Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorkosigan 14 16 17 Der Botschafter

Vorkosigan 14 16 17 Der Botschafter

Titel: Vorkosigan 14 16 17 Der Botschafter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
Vom Netzwerk:
Sternenbrücke dreimal zerstört und wieder aufgebaut worden.
    Gegenüber Palais Vorbretten ragten die Zinnen von
    Schloss Vorhartung grau und archaisch durch die frühlingsgrünen Baumkronen. Der traditionelle Versammlungsort - 236 -
    des Rates der Grafen hatte über all diese Transformationen hinweggesehen – in beiderlei Sinn des Wortes, wie Miles trocken dachte. Wenn nicht gerade ein Krieg im Gange war, dann konnte es lang dauern, wenn man darauf wartete, dass alte Grafen starben, damit ein Wandel eintrat. Einer oder zwei kratzten jedes Jahr ab, das war derzeit der Durchschnitt, aber das Tempo des Generationswechsels verlangsamte sich noch weiter, da die Lebenserwartung
    zunahm. Dass zur gleichen Zeit zwei Sitze vakant waren und dass um beide ein progressiver und ein konservativer Kandidat wetteiferten, war ziemlich ungewöhnlich.
    Zumindest war Renés Sitz für jede der beiden großen
    Parteien zu haben. Der andere Fall war noch mysteriöser.
    »Hast du eine Ahnung, was der Kern von Lady Donna
    Vorrutyers Einspruch gegen die Übernahme des
    Grafentitels der Vorrutyers durch ihren Cousin Richars war?«, fragte Miles. »Hast du darüber reden hören?«
    René winkte ab. »Nicht viel, aber wer redet denn dieser Tage schon mit mir? Anwesende ausgenommen.« Er warf Miles einen verstohlen dankbaren Blick zu. »Die Not lehrt uns, wer unsere wahren Freunde sind.«
    Miles wurde verlegen, als er daran dachte, wie lange er gebraucht hatte, um hierher zu kommen. »Halte mich nicht für tugendhafter, als ich bin, René. Ich müsste der Letzte auf Barrayar sein, der das Argument vorbringen dürfte, dass jemand mit einem Tropfen Blut von einem fremden Planeten in den Adern für einen Grafentitel disqualifiziert wäre.«
    »Ach ja, du bist ja Halbbetaner, stimmt. Aber in deinem Fall handelt es sich wenigstens um die korrekte Hälfte.«
    - 237 -
    »Praktisch bin ich zu fünf Achtel Betaner. Weniger als zur Hälfte Barrayaraner.« Miles erkannte, dass er sich gerade eine Blöße für einen Seitenhieb wegen seiner Körpergröße gegeben hatte, aber René machte keinen Gebrauch davon. Byerly Vorrutyer hätte ein Stichwort wie dieses nicht ungenutzt gelassen, und Ivan hätte es wenigstens gewagt zu grinsen. »Normalerweise versuche ich zu vermeiden, die Aufmerksamkeit der Leute auf
    solche Berechnungen zu bringen.«
    »Ich habe mir tatsächlich einige Gedanken über Lady
    Donna gemacht«, sagte René. »Ihr Fall könnte sich am
    Ende schließlich auf euch Vorkosigans auswirken.«
    »So?«
    René, der jetzt aus seinen düsteren Betrachtungen über sein eigenes Dilemma gerissen worden war, wurde lebhafter. »Sie brachte ihren Einspruch vor und reiste direkt danach nach Kolonie Beta ab. Auf was für einen Gedanken bringt dich das?«
    »Ich bin auf Kolonie Beta gewesen. Es gibt so viele
    Möglichkeiten, dass ich sie kaum aufzählen kann. Der erste und einfachste Gedanke ist, dass sie sich aufgemacht hat, um irgendwelche obskuren Beweise bezüglich der Vorfahren, Gene oder Verbrechen ihres Cousins Richars zu sammeln.«
    »Bist du jemals Lady Donna begegnet? Ich würde sie
    nicht mit dem Wort einfach beschreiben.«
    »Hm, das stimmt. Vermutlich sollte ich Ivan fragen, was er meint. Er hat mal eine Weile mit ihr geschlafen.«
    »Ich glaube, ich war damals nicht in der Stadt. Zu der
    - 238 -
    Zeit war ich im aktiven Dienst unterwegs.« In Renés
    Stimme klang ein leises Bedauern für die aufgegebene
    militärische Karriere an. Oder war dies vielleicht nur eine Projektion von Miles? »Aber es überrascht mich nicht. Sie hatte den Ruf, Männer zu sammeln.«
    Miles hob interessiert die Augenbrauen. »Hat sie dich
    auch einmal gesammelt?«
    René grinste. »Dieser Ehre bin ich irgendwie
    entgangen.« Er erwiderte Miles' ironischen Blick. »Und hat sie dich mal gesammelt?«
    »Was denn, wo doch Ivan verfügbar war? Ich bezweifle,
    dass sie jemals weit genug nach unten geschaut hat, um mich zu bemerken.«
    René öffnete die Hand, als wollte er Miles' kleinen
    Anfall von Selbstherabsetzung abwehren, und Miles biss sich in die Zunge. Er war jetzt Kaiserlicher Auditor, öffentliches Gejammer über sein physisches Schicksal klang ergo etwas merkwürdig. Er hatte schließlich
    überlebt. Niemand konnte ihn jetzt herausfordern. Aber würde selbst ein Auditorentitel ausreichen, um die durchschnittliche barrayaranische Frau dazu zu bringen, dass sie den Rest der Verpackung übersah? Deshalb ist es ja gut. dass du nicht in eine durchschnittliche Frau

Weitere Kostenlose Bücher