Vorkosigan 17 Diplomatische Verwicklungen
Generation derartiger Offiziere war handverlesen und startbereit, um ihre Loyalität und Kompetenz zu beweisen. Des Kaisers Lieblinge, hatte Miles mindestens einen barrayaranischen Offizierskollegen sie mit verhohlener Verstimmung nennen hören. Der Erfolg dieser Integration hatte für Kaiser Gregor eine hohe persönliche Priorität. Das wusste Admiral Vorpatril sicherlich auch. Miles setzte Solians mysteriöses Schicksal auf seiner Liste der dringendsten Prioritäten um eine Stelle nach oben.
»Wie waren die Umstände seines Verschwindens?«
»Ganz still, Mylord«, antwortete Brun. »Er meldete sich wie üblich vom Dienst ab und tauchte zu seiner nächsten Wache nicht mehr auf. Als später seine Kabine überprüft wurde, schienen einige seiner persönlichen Sachen und eine Reisetasche zu fehlen; die meisten seiner Uniformen waren jedoch noch da. Es gab keine Aufzeichnungen, dass er das Schiff endgültig verlassen hätte, aber schließlich …
wüsste er ja am besten von allen, wie man wegkäme, ohne gesehen zu werden. Deshalb unterstelle ich Fahnenflucht.
Danach wurde das Schiff gründlich durchsucht. Er muss die Aufzeichnungen abgeändert haben oder mit der Fracht hinausgeschlüpft sein, oder irgendetwas anderes.«
»Irgendein Anzeichen dafür, dass er mit seiner Arbeit oder seiner Stellung unzufrieden war?«
»Nicht – nein, Mylord. Nichts Besonderes.«
»Und etwas nicht Besonderes?«
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»Na ja, es gab die üblichen Flachsereien über einen Komarraner in dieser«, Brun zeigte auf sich selbst, »Uniform.
Vermutlich bekam er in seiner Stellung es von beiden Seiten ab.«
Wir versuchen jetzt alle eine einzige Seite zu sein. Miles kam zu dem Schluss, dass dies jetzt nicht der Ort oder die Zeit war, die unbewussten Annahmen hinter Bruns Wortwahl weiterzuverfolgen. »Frachtmeister Molino – wissen Sie etwas, was ein Streiflicht darauf wirft? War Solian einer … äh … Kritik seiner komarranischen Landsleute ausgesetzt?«
Molino schüttelte den Kopf. »Der Mann schien bei der Besatzung der Idris beliebt gewesen zu sein, soweit ich es sagen kann. Er hielt sich an seine Arbeit und ließ sich auf keine Auseinandersetzungen ein.«
»Trotzdem entnehme ich Ihren Ausführungen, dass Ihr erster … Eindruck war, er sei desertiert?«
»Das schien möglich«, räumte Brun ein. »Ich möchte
ihn nicht verunglimpfen, aber er war nun einmal ein Komarraner. Vielleicht hatte er entdeckt, dass der Dienst härter war, als er gedacht hatte. Admiral Vorpatril war anderer Meinung«, fügte er gewissenhaft hinzu.
Vorpatril machte eine Geste wohlüberlegter Ausgewogenheit. »Umso mehr Grund, nicht an eine Fahnenflucht zu denken. Das Oberkommando ist bei der Auswahl der Komarraner, die man in die Streitkräfte gelassen hat, ziemlich sorgfältig gewesen. Man möchte kein öffentliches Scheitern.«
»Auf jeden Fall«, sagte Brun, »alarmierten wir alle unsere eigenen Sicherheitsleute, um nach ihm zu suchen, und 34
baten die Behörden von Station Graf um Hilfe. Die boten sie uns jedoch nicht besonders bereitwillig an. Sie wiederholten nur immer wieder, sie hätten keine Spur von ihm, weder im schwerelosen noch im mit Schwerkraft versehenen Bereich der Station, und auch keine Aufzeichnungen darüber, dass irgendjemand, auf den seine Beschreibung zuträfe, die Station auf einem ihrer Lokalraum-Transporter verlassen hatte.«
»Und was ist dann geschehen?«
»Die Zeit verstrich«, antwortete Admiral Vorpatril. »Die Reparaturen an der Idris waren abgeschlossen und erledigt.
Es wuchs der Druck«, er blickte ungnädig zu Molino hin
über, »Station Graf zu verlassen und die geplante Route fortzusetzen. Ich – ich lasse meine Männer nicht zurück, wenn ich es verhindern kann.«
»Es hatte doch wirtschaftlich keinen Sinn«, sagte Molino leicht verärgert, »die ganze Flotte nur wegen eines einzigen Mannes aufzuhalten. Man hätte ein leichtes Schiff oder auch noch ein kleines Team von Ermittlern zurücklassen können, um die Angelegenheit weiterzuverfolgen und dann nachzukommen, wenn sie mit ihrer Arbeit fertig wären. Den Rest der Flotte hätte man also weiterreisen lassen können.«
»Ich habe auch den Dauerbefehl, die Flotte nicht aufzuspalten«, sagte Vorpatril und biss die Zähne zusammen.
»Aber wir haben doch schon seit Jahrzehnten in diesem Sektor keine Entführungen mehr erlebt«, warf Molino ein.
Miles kam es vor, als beobachtete er hier die x-te Runde einer schon lange andauernden Debatte.
»Nicht, seit Barrayar
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