Vorkosigan 14 16 17 Der Botschafter
gehörte, den Geschmack seines Herrn für Straßentheater zu fördern.
Schließlich bemerkte er vorsichtig: »Falls ich mir
herausnehmen darf, für den Haushalt zu sprechen, so meine ich, wir sollten uns von der besten Seite zeigen. Unter diesen Umständen.«
»Ach ja. In Ordnung.«
Miles verstummte für einige Augenblicke und starrte
zum Fenster hinaus, während sie sich durch die
verkehrsreichen Straßen der Stadt schlängelten, aus dem Universitätsbezirk hinaus und durch einen labyrinthischen Winkel der Altstadt, zurück zum Palais Vorkosigan. Als er wieder redete, war die manische Stimmung aus seiner Stimme gewichen: sie klang jetzt kühler und rauer.
»Wir holen sie morgen um 12 Uhr ab. Sie werden
fahren. Sie werden immer fahren, wenn Madame
Vorsoisson oder ihr Sohn im Wagen sitzen. Betrachten Sie
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es von jetzt an als Teil Ihres Dienstplans.«
»Jawohl, Mylord«, erwiderte Pym und fügte dann
vorsichtig hinzu: »Es wird mir ein Vergnügen sein.«
Die Anfälle, die ihn gelegentlich heimsuchten, waren
das letzte Souvenir, das der KBS-Hauptmann Miles
Vorkosigan nach einem Jahrzehnt Militärdienst mit nach Hause gebracht hatte. Er hatte Glück gehabt, dass er lebend und mit intaktem Intellekt der Kryokammer entkommen war: Miles war sich durchaus bewusst, dass es vielen auch nicht annähernd so gut ging. Er hatte Glück gehabt, dass er lediglich aus medizinischen Gründen aus dem Dienst des Kaisers entlassen worden war. nicht ehrenvoll bestattet als Letzter seiner ruhmreichen Familie, oder als Invalide, der nur noch wie ein Tier dahinvegetierte. Der Anfallsimulator, den die Armeeärzte ihm gegeben hatten, um seine Krämpfe künstlich auszulösen, war durchaus kein Heilmittel, doch er sollte verhindern, dass die Anfälle unkontrollierbar auftraten. Miles fuhr und flog auch seinen Leichtflieger – aber nur allein. Er nahm keine Passagiere mehr mit. Pyms Pflichten eines Offiziersburschen umfassten jetzt auch die eines Krankenpflegers; er hatte inzwischen genügend der beunruhigenden Anfälle miterlebt, um für diesen ungewöhnlichen Ausbruch von Vernunft dankbar zu sein.
Miles zog einen Mundwinkel hoch. Nach einer Weile
fragte er: »Und wie haben Sie eigentlich in der guten alten Zeit Ma Pym erobert, Pym? Haben Sie sich von der besten Seite gezeigt?«
»Das ist jetzt schon fast achtzehn Jahre her. Die
Einzelheiten sind mir nicht mehr so gegenwärtig.« Pym
lächelte ein wenig. »Ich war damals einer der dienstälteren
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Sergeanten. Ich hatte den Fortgeschrittenenkurs beim
Sicherheitsdienst mitgemacht und wurde zum Wachdienst
im Schloss Vorhartung abgeordnet. Sie war dort
Angestellte im Archiv. Ich war kein junger Hupfer mehr und dachte, es wäre an der Zeit, dass ich ernsthaft würde … allerdings bin ich mir nicht so sicher, ob sie mir nicht diese Idee in den Kopf gesetzt hat, weil sie nach wie vor behauptet, sie hätte mich zuerst entdeckt.«
»Aha. ein gut aussehender Bursche in Uniform, ich
verstehe. Das wirkt jedes Mal. Warum haben Sie dann
beschlossen, aus dem kaiserlichen Dienst auszuscheiden und sich bei meinem Vater, dem Grafen, zu bewerben?«
»Nun, das erschien mir als die passende Weiterentwicklung. Unsere kleine Tochter war damals geboren, ich vollendete gerade mein zwanzigstes Dienstjahr und stand vor der Frage, ob ich weiter beim Militär bleiben sollte.
Die Familie meiner Frau lebte hier, sie hatte hier ihre Wurzeln und war nicht sonderlich erpicht darauf, mit den Kindern im Schlepptau der Fahne zu folgen. Oberst Illyan, der wusste, dass ich aus dem Distrikt stammte, war so freundlich und gab mir einen Tipp, dass es bei Ihrem Vater eine freie Stelle als Gefolgsmann gab. Und als ich den Mut fasste und mich bewarb, gab er mir eine Empfehlung. Ich stellte mir vor, der Posten eines Gefolgsmanns sei für einen Mann mit Familie ein ruhigerer Job.«
Der Bodenwagen kam am Palais Vorkosigan an; der
Dienst habende KBS-Korporal öffnete ihnen das Tor, Pym fuhr zu dem Schutzdach vor und öffnete das Verdeck.
»Danke, Pym«, sagte Miles und zögerte. »Noch ein
Wort im Vertrauen. Zwei Worte.«
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Pym schaute ihn aufmerksam an.
»Sollten Sie sich zufällig mit den Gefolgsleuten anderer Häuser treffen… dann wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie Madame Vorsoisson nicht erwähnen würden. Ich möchte nicht, dass sie zum Gegenstand von Klatsch wird, und, na ja… sie geht ja auch nicht jedermann etwas an, ja?«
»Ein loyaler Gefolgsmann vermeidet Klatsch,
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