Vorkosigan 14 16 17 Der Botschafter
versammelt war, stellte nicht das Ganze der Haud-Rasse auf Rho Ceta dar. nur den Teil, dessen genetische Verbindungen, die von ihren
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Clanoberhäuptern arrangiert worden waren, an diesem Tag, in diesem Jahr Frucht trugen.
Die Männer und Frauen, deren Kinder heute hier
übergeben wurden, mochten bis zu dieser Morgendämmerung einander nie berührt oder überhaupt gesehen haben, aber jede Gruppe von Männern nahm aus den Händen der Sternenkrippe die Kinder ihrer Zeugung entgegen. Sie geleiteten die Gestelle ihrerseits zu den wartenden weißen Kugeln, die ihre genetischen Partnerinnen trugen. Während jede Konstellation sich um ihr Replikatorgestell versammelte, wechselten die Energieschirme ihre Farbe vom dumpfen Weiß der Trauer zu strahlenden Farben, einem prächtigen Regenbogen. Die regenbogenfarbigen Kugeln strömten hinaus aus dem Amphitheater, begleitet von ihren männlichen Gefährten, während der hügelige Horizont jenseits des Sees sich als Silhouette vom Feuer des Morgenrots abzeichnete und am Himmel die Sterne im Blau erloschen.
Sobald die Haud ihre heimischen Enklaven erreichten,
die über den Planeten verstreut waren, würden die Kinder wiederum in die Hände ihrer Ghem-Ammen und Betreuer übergeben werden, um aus ihren Replikatoren geholt zu werden. Und dann in die erziehenden Krippen ihrer
verschiedenen Konstellationen gebracht zu werden. Eltern und Kind mochten sich später wieder begegnen oder auch nicht. Doch es schien bei dieser Zeremonie um mehr zu gehen als nur um Haud-Protokoll. Sind wir nicht am Ende alle aufgerufen, unsere Kinder der Welt zurückzugeben?
Die Vor taten es, zumindest in ihren Idealen. Barrayar frisst seine Kinder. hatte seine Mutter seinem Vater zufolge 1437
einmal gesagt. Als sie Miles anschaute.
Also, dachte Miles müde, sind wir hier heute Helden oder die größten Verräter, dem Galgen entronnen? Was würde aus diesen winzigen Sprösslingen der hohen Haud mit der Zeit einmal werden? Große Männer und Frauen?
Schreckliche Feinde? Hatte er, ohne es zu wissen, hier ein zukünftiges Verhängnis für Barrayar gerettet – einen Feind und Vernichter seiner eigenen, noch ungeborenen Kinder?
Und wenn ihm ein grausamer Gott eine so furchtbare
Präkognition oder Prophetie verliehen hätte, hätte er dann anders handeln können?
Mit seiner kalten Hand suchte er die von Ekaterin; ihre Finger umschlossen die seinen mit Wärme. Inzwischen war es hell genug, dass sie sein Gesicht sehen konnte. »Geht es dir gut, mein Schatz?«, murmelte sie besorgt.
»Ich weiß es nicht. Lass uns nach Hause gehen!«
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Epilog
Im Orbit von Komarr verabschiedeten sie sich von Bel und Nicol. – Miles war auf der
Transferstation zu Bels abschließender Dienstbesprechung in den KBS-Büros der Abteilung Galaktische Angelegenheiten mitgefahren, teils, um seine eigenen Beobachtungen einzubringen, teils, um dafür zu sorgen, dass die Jungs vom KBS den Hermaphroditen nicht über Gebühr erschöpften. Ekaterin nahm auch daran teil, sowohl um als Zeugin auszusagen, als auch um sicherzustellen, dass Miles nicht sich selbst erschöpfte. Miles wurde vor Bel weggebracht.
»Seid ihr sicher, dass ihr nicht bis ins Palais Vorkosigan mitkommen wollt?«, fragte Miles nervös zum vierten oder fünften Mal, als sie sich in der oberen Passagierhalle zum endgültigen Lebewohl versammelten. »Ihr habt schließlich die Hochzeit verpasst. Wir könnten es euch so richtig gemütlich machen. Meine Köchin allein ist schon eine Reise wert, das verspreche ich euch.« Miles, Bel und natürlich Nicol saßen in Schwebern. Ekaterin stand mit verschränkten Armen daneben und lächelte leicht. Roic wanderte in einem unsichtbaren Umkreis um sie herum, als überließe er ungern seine Pflichten den unauffälligen Wachen des KBS. Der Gefolgsmann war jetzt schon so
lange ununterbrochen im Dienst gewesen, dass er wohl vergessen hatte, wie man eine Freischicht nahm, dachte Miles. Er verstand dieses Gefühl. Doch er beschloss: Sobald sie nach Barrayar zurückgekehrt sein würden,
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wären für Roic mindestens zwei Wochen ununterbrochener Heimaturlaub fällig.
Nicol zog die Augenbrauen hoch. »Ich fürchte, wir
könnten eure Nachbarn beunruhigen.«
»Die Pferde scheu machen, jawohl«, sagte Bel.
Miles verneigte sich im Sitzen; sein Schweber
schwankte leicht. »Mein Pferd würde dich mögen. Es ist äußerst umgänglich, ganz abgesehen davon, dass es zu alt und zu faul ist, um durchzugehen. Und ich garantiere dir
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