Vorkosigan 14 16 17 Der Botschafter
Liste der gegen ihn erhobenen
Beschuldigungen noch hinzufügen: versuchte Bestechung
eines Luftschleusen-Technikers, um Bestimmungen zu
verletzen, würde ich sagen.«
Aha. Eine andere Methode, um Bels Zollschranken zu
umgehen… Miles' Gedanken hüpften zurück zu dem
vermissten Solian.
»Pramod sagte ihm, er werde etwas arrangieren,
schlüpfte hinaus und rief mich. Ich trommelte die Jungs zusammen, und wir stellten sicher, dass er mitkommen und sich Ihnen erklären würde.« Der Sprecher wies auf Chef Venn, der hastig vom Bürokorridor hereingeschwebt war und die Szene mit der zu erwartenden Befriedigung erfasste.
Der Planetarier mit den Schwimmhäuten gab unter
seinem Isolierband einen klagenden Ton von sich, aber
Miles betrachtete dies mehr als Protest denn als Erklärung.
»Habt ihr eine Spur von Bel gefunden?«, warf Nicol
dringend ein.
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»Oh, hallo Nicol.« Der Sprecher der Quaddies schüttelte bedauernd den Kopf. »Wir haben den Kerl da gefragt, aber keine Antwort aus ihm herausbekommen. Wenn ihr alle nicht mehr Glück habt mit ihm, dann haben wir noch ein paar Ideen, die wir ausprobieren können.« Sein finsterer Blick legte den Gedanken nahe, dass es sich dabei vielleicht um die unerlaubte Benutzung von Luftschleusen handelte oder vielleicht um den neuartigen Einsatz von Geräten zur Frachtentladung, der definitiv nicht von den Garantiezusagen des Herstellers gedeckt waren. »Wir könnten ihn bestimmt dazu bringen, dass er aufhört zu schreien und zu reden anfängt, bevor ihm die Luft ausgeht.«
»Ich glaube, von hier an können wir den Fall
übernehmen, danke«, versicherte ihm Chef Venn. Er
blickte ungnädig auf Firka, der an seiner Stange zappelte.
»Allerdings behalte ich euer Angebot im Hinterkopf.«
»Kennen Sie Hafenmeister Thorne?«, fragte Miles den
Quaddie von Docks und Schleusen. »Arbeiten Sie mit ihm zusammen?«
»Bel ist einer von unseren besten Aufsehern«, erwiderte der Quaddie. »Ungefähr der vernünftigste Planetarier, den wir je bei uns hatten. Wir wollen ihn auf keinen Fall verlieren, ja?« Er nickte Nicol zu.
Sie neigte den Kopf in stummer Dankbarkeit.
Die Verhaftung durch die Bürger wurde pflichtgemäß
protokolliert. Die Quaddie-Polizisten, die sich hier
versammelt hatten, beäugten vorsichtig den langen sich windenden Gefangenen und beschlossen, ihn einstweilen
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mit Stange und allem anderen zu übernehmen. Das Team
von Docks und Schleusen präsentierte mit verständlicher Selbstzufriedenheit auch den Seesack, den Firka getragen hatte.
Hier war also Miles' meistgesuchter Verdächtiger, wenn nicht auf einem Tablett, so doch am Spieß präsentiert.
Miles juckte es in den Fingern, ihm das Isolierband vom Gesicht abzureißen und damit zu beginnen, ihn auszuquetschen.
Währenddessen traf Eichmeisterin Greenlaw ein,
begleitet von einem neuen Quaddie-Mann, der dunkelhaarig war und fit wirkte, wenn auch nicht besonders jung.
Er trug gepflegte, schlichte Kleidung, ähnlich wie Boss Watts und Bel, aber in Schwarz anstatt von Schieferblau, Sie stellte ihn als Richter Leutwyn vor.
»So, so«, sagte Leutwyn und blickte neugierig auf den
mit Isolierband gefesselten Verdächtigen. »Das ist also unsere Ein-Mann-Kriminalitätswelle. Verstehe ich es
richtig, dass er auch mit der barrayaranischen Flotte
gekommen ist?«
»Nein, Herr Richter«, erwiderte Miles. »Er ging hier auf Station Graf an Bord der Rudra, und zwar in letzter Minute. Tatsächlich meldete er sich erst nach dem ursprünglichen Abreisetermin des Schiffes an Bord. Ich wüsste sehr gerne, warum. Ich habe ihn stark im Verdacht, dass er das Blut synthetisiert und in der Ladebucht vergossen hat, dass er gestern in der Lobby der Herberge…
jemanden zu ermorden versuchte, und dass er Granat Fünf und Bel Thorne gestern Abend attackierte. Granat Fünf hat ihn zumindest ziemlich deutlich gesehen und dürfte in der 1230
Lage sein, diese Identifikation gleich zu bestätigen. Aber die bei weitem dringendste Frage lautet: Was ist mit Hafenmeister Thorne geschehen? Einem Entführungsopfer, das sich in Gefahr befindet, dicht auf den Fersen zu sein ist bestimmt in den meisten Rechtssystemen ausreichender Grund für eine zwangsweise Vernehmung unter Schnell-Penta.«
»Auch hier bei uns«, räumte der Richter ein. »Aber ein Verhör unter Schnell-Penta ist ein heikles Unternehmen. In dem halben Dutzend Fälle, bei denen ich zugegen war, habe ich gesehen, dass es nicht annähernd der Zauberstab ist. für
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