Vorkosigan 14 16 17 Der Botschafter
Steuerung
1299
und brüllte durch seine Gesichtsscheibe: »Ich habe jetzt das Kommunikatorrelais des Schiffes zum Laufen gebracht, Mylord. Sie sollten mich auf Kanal 12 hören können, wenn Sie umschalten. Die Mediziner sind alle auf 13.«
Hastig schaltete Miles den Kommunikator seines
Anzugs ein. »Hören Sie mich?«
Roics Stimme erklang jetzt neben seinem Ohr. »Ja,
Mylord. Viel besser.«
»Haben wir die Anschlussröhren abgestoßen und uns
schon von den Andockklampen entfernt?«
Roic blickte etwas ungehalten drein. »Nein, Mylord.«
Als Miles fragend das Kinn hob, fügte er hinzu: »Äh…
sehen Sie, ich bin allein. Ich habe noch nie ein Sprungschiff gesteuert.«
»Wenn man nicht gerade tatsächlich springt, dann ist es einfach wie ein Shuttle«, versicherte ihm Miles. »Nur größer.«
»Ich habe auch noch nie einen Shuttle gesteuert.«
»Ach so. Nun, dann kommen Sie mal. Ich zeige Ihnen,
wie man das macht.«
Roic beobachtete ihn ernst und voller Bewunderung,
während Miles verheimlichte, dass er nach der Steuerung des Röhrenverschlusses suchte – ah, da war sie. Er brauchte drei Versuche, um mit der Flugkontrolle der Station und danach mit der Abteilung Docks und Schleusen in Kontakt zu kommen – wenn nur Bel da gewesen wäre, dann hätte er auf der Stelle diese Aufgabe delegiert…
Miles biss sich in die Lippe, überprüfte noch einmal die Entwarnung von der Ladebucht – es wäre die Krönung der 1300
Vielzahl von Peinlichkeiten bei dieser Mission gewesen, wenn das Schiff beim Ablegen von der Station die Andockklampen herausgerissen, die Ladebucht dekompressiert und eine unbekannte Anzahl von Quaddie-Polizisten, die dort Wache standen, getötet hätte. Er raste von der Nachrichtenstation zum Pilotensessel, schob den Sprunghelm beiseite und ballte seine behandschuhten Hände kurz zu Fäusten, bevor er die manuelle Steuerung aktivierte. Ein wenig sanfter Druck von den seitlichen Korrekturtriebwerken, ein bisschen Geduld und ein Gegenstoß von der gegenüberliegenden Seite ließ die ausgedehnte Masse der Idris einen hübschen Steinwurf von der Flanke der Station Graf entfernt im Weltraum schweben. Nicht, dass ein Stein, der dort draußen geworfen wurde, etwas anderes tun würde als immerzu weiterzufliegen…
Keine Bio-Seuche kann diese Lücke überbrücken, dachte er mit Genugtuung, dann erinnerte er sich sofort daran, was die Cetagandaner mit Sporen anstellen konnten. Hoffe ich.
Verspätet fiel ihm ein, dass wiederanzudocken – falls
der Arzt der Prinz Xav nach dem Biokontaminationsalarm Entwarnung gab – eine wesentlich heiklere Aufgabe sein würde. Nun ja, wenn er das Schiff freigibt, dann können wir einen Piloten einfliegen. Er las von einer digitalen Wanduhr die Zeit ab. Seit sie Bel gefunden hatten, war kaum eine Stunde vergangen. Ihm kam es vor wie ein Jahrhundert.
»Sie sind auch Pilot?«, erklang eine überraschte,
gedämpfte weibliche Stimme.
Miles schwang im Pilotensessel herum und entdeckte die 1301
drei Quaddies in ihren Schwebern in der Tür des
Steuerraums. Alle trugen jetzt für Quaddies angefertigte Biotainer-Anzüge in blassem medizinischem Grün. Sein Auge konnte sie schnell unterscheiden. Venn war massiger, Eichmeisterin Greenlaw ein wenig kleiner. Richter Leutwyn bildete die Nachhut.
»Nur in einem Notfall«, räumte er ein. »Woher haben
Sie die Anzüge bekommen?«
»Meine Leute haben sie in einer Drohnenkapsel von der
Station herübergeschickt«, erwiderte Venn. Auch er trug seinen Betäuber in einem Halfter an der Außenseite seines Anzugs.
Miles hätte es vorgezogen, wenn die Zivilisten sicher
drunten im Frachtrumpf eingeschlossen geblieben wären, aber dagegen konnte man jetzt sichtlich nichts mehr tun.
»Die immer noch an der Schleuse hängt, ja«, kam Venn
Miles' Frage zuvor.
»Danke«, sagte Miles sanft.
Er wollte sich unbedingt übers Gesicht wischen und die juckenden Augen reiben, aber er konnte nicht. Was kam als Nächstes? Hatte er alles getan, was er konnte, um diese Sache in Schach zu halten? Sein Auge fiel auf den Dekontaminator, der über Roics Schulter hing. Es wäre wahrscheinlich eine gute Idee, diesen wieder zurück in die Technikabteilung zu bringen und ihre Spuren zu sterilisieren.
»Mylord?«, fragte Roic schüchtern.
»Ja. Gefolgsmann?«
»Ich habe nachgedacht. Die Nachtwache hat gesehen,
1302
wie der Hafenmeister und der Ba das Schiff betraten, aber niemand hat berichtet, dass jemand wieder weggegangen sei. Wir haben
Weitere Kostenlose Bücher