Vorkosigan 14 16 17 Der Botschafter
etwas beschäftigt.
Dies war der letzte dokumentierte Auftritt Solians, bei dem man ihn noch lebend gesehen hatte. Kein Hinweis auf seine Leiche war gefunden worden, als Bruns Leute die Idris am nächsten Tag durchsucht hatten, und sie hatten gründlich gesucht, indem sie jeden Passagier mit Fracht, Dubauer eingeschlossen, aufgefordert hatten, ihre Kabinen und Frachträume zur Kontrolle zu öffnen. Daher Bruns mit Nachdruck vertretene Theorie, dass Solian sich unentdeckt hinausgeschmuggelt haben musste. »Wohin ist er also gegangen während dieser vierzig Minuten, als er von Bord des Schiffes war?«, fragte Miles verärgert.
»Er hat meine Zollbarrieren nicht durchquert, es sei
1174
denn, jemand hat ihn in einen verdammten Teppich gerollt und hindurchgetragen«, sagte Bel entschieden. »Und ich habe keine Aufzeichnungen darüber, dass jemand einen Teppich angeschleppt hat. Wir haben nachgeschaut. Er hatte ziemlich freien Zugang zu den sechs Ladebuchten in dem Sektor und zu allen Schiffen, die damals angedockt waren. Und die waren damals alle vier von euch.«
»Nun, Brun schwört, er habe keine Vids von Solian, wie er eines der anderen Schiffe betritt. Vermutlich sollte ich lieber alle anderen Leute überprüfen, die während dieses Zeitabschnitts irgendeines der Schiffe verließen. Solian könnte sich zu einem ruhigen, unbeobachteten Plausch – oder zu einem unheilvolleren Austausch – mit jemandem in irgendeinem Winkel dieser Ladebuchten getroffen haben.
Mit oder ohne Nasenbluten.«
»Die Ladebuchten werden nicht so genau kontrolliert
oder abpatrouilliert«, räumte Bel ein. »Wir erlauben
manchmal, dass die Besatzungen und Passagiere die leeren Buchten zur Körperertüchtigung oder für Spiele nutzen.«
»Hm.« Irgendjemand hatte wohl später eine Bucht
genutzt, um Spiele mit dem synthetisierten Blut anzustellen.
Nach ihrem zweckdienlichen Dinner ließ sich Miles von
Bel wieder durch die Zollkontrollstellen zu der Herberge führen, wo die Besatzungen der beschlagnahmten Schiffe untergebracht waren. Diese Buden waren merklich weniger luxuriös und dichter belegt als die Quartiere der zahlenden galaktischen Passagiere, und die nervösen Besatzungen hockten schon seit Tagen in ihnen mit nichts anderem zur Unterhaltung als dem Holovid und der eigenen Gesell1175
schaft. Sofort stürzten sich auf Miles verschiedene höhere Offiziere von den beiden Schiffen der Toscane Corporation und den zwei unabhängigen, die in diese Auseinandersetzung mitverwickelt worden waren, und wollten wissen, wie bald er ihre Freigabe erreichen würde. Er drängte sich durch den Tumult hindurch und verlangte mit den MedTechs zu sprechen, die den vier Schiffen zugewiesen waren, und zwar in einem ruhigen Raum, wo man reden konnte. Nach einigem Hin und Her landete er in einem rückwärtigen Büro zusammen mit einem Quartett nervöser Komarraner.
Miles wandte sich zuerst an den MedTech der Idris.
»Wie schwer wäre es für einen Unbefugten, Zugang zu
Ihrer Krankenstation zu bekommen?«
Der Mann blinzelte. Ȇberhaupt nicht schwer, Lord
Auditor. Soll heißen, die Station ist nicht abgesperrt. In einem Notfall könnte es ja notwendig werden, dass Leute direkt hineinkommen, ohne dass sie mich erst suchen müssen. Ich könnte sogar der Notfall sein.«- Er hielt inne, dann fügte er hinzu: »Einige meiner Medikamente und Instrumente werden natürlich in codegesicherten Schubladen aufbewahrt und unterliegen strengeren Inventarkontrollen. Aber für den Rest besteht diese Notwendigkeit nicht. Wenn das Schiff im Dock liegt, kontrolliert die Schiffssicherheit, wer an Bord kommt und von Bord geht, und im Weltraum, na ja, da gibt es das Problem ja nicht.«
»Sie hatten also noch keine Probleme mit Diebstahl? Mit Instrumenten, die einen Spaziergang unternehmen, oder mit Materialien, die verschwinden?«
»Sehr wenig. Ich meine, das Schiff ist öffentlich, aber 1176
nicht«; öffentlich. Wenn Sie verstehen, was ich meine.«
Die MedTechs von den zwei unabhängigen Schiffen
berichteten von ähnlichen Usancen, wenn die Schiffe im Weltraum waren, aber im Dock mussten sie ihre kleinen Bereiche gesichert halten, wenn sie nicht selbst dort Dienst taten. Miles rief sich in Erinnerung, dass einer von diesen Leuten sogar bestochen worden sein konnte, um mit der Person zusammenzuarbeiten, die die Blutsynthese durchgeführt hatte. Vier Verdächtige, ha. Seine nächste Frage brachte an den Tag, dass die Krankenstationen aller vier Schiffe
Weitere Kostenlose Bücher