Vorkosigan 14 16 17 Der Botschafter
herunterzubeugen.
»In Ordnung. Bis hierher haben Sie mitgemacht. Für
das, was jetzt kommt, müssen wir nicht beide zugleich hier drin sein. Ich möchte, dass Sie den Raum verlassen und die molekularen Barrieren einschalten. Dann halten Sie sich bereit, um den Medizinern von der Prinz Xav nach Bedarf zu helfen.«
»Mylord, sind Sie sicher, dass Sie es nicht lieber hätten, wenn wir es andersherum machen?«
»Ich bin mir sicher. Gehen Sie!«
Roic verließ widerstrebend den Baderaum. Miles
wartete, bis die Fäden aus blauem Licht, die anzeigten, dass die Barrieren aktiviert waren, vor der Tür erschienen, dann beugte er sich nieder, öffnete das Pod und schlug es von Bels verkrampftem, zitterndem Körper zurück. Selbst durch die Handschuhe hindurch fühlte sich Bels nackte Haut sengend heiß an.
Sowohl die Palette als auch sich selbst in den Baderaum 1294
zu schieben brachte einiges unbeholfene Gefummel mit
sich, aber schließlich hatte er Bel so positioniert, dass er ihn in die Wanne schieben konnte, die mit Eis und Wasser gefüllt wartete. Hochheben, gleiten lassen, platsch! Er verfluchte die Palette und langte hinüber, um Bels Kopf hochzuhalten. Bels Körper zuckte vor Schock; Miles fragte sich, ob sein theoretisch ausgedachtes Palliativ statt der erwünschten Wirkung dem Opfer nicht womöglich einen Herzschlag verpassen würde. Mit einem Fuß schob er die Palette wieder zur Tür hinaus, damit sie aus dem Weg war.
Bel versuchte sich gerade zu einer Embryostellung
zusammenzurollen, eine ermutigendere Reaktion als das
Wachkoma, das Miles bis jetzt beobachtet hatte. Miles zog die gekrümmten Gliedmaßen nach und nach herunter und hielt sie unter das Eiswasser.
Miles' Finger wurden taub vor Kälte, außer dort, wo sie Bel berührten. Die Körpertemperatur des Hermaphroditen schien von dieser brutalen Behandlung kaum beeinflusst zu werden. Wirklich unnatürlich. Aber zumindest wurde Bel nicht noch heißer. Das Eis schmolz sichtlich.
Es war einige Jahre her, seit Miles Bel zuletzt nackt
gesehen hatte, bei einer Dusche im Einsatz oder beim
Anziehen oder beim Ablegen der Raumrüstung im
Umkleideraum eines Söldnerschiffes. Anfang fünfzig war nicht alt für einen Betaner, doch die Schwerkraft rückte Bel mehr und mehr auf die Pelle. Uns allen. In ihren gemeinsamen Dendarii-Tagen hatte Bel seine unerwiderte Lust auf Miles in einer Reihe von halb scherzhaften Avancen geäußert, die halb mit Bedauern abgelehnt worden waren. Jetzt bereute Miles im Großen und Ganzen 1295
die sexuelle Zurückhaltung seiner jüngeren Jahre. Zutiefst.
Wir hätten damals unsere Chancen ergreifen sollen, als wir jung und schön waren und dies nicht einmal wussten.
Und Bel war schön gewesen, auf seine eigene ironische
Weise: er hatte entspannt in einem athletischen, gesunden und trainierten Körper geleibt und gelebt.
Bels Haut war von Flecken überzogen, rot und weiß
gesprenkelt; der Leib des Hermaphroditen, der unter Miles'
nervösen Händen in das Eisbad rutschte und sich darin
drehte, wies eine seltsame Textur auf, abwechselnd dick geschwollen oder mit Druckstellen wie gequetschte Früchte. Miles rief Bels Namen, versuchte seine beste alte Admiral-Naismith-befiehtl- Stimme, erzählte einen schlechten Witz, doch nichts drang durch die glasige Apathie des Hermaphroditen. Es war keine gute Idee, in einem Biotainer-Anzug zu weinen, fast so schlecht wie sich in einem Druckanzug zu erbrechen. Man konnte sich nicht die Augen trocknen oder den Rotz aus der Nase wischen.
Und wenn jemand einen unerwartet an der Schulter
berührte, dann sprang man auf wie von einer Kugel
getroffen, und der andere schaute einen komisch an, durch die beiderseitigen Gesichtsscheiben hindurch.
»Lord Auditor Vorkosigan, sind Sie in Ordnung?«,
fragte der in Biotainer gewickelte Arzt der Prinz Xav, als er sich neben Miles am Rande der Wanne niederkniete.
Miles schluckte, um die Selbstbeherrschung wiederzugewinnen. »Mir geht es soweit gut. Dieser Herm hier ist in sehr schlechter Verfassung. Ich weiß nicht, was man Ihnen über die ganze Sache erzählt hat.«
1296
»Mir wurde gesagt, dass ich es vielleicht mit einer
möglichen akuten Biowaffe aus cetagandanischer Produktion zu tun haben würde, die inzwischen schon drei Menschen getötet hat, und einer habe überlebt. Die Information, dass es einen Überlebenden gebe, ließ mich zweifeln, ob die erste Behauptung stimmte.«
»Aha, Sie hatten also noch keine Gelegenheit, Guppy zu sehen.«
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