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Vorkosigan 14 16 17 Der Botschafter

Vorkosigan 14 16 17 Der Botschafter

Titel: Vorkosigan 14 16 17 Der Botschafter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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aussehendes Gesicht war totenblass, als er seinem Besucher höflich zunickte. »Mylord Auditor. Was kann ich für Sie tun?«
    »Entspann dich, René. Dies ist kein offizieller Besuch.
    Ich habe nur einmal vorbeigeschaut, um Hallo zu sagen.«
    »Ach so.« René stieß sichtlich erleichtert den Atem aus; die plötzliche Starre in seinem Gesicht wandelte sich wieder zu bloßer Müdigkeit. »Ich dachte, du seist… ich dachte, Gregor hätte dich mit der schlechten Nachricht geschickt.«
    »Nein, nein, nein. Schließlich kann ja der Rat der Grafen nicht gut abstimmen, ohne es dir mitzuteilen.« Miles nickte vage in Richtung des Flusses und des Ratssitzes auf dem anderen Ufer; René erinnerte sich an seine Gastgeberpflichten, depolarisierte das Fenster und zog Sessel für sich und Miles herbei, um das Panorama zu betrachten, während sie sprachen. Miles ließ sich gegenüber dem jungen Grafen nieder. René hatte
    rechtzeitig daran gedacht, für seinen hohen Gast einen ziemlich niedrigen Sessel herbeizuziehen, sodass Miles'
    Füße nicht in der Luft baumelten.
    »Aber du hättest vielleicht – nun ja. ich weiß nicht, was du vielleicht hättest sein können«, sagte René trübselig, setzte sich hin und rieb sich den Hals. »Ich hatte dich nicht erwartet. Oder überhaupt jemanden. Graf und Gräfin Ghembretten sind anscheinend keine Leute, die man kennen sollte.«
    »Ach, ach, ach. Du hast also diesen Kalauer gehört,
    wie?«
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    »Mein Gefolgsmann hat ihn als Erster gehört. Der Witz
    ist schon in der ganzen Stadt verbreitet, nicht wahr?«
    »Na ja, gewissermaßen.« Miles räusperte sich. »Tut mir Leid, dass ich nicht früher vorbeigekommen bin. Ich war auf Komarr, als dein Fall aufkam, und ich hörte erst davon, als ich zurück war, und dann schickte Gregor mich aufs flache Land hinaus, und, nun ja, zum Teufel mit den Entschuldigungen. Es tut mir höllisch Leid, dass dir diese Sache passiert ist. Ich kann dir eindeutig garantieren, dass die Progressiven dich nicht verlieren wollen.«
    »Kannst du das? Ich dachte, ich hätte sie in große
    Verlegenheit gebracht.«
    »Eine Stimme im Rat ist eine Stimme. Da ein
    Stimmwechsel unter den Grafen buchstäblich ein Ereignis ist. das nur einmal im Leben vorkommt…«
    »Für gewöhnlich«, warf René trocken ein.
    Miles tat den Einwurf mit einem Achselzucken ab.
    »Verlegenheit ist eine Emotion, die vergeht. Wenn die
    Progressiven dich an Sigur verlieren, dann verlieren sie diese Stimme für die ganze nächste Generation. Sie werden dich unterstützen.« Miles zögerte. »Sie unterstützen dich, nicht wahr?«
    »Mehr oder weniger. Größtenteils. Einige.« René
    machte eine ironische Handbewegung. »Einige meinen,
    dass sie sich einen ständigen Feind im Rat schaffen, wenn sie gegen Sigur stimmen und dann verlieren. Und wie du sagst, eine Stimme ist eine Stimme.«
    »Wie sehen die Zahlen aus? Weißt du das schon?«
    René zuckte die Achseln. »Ein Dutzend sind für mich
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    sicher, ein Dutzend sicher für Sigur. Mein Schicksal
    werden die Männer der Mitte entscheiden. Die meisten von ihnen sprechen in diesem Monat nicht mit den Ghembrettens. Ich glaube, es sieht nicht gut aus, Miles.« Er schaute seinen Besucher an. Sein Gesichtsausdruck zeigte eine seltsame Mischung aus Aufgewecktheit und Zögern.
    »Und weißt du schon, wie der Distrikt Vorkosigan
    stimmen wird?«, fügte er in neutralem Ton hinzu.
    Miles war klar gewesen, dass er diese Frage zu beantworten haben würde, wenn er René besuchte. Zweifellos ging es jedem anderen Grafen oder Grafenstellvertreter ebenso, was auch erklärte, wieso Renés gesellschaftliches Leben in letzter Zeit so plötzlich verödete. Da Miles ein paar Wochen Zeit gehabt hatte, um sich die Sache zu überlegen, hatte er seine Antwort parat: »Wir sind für dich.
    Konntest du daran zweifeln?«
    René brachte ein reumütiges Lächeln zustande. »Ich war mir fast sicher gewesen, aber schließlich ist da jenes große radioaktive Loch, das die Cetagandaner in der Mitte eures Distrikts hinterlassen haben.«
    »Das ist Geschichte. Mann. Helfe ich dir bei der Anzahl deiner Stimmen?«
    »Nein«, seufzte René. »Ich habe euch schon
    eingerechnet.«
    »Manchmal gibt eine einzige Stimme den Ausschlag.«
    »Es macht mich verrückt, wenn ich daran denke, dass es so knapp sein könnte«, gab René zu. »Ich hasse das. Ich wünschte, es wäre schon vorbei.«
    »Geduld, René«, riet ihm Miles. »Vergib dir keine
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    Vorteile, nur weil du

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