Vorkosigan 14 16 17 Der Botschafter
Doch wenn es in diesem Durcheinander irgendetwas gibt, das entweder für den Quaddie-Raum oder für das Kaiserreich gut ist, so ist dies für mich nicht erkennbar! Oder etwa für Sie?«
»Nein, aber…«
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»Dann stimmen Sie mir zu, je früher wir zur Mitte der
Sache vorstoßen, umso besser.«
Sie legte ihre oberen Hände an den Fingerspitzen
zusammen und betrachtete ihn mit zusammengekniffenen
Augen. Bevor sie weitere Einwände anbringen konnte,
betrat Bel den Raum. Er schien endlich Venn und den
Medien entkommen zu sein. Nicol begleitete ihn in ihrem Schweber.
Greenlaws Miene hellte sich auf. und sie bemächtigte
sich des einzigen für die Quaddies im Chaos dieses
Morgens günstigen Punktes. »Hafenmeister Thorne. Willkommen! Ich habe gehört, dass die Union Ihnen viel Dank schuldet für Ihren Mut und Ihr schnelles Denken.«
Bel blickte auf Miles – etwas trocken, wie Miles dachte
– und salutierte vor Greenlaw zurückhaltend. »Das war
Routine, Madame.«
Miles musste daran denken, dass dies vor langer Zeit
einmal wirklich gestimmt haben mochte.
Greenlaw schüttelte den Kopf. »Ich hoffe doch, nicht auf Station Graf. Hafenmeister!«
»Nun, ich jedenfalls danke Hafenmeister Thorne!«, erklärte Ekaterin mit Wärme in der Stimme.
Nicol nahm verstohlen Bels Hand und warf ihm unter
ihren dunklen Wimpern hervor einen Blick zu, der einen heißblütigen Söldner jeglichen Geschlechts veranlasst hätte, mit Freuden alle Medaillen, Ehrenbänder und Kampfprämien dagegen einzutauschen und die langweiligen Ansprachen des Oberkommandos noch gratis hinterher zu werfen. Jetzt schien sich Bel allmählich mit der
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Tatsache zu versöhnen, dass er dran und drauf war, zum Helden der Stunde erklärt zu werden.
»Sicherlich«, stimmte Miles seiner Frau zu. »Zu sagen, ich sei erfreut über Hafenmeister Thornes Dienste als Verbindungsmann, ist eine gewaltige Untertreibung. Ich würde es als einen persönlichen Gefallen betrachten, wenn der Herm für die Dauer meines Aufenthalts weiter diese Aufgabe übernehmen dürfte.«
Greenlaw fing Bels Blick auf, dann nickte sie Miles zu.
»Gewiss doch, Lord Auditor.« Sie war erleichtert, schloss Miles, dass sie ihm etwas geben konnte, was sie kein neues Zugeständnis kostete. Ein leichtes Lächeln erschien auf ihren Lippen – ein seltenes Ereignis. »Überdies gewähre ich Ihnen und den von Ihnen benannten Assistenten Zugang zu den Aufzeichnungen und Sicherheitszonen von Station Graf – unter der direkten Aufsicht des Hafenmeisters.«
Miles tat so, als müsste er diesen Kompromiss
überdenken, und runzelte gekünstelt die Stirn. »Das wird Hafenmeister Thornes Zeit und Aufmerksamkeit beträchtlich in Anspruch nehmen.«
»Ich nehme den Auftrag gerne an«, warf Bel ernst ein,
»vorausgesetzt, Boss Watts genehmigt alle meine
Überstunden und einen anderen Aufseher, der meine
Routineaufgaben übernimmt.«
»Kein Problem, Hafenmeister. Ich werde Watts
anweisen, die zusätzlichen Kosten für seine Abteilung auf die Dock-Rechnung der komarranischen Flotte zu setzen.«
Greenlaw gab dieses Versprechen mit einem Aufblitzen
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grimmiger Genugtuung.
Wenn man das zu der Vergütung hinzurechnete, die Bel
vom KBS bekam, würde der Hermaphrodit sozusagen drei
Schichten gleichzeitig arbeiten, überschlug Miles im Kopf.
Alte Buchhaltungstricks der Dendarii, ha! Nun, Miles
würde dafür sorgen, dass das Kaiserreich vollen Wert für sein Geld bekam. »Nun gut«, gab er nach und bemühte sich, etwas pikiert zu wirken. »Dann wünsche ich sofort an Bord der Idris zu gehen.«
Ekaterin lächelte nicht, aber ihre Augen funkelten
verständnisvoll.
Und was wäre gewesen, wenn sie seine Einladung, ihn
heute früh zu begleiten, angenommen hätte? Und wäre
neben ihm diese Treppe hinaufgegangen – der Angreifer
mit seinem unberechenbaren Zielvermögen hätte nicht über ihren Kopf hinweg geschossen. Als er sich die möglichen Ergebnisse ausmalte, spürte er einen unangenehmen Krampf im Magen, und sein noch verbliebenes Adrenalinhoch schmeckte plötzlich sehr sauer.
»Was Lady Vorkosigan angeht«. Miles schluckte,
»werde ich es so einrichten, dass Lady Vorkosigan an Bord der Prinz Xav bleibt, bis der Sicherheitsdienst von Station Graf den Möchtegernkiller verhaftet hat und dieses Rätsel gelöst ist.« Entschuldigend murmelte er an sie gerichtet: »Tut mir Leid…«
»Ist schon in Ordnung«, erwiderte sie verständnisvoll
nickend. Nicht glücklich natürlich, aber
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