Vorkosigan 14 16 17 Der Botschafter
sie verfügte über zu viel Vernunft als VorLady, um sich über Sicherheitsfragen zu streiten.
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»Deshalb ersuche ich um besondere Andockerlaubnis
für einen barrayaranischen Personen-Shuttle, der sie
wegbringt.« Oder zur Turmfalke! Nein, er wagte es nicht, den Zugang zu seinem unabhängigen Transportmittel,
Schlupfloch und gesicherten Kommunikationsposten zu verlieren.
Greenlaw zuckte nervös. »Verzeihen Sie, Lord
Vorkosigan, aber auf genau diesem Weg ist der letzte barrayaranische Angriff auf die Station erfolgt. Wir legen keinen Wert darauf, weitere derartige Eindringlinge aufzunehmen.« Sie blickte auf Ekaterin und atmete ein.
»Jedoch verstehe ich Ihre Besorgnis. Ich biete Lady Vorkosigan gern eine unserer Personenkapseln samt Pilot als Zubringer an.«
»Madame Eichmeisterin«, erwiderte Miles, »ein
unbekannter Quaddie hat gerade eben versucht, mich umzubringen. Ich gebe zu. dass ich eigentlich nicht glaube, dies könnte zu Ihrer Geheimpolitik gehören, aber das entscheidende Wort hier ist unbekannt. Wir wissen noch nicht, dass es kein Quaddie war, der noch eine Vertrauensstellung innehat. Es gibt verschiedene Experimente, die ich gern durchführen würde, um das herauszufinden, aber das hier gehört nicht dazu.«
Bel seufzte hörbar. »Falls Sie es wünschen. Lord Auditor Vorkosigan. dann werde ich es übernehmen, Lady Vorkosigan zu Ihrem Flaggschiff zu bringen.«
Aber dich brauche ich doch hier!
Bel verstand offensichtlich seinen Blick, denn er fügte an: »Oder ein Pilot meiner Wahl?«
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Mit ungeheucheltem Widerstreben stimmte Miles diesmal zu. Der nächste Schritt bestand darin, Admiral Vorpatril anzurufen und ihn über den neuen Gast seines Schiffes zu informieren. Als Vorpatrils Gesicht über der VidScheibe auf dem Konferenztisch erschien, gab er keinen anderen Kommentar ab als: »Gewiss, Mylord Auditor. Für die Prinz Xav wird es eine Ehre sein.« Doch Miles konnte in dem scharfen Blick des Admirals dessen Einschätzung lesen, dass die Situation ernster geworden war. Miles vergewisserte sich, dass noch keine hysterischen ersten Meldungen über den Vorfall auf die einige Tage lange Reise zum Hauptquartier geschickt worden waren; die Nachricht und die beruhigenden
Erläuterungen würden also Gott sei Dank gleichzeitig eintreffen. Da er sich bewusst war, dass Quaddies zuhörten, gab Vorpatril keine weitere Bemerkung von sich außer einer höflichen Bitte, dass der Lord Auditor ihn zum frühest möglichen Zeitpunkt über die Entwicklung auf dem Laufenden halten sollte –mit anderen Worten, sobald er eine private gesicherte KomKonsole verfügbar hatte.
Die Versammlung löste sich auf. Weitere Unionsmilizionäre waren eingetroffen, und alle gingen wieder in die Lobby der Herberge hinaus, gut –wenn auch verspätet –geschützt von bewaffneten Begleitern. Miles gab Acht, dass er so weit entfernt von Ekaterin ging wie möglich. In der beschädigten Lobby waren Spurensicherer der Quaddies dabei, unter Venns Leitung Vid-Aufnahmen zu machen und Messungen vorzunehmen. Miles blickte mit gerunzelter Stirn zum Balkon empor und überlegte, welche Geschossbahnen es von dort gab; Bel, der neben ihm ging 1142
und seinen Blick beobachtete, hob die Augenbrauen. Miles sagte plötzlich mit gedämpfter Stimme: »Bel, du meinst nicht, dass dieser Irre auf dich gefeuert haben könnte, was?«
»Warum auf mich?«
»Nun ja, einfach so. Wie viele Leute verärgert eigentlich ein Hafenmeister üblicherweise im normalen Lauf der Geschäfte?« Er schaute sich um; Nicol war außer
Hörweite, sie schwebte neben Ekaterin und war in einen leisen, lebhaften Austausch mit ihr vertieft. »Oder im Laufe der Privatangelegenheiten? Du hast nicht mit irgendjemandes Ehefrau geschlafen, was? Oder mit einem Ehemann«, fügte er der Vollständigkeit halber hinzu.
»Oder mit einer Tochter oder was auch immer?«
»Nein«, erwiderte Bel mit Nachdruck, »auch nicht mit ihren Haustieren. Was für eine barrayaranische Ansicht von den menschlichen Motiven du hast, Miles.«
Miles grinste. »Tut mir Leid. Wie steht es mit… alten Geschäften?«
Bel seufzte. »Ich dachte, ich sei all den alten Geschäften entkommen oder hätte sie überlebt.« Der Hermaphrodit warf Miles einen Seitenblick zu. »Fast.« Nach einem Moment des Nachdenkens fügte er hinzu: »Auch dafür wärest du sicher eher dran als ich.«
»Möglicherweise.« Miles runzelte die Stirn, und dann war da noch Dubauer. Dieser Hermaphrodit war gewiss groß genug, um
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