvous gehabt, und beide Unternehmungen hatten ohne Bitterkeit geendet. Es hätte viel schlimmer ausgehen können…
Zu Ivans heimlichem Entsetzen waren Lord Dono und By
Vorrutyer so zeitig zu ihrem Termin mit dem Kaiser
gekommen, dass sie unterwegs auf einen Sprung bei ihm
vorbeischauten. Lady Alys' Sekretärin rief ihn kurz angebunden in das äußere Büro der Abteilung, wo er die beiden vorfand, die es ablehnten, sich zu setzen und es sich gemütlich zu machen. By war in seinem üblichen Geschmack gekleidet: kastanienbrauner Anzug, der nur nach den Maßstäben eines Stadtclowns als konservativ zu bezeichnen war. Lord Dono trug seine adrette schwarze Jacke und Hose im Stil der Vor mit grauer Paspelierung und Verzierung, offensichtlich Trauerkleidung, die nicht zufällig sein kürzlich vermännlichtes gutes Aussehen hervorhob. Die Sekretärin, eine Dame mittleren Alters, warf ihm anerkennende Blicke zu. Gefolgsmann Szabo, der volle Vorrutyer-Livree trug, hatte an der Tür Stellung bezogen, und zwar in der typischen Haltung einer Wache, die besagen sollte »Ich gehöre zum Mobiliar«, als wollte er damit heimlich zu verstehen geben, dass es Schusslinien gebe, in die sich zu wagen nicht zu seinen Aufgaben gehörte.
Niemand, der nicht zum Personal gehörte, durfte allein durch die Hallen der kaiserlichen Residenz wandern: Dono und By hatten einen Begleiter in der Person von Gregors ranghöchstem Haushofmeister. Dieser Herr wandte sich gerade von einem Gespräch mit der Sekretärin ab, als Ivan eintrat, und beäugte ihn abschätzend.
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»Guten Morgen, Ivan«, begrüßte Lord Dono ihn
herzlich.
»Morgen, Dono, By.« Ivan brachte ein kurzes, ziemlich
unpersönliches Nicken zustande. »Ihr… äh… habt es
geschafft, wie ich sehe.«
»Ja, danke.« Dono schaute sich um. »Ist Lady Alys
heute Morgen hier?«
»Sie ist unterwegs, um mit Oberst Vortala Floristen zu überprüfen«, erwiderte Ivan. Er war froh, dass er die Wahrheit sagen und zugleich vermeiden konnte, noch weiter in die Pläne verwickelt zu werden, die Lord Dono haben mochte.
»Ich muss bald einmal mit ihr plaudern«, überlegte Dono.
»Hm«, gab Ivan von sich. Lady Donna hatte nicht zu
Alys Vorpatrils Vertrauten gehört, da sie eine halbe
Generation jünger war und zu anderen gesellschaftlichen Kreisen gehörte als die politisch aktive Gruppe, die Lady Alys leitete. Zusammen mit ihrem ersten Ehemann hatte Lady Donna die Chance fallen lassen, Gräfin zu werden; Ivan, der dieses Junkerchen kennen gelernt hatte, glaubte allerdings, er könne das Opfer verstehen. Jedenfalls konnte Ivan problemlos den Drang zügeln, mit seiner Mutter oder einer der gesetzten Vor-Matronen, die sie beschäftigte, über diese neue Wendung der Ereignisse zu klatschen. Und so faszinierend es auch sein mochte, Zeuge der ersten Begegnung zwischen Lady Alys und Lord Dono und all den ungeklärten Protokollfragen, die er mit sich brachte, zu werden, so dachte Ivan, dass er im Großen und Ganzen lieber in Sicherheit außer Reichweite sein wollte.
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»Bereit, meine Herren?«, fragte der Haushofmeister,
»Viel Glück, Dono«, sagte Ivan und trat den Rückzug an.
»Ja, viel Glück«, schloss sich ihm By an. »Ich bleibe
einfach hier und plaudere ein wenig mit Ivan, bis du fertig bist, oder?«
»Auf meiner Liste«, erklärte der Haushofmeister,
»stehen Sie alle. Vorrutyer, Lord Vorrutyer, Lord
Vorpatril, Gefolgsmann Szabo.«
»Oh, das ist ein Irrtum«, sagte Ivan hilfsbereit.
»Eigentlich muss nur Lord Dono mit dem Kaiser
sprechen.« By nickte bestätigend.
»Die Liste«, verkündete der
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