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Vorkosigan 14 16 17 Der Botschafter

Vorkosigan 14 16 17 Der Botschafter

Titel: Vorkosigan 14 16 17 Der Botschafter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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schüchtern? Ekaterins Herz war fast
    gerührt, wenn nicht die Überlegung gewesen wäre, dass es einfach daran liegen könnte, dass Miles keinen Gedanken - 311 -
    darauf verschwendete, wie sehr seine Wünsche anderen
    Ungelegenheiten bereiteten. Schüchtern oder arrogant?
    Oder beides zugleich? Er konnte manchmal ein höchst
    undurchsichtiger Mensch sein – charmant wie … wie
    keiner, dem sie bisher begegnet war, aber schwer fassbar wie Wasser.
    Nicht nur schwer fassbar: glitschig. Sogar ein latenter Schwindler. Ein Frösteln überlief sie. War sein Vorschlag mit dem Garten nichts anderes gewesen als ein Trick, um sie im Auge zu behalten? Jetzt erst begann ihr die volle Bedeutung aufzugehen. Vielleicht bewunderte er ihre Arbeit gar nicht. Vielleicht war ihm sein Garten völlig gleichgültig. Vielleicht manipulierte er sie nur. Sie wusste, dass sie schrecklich anfällig war für die leichteste Schmeichelei. Ihr Hunger nach dem winzigsten Fetzen Interesse oder Zuneigung war ein Teil dessen, was sie so lange in ihrer Ehe gefangen gehalten hatte. Eine Art Kiste von Tiens Gestalt schien sich dunkel vor ihr zu öffnen, wie eine Fallgrube, in die sie mit vergifteter Liebe geködert wurde.
    Hatte sie sich erneut selbst verraten? Sie hatte sich so sehr gewünscht, dass es stimmte, hatte ihre ersten Schritte zur Unabhängigkeit unternehmen und die Chance haben wollen, ihre Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Sie hatte sich vorgestellt, wie nicht nur Miles. sondern alle Bewohner der Stadt über ihren Garten erfreut waren und wie neue Aufträge hereinströmten, wie eine Karriere begann…
    Einen ehrlichen Mann kann man nicht betrügen, sagte ein Sprichwort. Oder eine ehrliche Frau. Falls Lord Vorkosigan sie manipuliert hatte, so hatte er dies mit ihrer - 312 -
    völligen Kooperation getan. Ihre heiße Wut geriet unter eine Dusche aus kalter Scham.
    »… willst du Leutnant Vormoncrief die gute Nachricht
    selbst sagen«, plapperte Rosalie weiter, »oder sollten wir ihm wieder durch seine Baba antworten?«
    Ekaterin blinzelte, um wieder klar zu sehen. »Was?
    Warte mal, von wem hast du gesprochen?«
    Rosalie schaute sie verwundert an. »Von Leutnant
    Vormoncrief. Alexi Vormoncrief.«
    »Dieser Dummkopf?«, schrie Ekaterin ungläubig. Ihr dämmerte etwas Schreckliches. »Rosalie, du willst doch nicht etwa behaupten, dass du die ganze Zeit von Alexi Vormoncrief geredet hast!«
    »Ja, aber natürlich«, erwiderte Rosalie bestürzt. »An
    wen hast du denn gedacht, Kat?«
    Die Professora stieß den Atem aus und lehnte sich
    zurück.
    Ekaterin war so aufgeregt, dass die Worte ihrem Mund
    entflohen, ohne dass sie weiter nachdachte. »Ich dachte, du würdest über Miles Vorkosigan reden!«
    Die Professora riss die Augenbrauen hoch; jetzt war es an Rosalie. Ekaterin verdutzt anzustarren. »Wer? Ach du lieber Himmel, du meinst den Kaiserlichen Auditor, oder?
    Diesen grotesken kleinen Mann, der zu Tiens Totenfeier kam und kaum ein Wort mit jemandem geredet hat? Kein Wunder, dass du so komisch dreinschaust. Nein, nein, nein.« Sie hielt inne, um ihre Schwägerin eingehender zu beäugen. »Du willst doch nicht etwa sagen, dass er dir den Hof macht? Wie peinlich!«
    - 313 -
    Ekaterin holte Luft, um ihr inneres Gleichgewicht
    wiederzufinden. »Anscheinend nicht.«
    »Nun, da bin ich ja erleichtert.«
    »Hm… ja.«
    »Er ist doch ein Mutant, nicht wahr? Ob er ein Hoher
    Vor ist oder nicht, die Familie würde dich doch nie
    drängen, einen Mutanten bloß um des Geldes willen zu
    heiraten, Kat. Schlag dir diesen Gedanken aus dem Kopf.«
    Sie hielt nachdenklich inne. »Allerdings… es gibt nicht arg viele Chancen, Gräfin zu werden. Mit den Uterusreplikatoren brauchtest du heutzutage vermutlich gar keinen körperlichen Kontakt mit ihm zu haben. Um Kinder zu bekommen, meine ich. Und man könnte die Gene überprüfen. Diese galaktische Technologie gibt dem Gedanken an eine Vernunftehe eine völlig neue Wendung.
    Aber so verzweifelt bist du ja nicht.«
    »Nein«, stimmte Ekaterin ihr mit dumpf klingender
    Stimme zu. Bloß verzweifelt verwirrt. Sie war wütend auf den Mann; warum sollte die Vorstellung, nie mit ihm körperlichen Kontakt zu haben, sie plötzlich dazu bringen, dass sie in Tränen ausbrechen wollte? Doch warte mal, nein –falls Vorkosigan gar nicht der Mann war, der die Baba geschickt hatte, dann brach ihre ganze Anklage gegen ihn, die soeben so heftig in ihren Gedanken aufgelodert war, wie ein Kartenhaus zusammen. Er war

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